Moin,
ich finde die gerade geäußerten "Extrembeschwerden gegen Nichraucher" jetzt etwas übertrieben.
Ich finde, dass das Rauchen in der Öffentlichkeit sehr oft eine Belästigung anderer darstellt. Ich z.B. fühle mich unwohl, wenn mir Tabakrauch um die Nase weht und ich ihn einantmen muss.
Wenn ich mir also einen Ort suche, wo ich ungestört (also rauchfrei) sitzen kann und kurz darauf kommen Menschen, die mich ungefragt mit Rauch einnebeln, dann empfinde ich das als rücksichtslos - nicht nur im Restaurant.
Es gibt viele Dinge, die tut man allein für sich, ohne andere zu stören. Lesen z.B. oder einen Kaffee oder ein Bier trinken. Musik hören, furzen, mit dem Handy telefonieren oder Rauchen sind allerdings Aktionen, die andere Menschen in der nahen Umgebung immer mit "aushalten" müssen.
Ich selbst finde das respektlos. Es kümmert viele Menschen nicht, dass sie andere in ihrer Umgebung stören. ICH WILL laut Musik hören, ICH WILL meine persönlichen Probleme über das Mobiltelefon ausbreiten, ICH WILL jetzt rauchen - egal, was die Leute am Nachbartisch, auf dem Liegestuhl nebenan oder neben einem an der Bushaltestelle dazu sagen.
Respektvoller Umgang geht in beide Richtungen. Ich finde, Raucher können nicht in gleichem Maße Toleranz fordern wie Nichtraucher, weil jemand der nicht raucht eben auch nichts tut, was Raucher in ihrer Lebensqualität stören könnte. Raucher allerdings stören Nichtraucher in ihrer Lebensqualität, sofern sie ihnen Rauch um die Nase blasen.
Allerdings konnte ich umgekehrt auch erst mal kaum fassen, dass es einem Kneipenbesitzer vorgeschrieben werden kann, dass in seinem Lokal niemand mehr rauchen darf. Ich hätte zuvor nicht gedacht, dass staatliche Gewalt das gesetzlich festlegen darf. Ich empfand auch das Rauchverbot auf offenen Bahnsteigen beinahe lächerlich, bis ich allerdings nach einer Woche rauchfreier Bahnsteigswartezeiten plötzlich wieder Rauch von einem "Illegalen"
gerochen habe. Ich hatte mangels Vergleichsmöglichkeit in der Zwischenzeit gar nicht so recht wahrgenommen, wie geruchsfrei und sauber die Luft ohne Raucher in der Nähe ist. Und ja: Das finde ich prima so!
Um nun den Bogen zurück zum Thema zu spannen, finde ich als Nichtraucher die Dampfer in meiner Umgebung wesentlich erträglicher als die Tabakraucher, weil ich mich durch sie weniger belästigt und eingeschränkt fühle. Gehe ich allerdings mit Freunden aus, von denen einige auch rauchen, treffen wir entsprechende Arrangements (bzw. diese gelten einfach unter Freunden). Da fragt ein Raucher automatisch, ob er sich eine anstecken darf oder lieber raus geht, bevor(!) er es tut. Und die meisten von uns gehen zum Handytelefonieren auch nach draußen.
Das ist einfach der höfliche Umgang miteinander.
Abhusten säubert die Lungenwege.
Keine Ahnung, ob die Sache mit dem Rauch als Therapie stimmt, aber trotzdem sind die Lungen von Rauchern verklebt und verschleimt. Hier geht es ja nicht um eine kurze, therapeutische Maßnahme, sondern meist um den Dauerzustand mit lungenschädigenden Substanzen. So viel können die meisten Raucher gar nicht abhusten, was sie da in sich reinpfeifen. Also bitte keine Therapiemaßnahmen mit dem permanenten Tabakkonsum vergleichen. Das wirkt meines Erachtens etwas deplaziert.
Es ist zum Wahn und zu einer Hexenjagd geworden.
Auch hier keine Ahnung... und zwar: keine Ahnung, wo ihr euch rumtreibt, dass es bei euch Hexenjagden gibt. Wahn und Hexenjagd sind schon ziemliche Totschlagphrasen, die meines Erachtens einiges an Sachlichkeit vermissen lassen. Und siehe meine Ausführungen oben: Es macht für mich durchaus Sinn, das Rauchen an bestimmten Orten zu verbieten, weil die meisten Raucher bislang die nicht rauchenden Menschen in ihrer Umgebung gestört haben, ohne sich einen Deut darum zu scheren. Selbst wenn man Raucher früher gebeten hat, nicht zu rauchen, weil es eine Vielzahl anderer Menschen stört, gab's oft nur tatenloses Schulterzucken. Da wurde sehr gerne die Anzahl der Personen gegeneinander aufgewogen. "Wir sitzen hier zu sechst (zwei Raucher), ihr zu nur viert."
Viele Raucher sind in ihrer Rauch-Art-und-Weise einfach rücksichtslos, wenn man ihnen die "Regeln zur ganz normalen Rücksicht miteinander" nicht irgendwie vorschreibt. Und deshalb finde ich es gut, dass ich mich nicht mehr selbst bemühen muss, andere um das Löschen der Zigaretten zu bitten (was oft nur zu konfliktbehafteten Kurzdiskussionen führte), sondern es von höherer Instanz vorgeschrieben wird.
Ich vermute, es versteht sich von selbst, dass alle hier in diesem Forum Anwesenden immer und überall sehr rücksichtsvoll mit den Nichtrauchern umgehen und umgegangen sind. Meine obigen Ausführungen beziehen sich daher auf alle anderen da draußen.
Gruß
Chennai