Zunächst sei der Hinweis erlaubt, dass es ursprünglich um die Frage ging, ob der Deal der StA evtl. "zu billig" war.
Danke für den Hinweis, jedoch hat sich die Diskussion weiterentwickelt, wie es halt oftmals üblich ist. Das eine Argument führt zum nächsten usw. Was ich jedoch begrüße ist, dass sich hier jemand eigene Gedanken zum Thema macht und nicht wie wild um sich googelt und dem Thema betreffende Berichte hier zitiert, ohne jedoch selbst sinnvoll zu argumentieren.
Da habe ich meine Meinung im Hinblick auf den Schweiß, der einigen der ach so selbstsicheren Herrn sicher in die Hinterspalte gelaufen sein dürfte, schon gesagt: allein die Tatsache, dass es zu einem Verfahren und einer Auflage kam, ist doch schon viel wert. Weil es den einen oder anderen überhaupt mal dazu anregt, sein Handeln zu überdenken.
Wenn jetzt die Frage nach einer Strafbarkeit ernsthaft diskutiert und damit das Thema Leistung - Entlohnung - Sittenwidrigkeit auf das Tablett kommt, finde ich das schon sehr positiv.
Ich finde die Entwicklung eher bedenklich.
Im Zeitalter der Globalisierung, stellt es unser Land in ein schlechtes Bild, wenn Unternehmensführer deren Unternehmen zu einem gigantischen Börsenwert führen, durch die Verschmelzung mit anderen Unternehmen, sich als Marktführer etablieren können und somit langfristig Arbeitsplätze sichern, dann im Gegenzug für die erhaltenen Leistungen bzw. Entlohnungen auf der Anklagebank landen.
Um in der heutigen Geschäftswelt Konkurrenzfähig zu sein, brauchen unsere Unternehmen die gleichen Vorraussetzungen, wie in anderen Ländern.
Der aktuelle Siemens-Skandal zeigt auf, wo es hapert. Ausländische Unternehmen sind in der Lage - mit Rückendeckung - schwarze Kasse zu führen und Provisionen zu zahlen, um Aufträge zu erhalten. In der Schweiz, war/ist es möglich (gewesen), Schmiergelder von der Steuer abzusetzen. Auch hier geht es z.T. um Arbeitsplatzsicherung. Wenn mein Arbeitgeber aus einer schwarzen Kasse, einem korrupten asiatischen Regierungsmitglied eine Million Dollar zahlt und durch dieses einen Auftrag erhält, der meinen Arbeitsplatz und den meiner Kollegen auf viele Jahre sichert, so hat er meinen Segen. Ohne Provisionen, Schmiergeldzahlungen usw. kann sich ein weltweit operierendes Unternehmen nicht mehr in der Weltspitze behaupten.
Natürlich wundere ich mich auch über Leute, die irgendwelchen steuerflüchtigen, vaterlandslosen Pseudo-Deutschen über den Erwerb überteuerter Schumi-Kappen noch sauer verdientes Geld in Allerwertesten schieben, aber über die Bezüge ihres Geschäftsführers maulen.
Da haben wir die gleiche Meinung.
Die Doppelmoral einiger Menschen, macht mich fassungslos. Da werden Einkommensmillionäre, die ihr Einkommen in Deutschland versteuern, per se verteufelt. Im gleichen Zug werden die Schumachers, Beckers, Lagerfelds, Gottschalks, die sich in Steuerparadiesen absetzen, jedes Wochenende von Millionen gefeiert.
Aber das gibt mir trotzdem das Recht, über die Angemessenheit von Vergütungen nachzudenken. Ich würde gar keine festen Beträge nennen wollen.
