Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nochmal 20!
Wer wünscht sich das nicht mal ab und zu? Völlig normal, wenn man diesen Wunsch für einige Sekunden verspürt, aber ansonsten mit der Gegenwart zufrieden ist.
Und genau da scheint bei Einigen das Problem zu liegen, dass sie im Hier und Heute nicht zufrieden sind und glauben, diese Zufriedenheit irgendwo in der Vergangenheit verloren zu haben. Sie versteifen sich so sehr auf ihren Glauben, dass alles viel besser gekommen wäre, hätten sie nur damals am 16. Juli 19?? sich getraut, die sich ihnen gebotene Gelegenheit anzunehmen.
Mir absolut schleierhaft, wie man sein gegenwärtiges Leben mit einer nicht beweisbaren Vermutung derart abwerten kann? Anstelle sich mit dem heutigen Leben zu arrangieren, es zu akzeptieren und es zu ändern, verfallen sie in Lethargie und trauern den vergangenen Chancen nach. Es hätte auch ganz anders kommen können. Viel schlimmer, viel härter, und unter Umständen weniger lebenswert, als es das heutige Leben ist.
Also, ich hätte jetzt auch gerne so eine Kristallkugel, die mir den Blick in die Vergangenheit ermöglicht. Ich möchte nun endlich auch sehen können, wie blöd ich damals war, die Chance meines Lebens nicht erkannt und genutzt zu haben. Wahrscheinlich werde ich aber so eine Chance nicht sehen können, denn ich habe wahrscheinlich genau jene Chancen erkannt und genutzt, worauf sich mein heutiges Leben begründet, was auch absolut gut ist, denn ich möchte keine zwanzig mehr sein und würde alles wieder so machen, wie ich es gemacht habe. Denn das bin ich und so muss es auch sein. Und sollte es mir mal nicht passen, dann habe ich ja heute die Gelegenheit, mein Leben in die Hand zu nehmen und daran etwas zu ändern.
Was bringt es mir, wenn ich mich überwiegend in solchen Gedanken verliere, wie mein Leben heute wohl wäre, wenn ich damals dieses oder jenes gemacht oder nicht gemacht hätte? Nichts, denn ich kann es nicht wirklich nachvollziehen und beweisen, dass es besser gekommen wäre!
Ich würde mir damit nur noch mehr Probleme schaffen und zwei Zeiten parallel nebeneinander her laufen lassen. Die Vergangenheit und die Gegenwart, in der ich einerseits überwiegend gedanklich lebe, und andererseits körperlich leben muss. Wie kann das dauerhaft funktionieren und gut gehen?
Mr. Sunfra