Ich habe inzwischen einige Paare kennengelernt, die sexuell und bdsm-mäßig harmonieren WÜRDEN - wenn sie endlich mal das Maul aufmachen würden! Einen Mann, der mit mir darüber redet, dass er Fantasien im Bereich BDSM hat, gerne Dom wäre, aber es immer nicht so richtig fertig bringt, weil er als Gentleman erzogen wurde... Eine Frau, die seit vielen Jahren von devoten Fantasien schwafelt und sich genau so einen Gentleman-Dom wünschen würde, der neben der netten Fassade eben mal zupackt und "gemein" wird...
Ich habe die beiden verkuppelt - und was ist? Keiner traut sich was! Sie träumt inzwischen davon, fremdzugehen und von einem anderen Mann "richtig rangenommen zu werden", er ist unglücklich, weil er ständig Angst davor hat, ihr wehzutun, er kann sich gar nicht mehr auf das Liebesspiel einlassen, weil er sich immer "so beherrschen muss", um ihr nicht versehentlich aus Geilheit eine zu langen... Und beide heulen sich bei mir aus darüber!
Ein anderes Paar. Er geht ihr fremd und jammert bei mir darüber, dass er bei ihr keinerlei Dominanz ausleben kann und dass das der Grund ist und er es doch eigentlich viel lieber mit seiner Freundin tun würde. Zwei Jahre später jammert sie bei mir darüber, dass er immer nur Blümchen ist und sie eben auch mal ein bisschen was härteres erleben will, sie hätte es ihm so oft schon so deutlich signalisiert - und alles, was sie damit erreicht hätte, wäre ein Rückzug von ihm.
Noch ein Paar. Er hat total die devoten Fantasien, spricht sie aber nie aus, weil er das unmännlich findet. Sie traut sich viele Jahre lang nicht, sich in seiner Gegenwart (oder in Gegenwart anderer attraktiver Männer) zu betrinken bzw. überhaupt Alkohol zu trinken, weil sie dann immer anfängt, ihn zu kneifen, zu ohrfeigen und mit Wörtern zu bedenken, die man in guter Gesellschaft nicht wiederholen kann - "weil er immer so niedlich und hilflos guckt, wenn sie das macht". Sie schämt sich abgrundtief deswegen, er schämt sich abgrundtief deswegen...
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Was haben all diese Paare gemeinsam?
Sie könnten glücklich miteinander werden, wenn sie endlich mal den Mund aufmachen würden und SAGEN, was sie wollen! Ganz offenbar haben diese Paare sich irgendwie gefunden, weil sie unterbewusst spürten, dass sie zusammenpassen. Ganz offensichtlich haben sie es bereits gespürt, bevor sie drüber reden konnten.
Bei meinem Freund und mir war es interessanterweise auch so, und bei meinem langjährigen Exfreund und mir auch. Alle drei sind wir Switch, ich mehr dom, beide Männer mehr Sub. Bei beiden habe ich in vieler Hinsicht das Gefühl gehabt, dass es wirklich passt, dass dieser Mann wirklich eine Ergänzung für mich ist und wir langfristig glücklich werden können. Lange, bevor das ganze SM-Thema akut wurde (bzw. angesprochen wurde). Beide Männer wussten es bei Beziehungsbeginn selbst nicht, wie sie ticken, und ich wusste es auch noch nicht so wirklich. Dennoch hätte es harmoniert (und dann wäre ich mit diesem Ex heute noch zusammen).
Langer Rede, kurzer Sinn: Sooooo furchtbar unwahrscheinlich ist es gar nicht, dass der gegenwärtige Partner und man selbst sexuell auch im Bereich BDSM irgendwie zusammenpassen. Es ist nicht automatisch und sicher gegeben, aber es ist nicht soooooo unwahrscheinlich. Es kann sehr gut sein, dass man auf irgendeiner Ebene gespürt hat, dass man miteinander harmonieren wird.
Wenn man den Mund nicht aufmacht (und dem anderen Zeit gibt, sich an den Gedanken zu gewöhnen, wie ich es bei meinem jetzigen Freund tat), dann wird man es nie herausfinden!