mal auch meinen Senf dazu geb :-)
Hallo in die Runde,
Ich sitze wie so manch anderer hier auch im Rollstuhl, weiß also sehr gut von was ihr hier alle schreibt. Wir Menschen mit Behinderung haben kein Problem mit dem was uns und andere in Bezug auf eine Behinderung betrifft, nur zeigt schon allein wie selten sich hier Leute ohne Behinderung zu Wort melden wie die Realität wirklich ausschaut. Wer traut sich schon zuzugeben das er keinen Partner möchte der egal durch was auch immer eingeschränkt ist. Schaut man sich mal die anderen Themen an und wie sich die Masse in ihnen äußert, so ist doch deutlich zu sehen das wir immer Exoten sein werden und dementsprechend auch behandelt werden. Die Maßstäbe die heute an einen Partner gestellt werden können ja nur wenige erfüllen. Egal ob Mann oder Frau. Da darf der Po nicht zu dick sein, der Schwanz nicht zu klein, dunkle Haare und Augen sollen es sein und das deutsche Gardemaß muss auch erfüllt werden. Ich habe mich schon oft gefragt wo da der Mensch bleibt und bin nicht verwundert das es in Deutschland so viele Singles gibt. Ich freue mich für jeden von euch der einen Partner an seiner Seite hat und gebe zu, ein wenig neidisch zu sein. Ich habe für mich festgestellt menschlich nicht genug geben zu können und ich glaube das geht vielen so. Ich setze mich damit nicht selbst herab, ich weiß schon das ich ne Menge geben kann, mehr als die graue Masse. Ich denke das wird vielen von euch auch so gehen, vielleicht bedingt dadurch, dass sich unsere Energie auf das konzentriert, was nicht beeinträchtigt ist. Frauen die mich im Chat kennen lernen, ohne zu wissen das ich im Rollstuhl sitze, sind oft sehr angetan von mir. Konfrontiere ich sie mit der Realität zeigt sich wo die Wahrheit liegt. Nicht ohne Grund bin ich allein wie so viele von uns.
Ich hatte vor dem Unfall keine Probleme Frauen eine Partnerin zu finden, war ja bis dahin in einer Beziehung. Mich hat dann meine Freundin 4 Monate nach meinem Unfall mit ihrem neuen Freund bei der Reha besucht. So richtig böse war ich ihr nicht. Es lag nicht daran das wir uns zu wenig geliebt haben, denn Gefühle existieren immer noch, bei beiden, und das ist 11 Jahre her. Ich denke eher es lag daran was man erwartet und da hab ich ihren Ansprüchen nicht mehr genügt. Es ist heute einfach zu leicht zu gehen, nur selten ist jemand bereit zu verzichten. Ich hab da mal etwas schönes gelesen. „Wer Demut erleben will, muss verzichten lernen“
2 mal im Jahr Urlaub sind Pflicht, Sonne, Strand, das Meer oder sogenannte Erlebnisreisen. Wer von uns kann das schon noch alles. Ich bin froh wenn das Wetter mal 5 Tage nicht wechselt weil ich jede Veränderung spüre. Zu heiß taugt genau so wenig wie zu kalt. Ich denke da hat jeder von uns so seine eigenen Probleme. Ich hab bei der Reha beobachtet wie eine Beziehung nach der anderen zerbrochen ist. Die ersten Tage war die Liebe noch stark. Händchenhalten bei der Therapie, tröstende Worte und treue Schwüre. Um so mehr Zeit verging um so seltener waren die Besuche bis sie ganz ausblieben und dicke Tränen flossen. Wenn mir Paare erzählen das sie ihren Partner nie verlassen würden wenn ihm etwas passiert, muss ich immer schmunzeln. Wie heißt es so schön, man sollte nie, nie sagen. Eine solche Situation kann man sich nicht vorstellen und ob man auf Dauer dieser Belastung gewachsen ist, weiß keiner im Voraus. Ich hatte mich damit abgefunden allein bleiben zu müssen. Bis ich vor 6 Jahren bei der Geburtstagsfeier eines Bekannten einem Mädchen begegnet bin das nicht mit dem üblichen Mitleid mir gegenüber getreten ist. Wir lernten uns kennen und “verliebten“ uns. Ich hab versucht ihr bevor wir eine Beziehung eingingen, deutlich zu machen auf was sie sich da einlässt und das es nicht einfach wird. Sie war der Überzeugung das all die Dinge kein Problem für sie darstellen würden. Nach einem dreiviertel Jahr hat sie gegen den Rollstuhl gehackt mit den Worten „wenn das blöde Ding nicht wäre“ und hat mit einem anderen Bekannten das Weite gesucht. Er war so freundlich und ist mit ihr immer Fahrrad gefahren, Frau möchte ja auf nichts verzichten und zu was hat man Freunde und Bekannte.
Heute bin ich froh das sie weg ist. Ich hab mich mit ihr nicht wirklich wohl gefühlt, es aber in kauf genommen um nicht allein zu sein.
Ich bin auch so recht zufrieden, man kann nicht alles haben im Leben und ich hab ne Menge andrer Dinge die ich sehr schätze und genieße. Jeder gesunde Mensch sollte sich bewusst sein was es bedeutet gesund zu sein, denn etwas wertvolleres gibt es nicht.
So,jetzt aber Schluss ich denke eh das ich etwas am Thema vorbei geschossen bin.
Liebe Grüße in die Runde
Ronald der Glückliche