Ein "Glaubens-Krieg" wird es doch erst dann, wenn eine oder beide Seiten versuchen zu missionieren. Solange nur Ansichten, Sichtweisen und Standpunkte ausgetauscht und vertreten werden, ist es weder Krieg noch Kampf.
In meinen Augen ist dieser "Stellungskampf" aber auch nicht verwunderlich. Denn die polyamore "Schublade" ist eben auch mal wieder eine Schublade, wie die Monogame.
Wann immer der Mensch konkrete Zuordnungen benötigt, um Etwas eine Form, Norm oder Planbarkeit zu geben, geht er mit selbiger Energie an den Sachverhalt, wie die letzten 13.000 Jahre zuvor schon.
Eigentlich, aber nur eigentlich sollte der Begriff polyamor zu all den anderen Klassifizierungsbegriffen gepackt und eingemottet werden. Zumindest aufrecht erhalten für all jene, die es/ihn noch benötigen.
Meiner Ansicht nach ist ein Wandel im Gange, der selbst näher nicht begrifflich genormt werden muss. Menschen erkennen, dass Liebe, in ihrer gefühlten und gelebten Form kein Besitzdenken mehr braucht. Eine Nebenform davon kennt fast jeder Mensch. Das ist die Liebe im Geiste, ob zu Mann oder Frau bzw. der beste Kumpel oder Freundin.
Da unsere Sexualität jedoch noch so knietief durchtränkt von Ego, Meins, Exklusivität und Moral ist, kann diese nicht als pure Lebenslust in allen unseren Lebensbereichen Wirkung finden.
Wäre Sexualität, das Genießen und der Austausch von sexuellen Energien, genauso ein Genuß wie ein Gläschen Wein, ne Flasche Bier oder ein Zigarettchen, würden wir diesen Genuß dann wieder mit mehr Menschen teilen, als mit dem Exklusivpartner?
Mit dem bestem Kumpel geht man doch auch mal gern einen zwitschern und sagt sich nicht: "Moment, das mache ich nur mit meinem/-r Partner/-in."
Warum Menschen auf einmal diesen Wandel leben und in sich spüren, ist leicht erklärbar. Chakren, also die Energieöffnungen in unserem Körper sind kein Hokuspokus. Jeder kann sie spüren, jeder kann diese näher erkunden und ich selbst bin noch keinem begegnet, der trotz weltlichem Zweifel, dies bei näherem Heranführen bestritten hat. Eines dieser Chakren, das Sakralchakra (circa zwischen Bauchnabel und Schambein) ist das Zentrum für Lust, Genuß, Lebensfreude und Sexualität.
Folglich ist Sexualität in rein natürlicher Form Genuß und kein zu regulierender Vorgang. Die Regulierung hat ja ihre Herkunft in der Kopfgegend, also Ego/Moral/Glaubenssätze/Weltbild.
Und genau ab diesem Punkt der Sichtweise erkennt man schon, dass Begriffe wie "polyamor" und ihre Schublade einfach nicht funktionieren/passen können.
Jeder Mensch hat eine andere Entwicklung, die weder höher noch tiefer sind, sondern einfach nur anders. Jeder Mensch hat eine andere Vorgeschichte, eine andere Kindheit, andere Prägungen andere Eindrücke und Erlebnisse. Jeder definiert für sich grünes Gras anders, jeder sieht alles anders, jeder hört und versteht alles anders.
Also kann es für niemanden eine Schublade "polyamor" geben. Jeder kann für sich überlegen, wie er oder sie die eigene Sexualität, aber auch das eigene Fühlen von Liebe in eine freiere und damit natürlichere Form verändern kann. Befreit von Kopfdenken, Moral, Pflicht und Norm.
Die Vielfalt wird dann zeigen, wie es jeder für sich lebt. Die einen als Ausrede fürs Fremdgehen, die anderen als Erweiterung ihrer Sexualität, ganz andere als echte Multi-Beziehungsformen.
Am Ende zählt der Schritt alte Muster überwunden zu haben, den Mut aufzubringen sich zu entwickeln. Bei der Technik und jedem anderen Scheiss befürworten wir dies doch auch, warum nicht bei uns selbst?
hg
D.