Devotheit
Am Stammtisch wurde die Situation von unerfahrenen "Jung"doms diskutiert und wie diese denn Erfahrungen sammeln könnten, wenn Subs - insbesondere unerfahrene Subs erste Erfahrungen nur mit erfahrenen Doms wünschen (wäre doch glatt wieder ein neues Thema,
@**re ).
In diesem ganzen Hin und Her wurde auch ein Bild gebraucht: eine Sub, die wie ein Kind mit großen Augen im Freizeitpark steht und alles sofort ausprobieren möchte - ein Jungdom sei in solchen Situationen häufig überfordert.
Ein Satz machte mich nachdenklich:
Devotheit ist es auch, sich in Geduld zu üben.
Mir ging es ja am Anfang nicht anders - ich war berauscht und beglückt von den Erfahrungen, die ich mit Schmerz und Unterwerfung machen durfte. Die Schmerzerfahrung lasse ich jetzt einmal beiseite - das Thema ist nicht Masochismus - hier bin ich mit mir selber doch viel klarer als mit dem Thema Devotheit.
Ich war ungeduldig. Es gibt Dinge, die ich mit meinem Partner nicht leben kann (Beispiel: Einschluss der Öffentlichkeit, Teilhabe "fremder Haut"), wenn ich die Partnerschaft mit ihm will. - Mein Entschluss, darauf zu verzichten, war nicht sein Entschluss, sondern meiner - denn ich wollte die Partnerschaft. Eine devote Geste wäre in meinen Augen die Unterordnung, der Gehorsam angesichts einer Anforderung von ihm.
In mir fehlte das Gefühl von Unterordnung/Unterwerfung - es war das Gefühl vorhanden, eine freie Wahl auf Augenhöhe zu haben und meine Entscheidung zu treffen. Ich fühlte mich als
eigenständiges Ich - Individuum.
Gestern habe ich mit meinem Partner dieses Thema diskutiert, weil ich im Zweifel war, ob ich überhaupt devot bin - er meint, ich sei es aus vollem Herzen.
Suche ich nach Anzeichen von Devotheit bei mir, so sehe ich Verhaltensweisen und Gefühle, die dagegen sprechen, dass ich es bin. Ich positioniere mich, gebe Wiederworte und bin mitunter ziemlich ätzend in der Interaktion; ich ziehe mein Ding durch, wenn ich der Meinung bin, dass ich es nur auf diese Weise händeln kann - auch wenn er anderer Meinung ist. Ich weiß um seine schwachen Seiten und um meine Eigenschaften, in denen ich mich eindeutig als die Stärkere wahrnehme und kehre das nicht unter den Teppich.
Devotheit - ist manchmal gar nicht da.
Und manchmal macht es einfach KLICK - und dann ist es sicher. - Wenn er "dommig" wird beispielsweise - es steht dann plötzlich etwas im Raum, was mich dazu bringt, freudig loszulassen, abzugeben, mich hinzugeben.
Manchmal kommt das Bedürfnis ohne äußeren Impuls - unerwartet. Wenn wir sitzen und lesen, lege ich mein Buch zur Seite und kauere mich vor seine Füße - beseelt durch seine Hand in meinem Nacken oder durch seinen Fuß auf meinem Kopf.
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ich "gestreift" bin - die Devotheit und die unabhängige Ich-Individualität machen aus mir quasi ein Zebra.
Einen Aspekt möchte ich zum Schluss noch in die Runde geben. Wir haben festgestellt, dass Dominanz und Devotheit in "reiner" Form kaum funktionieren können - oder zumindest eine Widersprüchlichkeit enthalten.
Mein Partner sieht seine Dominanz auch u.a. darin, dass er die Initiative behält - er gesteht mir Initiative zu, weil er es so will - er nennt es "lange Leine geben". Dominanz lebt in seinem Fall von der wahrgenommenen Initiative.
Devotheit hat u.a. das Bedürfnis, den Anforderungen entgegen zu kommen. Ein Bottom, das alles tut, was Top gefällt, raubt ihm die Initiative durch das Zugeständnis und der Unterordnung unter dessen Initiative.
Es käme zum Stillstand ohne Wiederstand.
In diesem Sinne begrüße ich Entwicklung.
Angelika