Ich habe so ein Leben gelebt!
Die meisten Beiträge hier theoretisieren herum und erfinden dann haarsträubende Dogmen wie dass es keinen Sinn mache, einem verpatzen Leben nachzutrauern. Wer' s wirklich erlebt hat der weiß,
das das von ganz alleine geschieht, der bedauernde Blick zurück auf ein falsches Leben und wer's verdrängt den holt die Psychologie ein.
Ich hatte mit 28 Jahren meinen ersten Sex. In einem Alter, in dem viele Männer bereits ihre erste Scheidung hinter sich haben.
Wie kam's?
Ich bin in einer Landgemeinde Nähe München aufgewachsen. Um die obligate Wahlfahrt nach Altötting habe ich mich erfolgreich gedrückt. Worum hätte ich auch bitten sollen? Um ein Mädchen, das 'mal nicht kathegorisch Nein sagt, und nur zu Bundeswehrsoldaten oder Rechtsanwälten mit Starnberger Nummernschildern in's Bett steigt? Dafür kennt der Katholizissmus keine Gebete (und ich wette die Protestanten, die Juden und die Moslems auch nicht).
Ich bin locker geblieben, denn die g'scheiten Professoren und Pfaffen auf dem Freisinger Domgymnasium haben mich glauben gemacht, dass da die EINE unberührte (!-wie schlimm berührt zu sein!) Frau irgendwo auf mich warte und wenn dann der Damm "unerschöpfter" Liebe bräche, so würde er uns mitreissende Strudel der Leidenschaft bescheren..
In dieser Lockerheit bin ich verblieben und habe zugesehen, wie die Mädchen und später Frauen in die Autos anderer Männer gestiegen sind, nachdem wir uns angeregt und gebildet unterhalten haben.
Das Ganze während einer Zeit, von der heute noch ergraute Intellektuelle geschwärmen, wie angeblich locker-promisk doch die Make-love-not-war-Frauen waren. BFlat, als ölverschmierter Ingenieurstudent ohne Honef oder Bafög in den Semesterferien für seine Studiengebühren arbeitend, war nicht zu gelassen zur frei vögelnden Intelligenz!
Dann, als ich nichtmehr intellektuell war, mit einem Ingenieursdiplom und einer Anstellung kamen die Mittel für mein erstes Auto und dann wollte ich endlich wissen, wie sich eine Frau anfühlt. Ganz Fleisch in Fleisch und nicht nur hochgeistig parlierend Schulter an Schulter. Ich ging geradlinig auf sie zur und wollte nur noch das EINE.
Als es dann zum ersten Mal geschah, im bereits gebrechlichen Alter von 28
mußte ich bemerken, dass da überhaupt kein Damm brach.. oder.. noch besser, dass eingetrocknet war, was ich hinter betonfesten Wällen vermutete. Erst allmählich lernte mein Körper, Liebe zu machen.. SIE hat sich das übrigens nicht angetan. Ich war ihr fünfter Liebhaber und zum ersten Mal erfuhr ich, wie schön das Leben sein kann, wenn man Frau ist. Dieser Frau bin ich 18 Jahre lang monogam treu geblieben, bis sie ihren Sex medikamentenbedingt abschaltete.
Dann erst, in meinen Vierzigern, schwante mir, was jener frei erfundenen Titelfigur der Threadstarterin durch den Kopf ging:
Sex ist auch zu einem guten Teil Kommunikation. Eingleisige Kommunikation ist aber denkbar schlechte Kommunikation. So beneidete ich und beneide bis zum heutigen Tag jene Menschen, die seit ihrer Jugend in all ihren Lebensphasen Sex mit den unterschiedlichsten Menschen hatten. Die die unterschiedlichen Reifegrade ihrer Körperlichkeit im Austausch mit dem anderen Geschlecht erfahren durften. Nicht "verlebt" erscheinen sie mir, sondern warmherzig und voll stiller Reife.
Jetzt, im immer noch berufstätigen Greisenalter von 66 Jahren, plagt mich seit fast einem Jahr eine unverschämte Impotenz die mich nun wieder von jenem Tisch verbannt, an den ich viel zu spät getreten bin.
Das alles soll man so leichthin achselzuckend wegstecken???
Das können wirklich nur Menschen von sich geben, die das Leben zu reich beschenkt hat als dass sie sich in andere Leben hineindenken können...
BFlat