@freibaer
Ich möchte dein Eingangspost mal zerpflücken in zwei Teile, die mir wichtig scheinen:Teil 1: Gefühl, füreinander bestimmt zu sein, sich einander versprechen wollen
Teil 2: der juristische Sachverhalt der "ehelichen Gemeinschaft" in Deutschland.
Das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe und die größten Probleme, Streitereien und endgültige Entzweiung zweier Menschen bewirkt immer Teil 2.
Es ist auch in Deutschland möglich, sich ein "eheartiges" gegenseitiges ideeles Versprechen auf Lebenszeit zu geben ohne den ganzen juristischen Rattenschwanz ("Zugewinngemeinschaft", "Versorgungsausgleich" etc.) mitzuheiraten.
Man nimmt einfach eine Zeremonie, die in Deutschland juristisch nicht als Eheschließung anerkannt ist (Maori?), oder denkt sich eine aus. Das ist dann eine Sache des Kopfes und des Herzens, nicht eine der deutschen Gerichtsbarkeit.
Erben, besuchen im Krankenhaus, Haus kaufen etc. läst sich auch anders Deutschland-tauglich lösen - frag einfach mal homosexuelle Paare, die sich vor der Homo-Ehe schon gegenseitig auch in solchen Dingen (juristisch wasserdicht) abgesichert haben (oder mich per pm).
Ich bin auch geschieden und ich trenne da inzwischen deutlich, nach einem sehr schmutzigen Kampf vor deutschen Gerichten.
Ein Versprechen würde ich wieder geben - eine juristisch gültige Eheschließung mit diesem ganzen ätzenden Rattenschwanz nicht.
Diese Entscheidung scheint vordergründig deutlich kostenintensiver (keine Steuerklassenwahl, jeder Vertrag vor dem Notar), mir langfristig und im Rückblick aber mindestens gleich teuer (ich war die, die zahlen musste) oder einfach: die Sache wert.
Denn sollte sich ein Lebenslang-Versprechen doch nicht einlösen lassen (und dafür gibt es unzählige Gründe), kann man einfach auseinandergehen, es liegen ja "nur" ganz normale Verträge vor, die ein Auseinandergehen schon einberechnet haben.
Der juristische Sachverhalt der Eheschließung schließt ein Auseinandergehen in Deutschland aus!
Der Weg über das rein ideele Versprechen ohne juristische Ehe kann manchmal mühsam sein, aber auch lohnend - nicht nur im monetären Sinn: ist sich bei einer Vertragsunterzeichnung beim Notar (und es folgen viele) jeder immer wieder aufs Neue vor die Frage gestellt: mach/will ich das jetzt so?
Das führt zu einem intensiveren Nachdenken über Einzelentscheidungen und Nachdenken ist grundsätzlich nie verkehrt.