mal von der anderen Perspektive...
Ihr Mütter, die hier geschrieben habt, lasst euch sagen: ihr seid was Besonderes!!!
Ich bin 19 Jahre alt und bin von Geburt an gehbehindert (im Kopf aber völlig klar, mach grad mein Abi). Meine Mutter litt an einer Schwangerschaftsvergiftung, man holte mich über 2 Monate zu früh auf die Welt weil sonst wohl meine Mutter und ich gestorben wären und daher kommt es wohl zu diesem "Handicap". Ich halte nicht nur meine Eltern, sondern jeden Menschen in meinem nahen Umfeld für etwas besonderes, jeden der mich akzeptiert wie ich bin und der bereit ist sich mit mir zu "belasten", denn zumindest kommt es mir so vor als wäre ich für die ganze Welt nur eine "Last". Ich kann zwar mit Krücken etwas wackelig allein gehen, jedoch bin ich außerhalb der Wohnung an den Rollstuhl gebunden, somit brauch ich ständig Hilfe denn jede kleinste Stufe stellt ein Hindernis dar, alleine zu Freunden fahren kann ich auch nicht, da ich alleine kaum in den Bus komme, an hohe Schränke komm ich zu Hause nicht ran, lange in der Küche stehen und kochen kann ich auch nicht, genausowenig wie staubsaugen oder ähnliches. Ja, natürlich gibt es viele Menschen und auch Kinder, denen es noch schlechter geht als mir, und die Frage "Warum ich?" die ich mir zeitweise meines Lebens täglich gestellt habe, habe ich mittlerweile doch abgeschrieben, da es darauf einfach keine Antwort gibt, trotzdem ist mein Leben nicht gerade das schönste.
Die kleine Geschichte aus dem Anfangsposting find ich ganz niedlich, und sie ist bestimmt aufbauend für viele Mütter, aber trotzdem find ich sie etwas kitschig, außerdem glaube ich nicht dass diese Mütter irgendwie "auserwählt" sind, sie sind etwas besonderes da sie es schaffen damit umzugehen, denn es ist echt ein Haufen Arbeit ein behindertes Kind großzuziehen, aber speziell an Gott glaube ich nicht, auch den haben ich schon als Kind abgeschrieben, weil alle sagen Gott sei so gnädig und gut, also warum hätte er mich denn mit so einem Leben bestraft?
Natürlich habe ich auch große Angst, dass meine späteren Kinder meine Behinderung vererben könnten. Würde ich abtreiben wenn ich erfahren würde, dass mein ungeborenes Kind behindert ist? Ja, ich denke ich würde es tun. Natürlich klingt dass jetzt grausam, gerade ich, die dafür ja verständnis haben sollte, und glaubt mir ich bin alles andere als ein unfreundlicher schlechter Mensch, ich glaube an das Gute im Menschen weil ich Menschen an sich einfach anders sehe, aber ich würde ihm dieses Leben ersparen wollen. Ja, jeder Mensch und jedes andere Lebewesen hat das Recht auf Leben, und auch mein Leben hat ein paar gute Seiten und schöne Momente, z.B. habe ich seit 1,5 Jahren einen Freund. Ich habe in ihm einen Menschen gefunden, der mich bedingungslos liebt und akzeptiert, und der den Mut hat, es mit mir aufzunehmen, der mir zeigt dass auch ich ein Mensch bin und dass Leben auch schön sein kann, so einen Typen Mensch hatte ich vorher nicht kennen gelernt (von meiner Familie mal abgesehen, ich wurde in sie hineingeboren, sie können also quasi nix dafür,dass sie mich am Hals haben und akzeptieren mich halt, mein Freund ist ja ein außenstehender Mensch). Ich würde wahrscheinlich abtreiben, wil ich selbst weiß dass ich nicht die Kraft dazu hätte, mich um ein solches Kind zu kümmern, und ich habe Verständnis für die Mütter die sagen sie sind glücklich das ihr Kind gesund ist und die meinen, selbst kein behindertes Kind haben zu können.
Jedes Leben hat bestimmt ein paar schöne Seiten, jedoch ist es (leider) so, dass die schlechten überwiegen. Es ist grausam anderen Kindern beim Rennen, Hüpfen & Spielen zuzusehen, während man selber keinen Schritt ohne Hilfe gehen kann, geschweige denn Hüpfen. Noch grausamer ist es, von anderen ausgelacht oder abgewiesen zu werden, und andere Kinder können da echt grausam sein. Dinge die für andere Menschen alltäglich sind, sind für mich schwierig bis unmöglich. Wenn ich für einen Tag normal laufen könnte, würde ich in eine Tanzschule gehen, denn mein größter Wunsch ist es, Tanzen zu können, doch wenn ich es versuche, fall ich nur auf die Nase. Manchmal beneide ich geistig-behinderte Menschen sogar ein wenig, weil sie vielleicht nicht ganz verstehen, wie vergleichsweise schlecht sie es haben.
Natürlich war ich als Kind anders, optimistischer, ich war ein Kämpfer und hab mich trotz 13 Operationen an Beinen und Hüfte nicht unterkriegen lassen und trotz ewigen Krankenhausaufenthalten viel gelacht und so, doch je älter man wird und je ernster das Leben wird, desto mehr realisiert man doch seine aussichtslose Lage. 19 Jahre Leben voller Ecken und Kanten, Gebäuden mit vielen Stufen aber ohne Aufzüge und intoleranten Menschen, haben mich abgehärtet.
Jetzt kommt bei vielen wohl die Frage nach Selbstmordgedanken auf? Ja - die hatte ich während der Pubertät täglich, war mit 13 deswegen sogar in psychiatrischer Behandlung... aber das Leben ist ein Spiel, und ich bin ein schlechter Verlierer - und schon gar keiner, der freiwillig ausscheidet...
Mütter - Ihr seid was Besonderes, denn ihr seid gute Menschen, die nicht nur auf Äußerlichkeiten achten, sondern auf das Innere, auf das Wesen eines Menschen, ob behindert oder nicht, und ich bin froh und dankbar, dass es Menschen wie euch auf dieser Welt gibt!