...und daran siehst Du, wie schwierig es ist, einen festen Betrag zu nennen. Wie sollte dieser bemessen werden? Und das in verschiedenen Branchen. Ich behaupte, ein Höchstlohn, wie die von Dir aufgeführten 45.000 Euro, würde die Gefahr von Korruption drastisch ausweiten. Für ausländische Unternehmen wäre es ein leichtes, Topkräfte aus Deutschland abzuwerben. Deutschland wäre in so einer Situation für Topkräfte kein attraktives Pflaster mehr.
Man sieht diese Entwicklung deutlich in der Bundesliga. Es gab mal eine Zeit, da gehörte die Bundesliga zu den drei Topligen in Europa. Mittlerweile sind wir hier nur noch Mittelmaß. Die Vereine der Bundesliga haben die Entwicklungen im Fußball, Stichwort Merchendising, jahrelang verschlafen. In Italien, Spanien, Frankreich usw. verdienen die Kicker einfach wesentlich mehr, wie hier. Stars wie Ronaldinho, Kaka, Czech usw. werden wir auf lange Sicht nicht in der Bundesliga sehen. International können die Bundesligavereine, ohne Topkräfte, auch nicht mehr groß auftrumpfen. Wir verlieren für 2007 wieder einen internationalen Startplatz.
Wollen wir diese Entwicklung auch in unserer Wirtschaft?
Was machen Menschen wie Pierer, Wedekind, Zetschke, wenn sie sich mit einem Höchstlohn von 45.000 Euro abfinden müssen? Sie werden wohl innerhalb kürzester Zeit in ausländischen Unternehmen auftauchen. Und jede andere Topkraft auch. Wer führt unsere Wirtschaft, unsere Unternehmen dann in die Zukunft? Kräfte, die sich mit besagten 45.000 Euro zufrieden geben....
Wie sieht es dann mit den Steuerausfällen aus? Wie wird das ausgeglichen wenn Millionen von Einkommensmillionären, plötzlich circa 500.000 Euro pro Jahr verdienen?
Ich wage zu behaupten, dass die "überragenden Managerleistungen" von Leuten mit weniger Vitamin B (die Topmanager kommen ja meist nicht irgendwo aus Beamtenfamilien, ein Schalk, der Böses dabei denkt - als Angestelltensohn hätte z.B. Herr Henkel nie das Abi geschafft) genauso gut gebracht werden könnten.
Eine gewagte These. Ich hoffe, daß wir dieses Experiment nicht erleben müssen.
Sicherlich hat der ein oder andere seine Position einem ordentlichen Schuss Vitamin B zu verdanken. Aber längst nicht alle. Es gibt zahlreiche Beispiele von Topmanagern, die aus normalen Verhältnissen stammen und es bis an die Spitze geschafft haben. Auch ohne Vitamin B.
Und niemand, wirklich niemand, bringt auf geschäftlich höchster Ebene mehr als das Zwanzigfache eines Menschen, der einfache Tätigkeiten verrichtet. Bei einem Mindestlohn von 7,50 Euro und einer Arbeitszeit von 250 Stunden im Monat wären das annähernd vierzigtausend Euro, respektive 450000 p.a. (das sollte übrigens auch für Kicker und sonstige Bildungsreserven gelten)
Und genau hier trennen sich unsere Meinungen maßgeblich.
Um beim Beispiel der Kicker zu bleiben. Ein Ronaldinho z.B. ist, ich glaube da sind wir einer Meinung, der beste Kicker der Welt. Es gibt keinen besseren. Und dieses Talent, lässt er sich entsprechend entlohnen. Bist Du wirklich der Meinung, man kann Ronaldinho, der seine Mannschaft von einem Sieg zu anderen führt (und dabei mächtig viel Geld in die Vereinskasse spült), genauso entlohnen, wie einen Torsten Frings?
Angebot und Nachfrage. Darauf läuft es hinaus.
Biete einem Herrn Ackermann, der für die Deutsche Bank seit Jahren Rekordgewinne einfährt, 45.000 Euro pro Monat und dieser sitzt im nächsten Flieger Richtung Schweiz.