Tierwelt
[QUOTE] Auch in der Tierwelt gibt es Arten, die verschiedene Partner zur gleichen Zeit haben. Viele Arten sind aber „monogam“ (ob man da von amore sprechen kann, vermag ich nicht zu beurteilen) [/QUOTE]
Unter Säugetieren ist die exklusive, lebenslange Bindung an einen einzigen Partner relativ selten, unter den Menschenaffen sogar gar nicht zu finden. Den höchsten Prozentsatz an "monogamen" Arten findet man unter den Vögeln, was angesichts ihrer Paarungs- und Aufzuchtsstrategien auch durchaus sinnvoll ist.
Dabei sollte aber schon jetzt klargestellt werden, dass man aus einem "Ist"-Zustand nicht zwangsläufig auch einen moralischen "Soll"-Zustand ableiten kann. So kann man z.B. etwa die Hälfte aller Orang-Utan-Geburten auf eine Zwangskopulation (sprich: "Vergewaltigung") des Weibchens durch umherziehende Männchen zurückführen. Hieraus abzuleiten, dass der erzwungene Geschlechtsakt demnach ethisch vertretbar (da ja "natürlich") sei, ist natürlich absoluter Unsinn.
[QUOTE]Der Mensch ist nach der gesellschaftlichen Norm zumindest monogam bzw. monoamorös, liebt also nur einen Partner wirklich.[/QUOTE]
Nach
unserer gesellschaftlichen Norm. Monogamie ist auch im Spektrum der menschlichen Kulturen aus Vergangenheit und Gegenwart keinesfalls die Standardposition, sondern macht im globalen Vergleich nur etwa 18% aus.
Gegen eine
funktionierende exklusive Paarbeziehung ist natürlich nicht das Geringste einzuwenden. Problematisch wird das Ganze nur, wenn z.B. gänzlich dysfunktionale Pärchen sich durch gesellschaftlichen Druck verpflichtet fühlen, trotz fehlender Liebe beisammen zu bleiben, oder entstehende Gefühle für eine andere Person zu unterdrücken bzw. im Verborgenen auszuleben, was wiederum zu schweren Konflikten und unethischem Verhalten führt.
[QUOTE]Polyamorie setzt voraus, dass alle Partner dieselbe Einstellung hinsichtlich der „liebe“ haben, denn sonst wäre es keine Liebesbeziehung. Sie müssen voneinander auch wissen. Jeder muss sich also damit abfinden, dass er nicht „der Einzige“ für seinen Partner ist. Schwierig wird es, wenn ein „Nebenpartner“ den anderen „Nebenpartner“ nicht ausstehen kann, was durchaus passieren kann, denn nicht alle „Nebenpartner“ lieben sich zwingend... Es gibt im Leben durchaus Situationen, in denen man sich entscheiden muss - sonst setzt man sich zwischen zwei Stühle.[/QUOTE]
Das ist so richtig. Auch Polyamorie ist kein Ponyhof, und auch hier erfordern Beziehungen einiges an "Arbeit".
[QUOTE] Ferner ist es äußerst schwierig, echte Liebe von Trieb und Sex und ähnlichem zu unterscheiden. Zuerst muss man also definieren, was „Liebe“ im Sinne der Polyamorie überhaupt ist. Ich habe erhebliche Zweifel daran, dass ein „monoamoröser“ Mensch denselben Begriff hat.[/QUOTE]
Wie genau würdest Du denn Liebe definieren, wo wir schon bei der Sache sind?
Ich/wir würden dabei von einem gewachsenen Gefühl inniger Verbundenheit sprechen, das sowohl sexuell (Partner) als auch asexuell (Verwandte, Kinder) sein kann.
Ich persönlich glaube nicht, dass die meisten Menschen hierzulande tatsächlich monoamorös sind, selbst wenn sie erziehungs- und kulturbedingt an das Ideal einer lebenslangen Paarbeziehung glauben: Fremdgeh- und Scheidungsraten sprechen dann doch eine deutlich andere Sprache. Leider, mag man hinzufügen! Denn letztendlich ist doch nicht die Anzahl der Partner das entscheidende, sondern das Potential, miteinander glücklich zu sein.