Gewohnheitssache
Ich finde das mit der Nacktheit ist ein zweischneidiges Schwert. Ich denke, dass wir in unserer Kultur nicht sehr entspannt mit dem Thema umgehen. Nacktheit ist in Ordnung an Plätzen die dafür eingerichtet wurden. Das impliziert, dass sie auch automatisch nicht in Ordnung ist, an Plätzen die dafür nicht eingerichtet wurden. Darunter zählen nun aber auf einmal auch alle Seen und Strände, abgelegene Wiesen. Sogar die gute alte Freibadwiese. Da kommen natürlich sofort die Assoziationen und Stimmen über die bösen "Exhibitionisten" mit dem dicken Bäuchen und kleinen Fortpflanzungsorganen die arme kleine Kinder belästigen. Jetzt bin ich weder Exhibitionistisch, dick, sonderlich alt oder habe... naja, ich ziehe mich im Freibad jedenfalls nicht draußen auf der Wiese um, weil ja das Geschrei wohl ziemlich groß wäre. Frauen tun das wohl nicht, weil ja das gegaffe ziemlich groß wäre. Und deshalb ist an einem Ort, wo Menschen ohnehin weniger als 5% ihres Körpers mit Stoff bedecken die Nacktheit besonders abwesend. Alles natürlich auch zum Wohle der lieben Kleinesten, die nach puritanischem Vorbild in Isolation zur echten Welt, und damit auch zu Nacktheit, immer am besten gelingen. Oder Wie?
Es wird im sicher keiner widersprechen, dass Kinder, die früh mit Nacktheit, insbesondere mit nackten Erwachsenen, in Kontakt kommen wesentlich selbstbewußter und natürlicher sowohl mit Nacktheit als auch mit ihrem eigenen Körper umgehen werden. Man kann davon ausgehen, das diese Kinder dann auch wesentlich besser mit den "gestörten" Exibitionisten im Park oder weiß-es-der-Geier-wo oder anderen. Von daher: je mehr Nacktheit und Nudismus sich "ausbreiten", zum Beispiel zurück in den englischen Garten in München, an den guten alten Baggersee oder vielleicht sogar mal ins Freibad, desto besser.
Im Prinzip. Wenn da nicht die andere Seite der Nacktheit wäre. Der gute, alte, wohlbekannte und intensiv erforschte
pause Sexualtrieb *tusch*. Und der wird, interessanterweise, auch ,und bei vielen vor allem, durch.. ohjeminie..
visuelle Reize angeregt. So ein Sch*ß aber auch. Zugegebener Maßen war ich in meinem Leben eher extrem selten an einem FKK Strand, und zu meiner großen Schande muss ich eingestehen, in einem Drittel der Fälle nackt und zum Baden, in einem drittel der Fälle angezogen, aber wenigstens nicht zum gaffen und das letzte drittel der Fälle mit eher in sexuell getriebenen Situationen dort war. (Wie erwähnt, ich war bisher
wirklich selten an FKK Stränden) Dafür gehe ich oft in die Sauna, für mich ein Inbegriff der "Nacktheit zum natürlichen Selbstzweck". Es geht ums schwitzen, entspannen, Seele baumeln lassen. Man trifft sich mit allen Anwesenden auf Augenhöhe und es geht (eigentlich) so überhaupt gar nicht um Fortpflanzungsangelegenheiten. Und auch da muss ich gestehen, hab ich so manches mal gedacht: "ohlala, die ist aber". Oder vielleicht auch mal versucht einen Blick hier oder dort zu erhaschen. Und ganz bestimmt bestimmt hab ich nieee meine Männlichkeit mit anderen Nackten verglichen... Deswegen kaufe ich das auch jedem Nudisten ab, wenn es ihm "nur um dieses natürliche Gefühl geht", (dass sicher im Sommer hat wenn einem der Schweiß vom Rücken am nackten Hintern in die Kimme rinnt). Bin ich deswegen ein schlechter, triebhafter hormongesteuerter Mann? -
husthust - Nein, salopp gesagt kenne ich schließlich auch den Unterschied zwischen Tacco anschauen und Tacco essen. Vermutlich nur ehrlicher als es die meisten anderen wären.
Langes Labern, kurzer Punkt: Wenn man um einen natürlicheren Umgang mit Scham und Nacktheit zu erreichen, nudistisches Verhalten fördert muss man gleichzeitig auch einen toleranteren und natürlichen Umgang mit Sexualität fördern. Dann die beiden werden, bis auf weiteres, miteinander verbunden sein. Es ist halt ein ziemlicher Spagat zwischen "Nacktsein ist Natürlich" und "Nackt ist Sexy".
umkleidekabinierenden Gruß
Scallawag