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Millionen-Geldbuße

Ist es ok den Prozess gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen?

Dauerhafte Umfrage
***an Frau
10.900 Beiträge
Themenersteller 
Hallo Versus,

schön, dass wir uns wieder hier treffen und du mir unsere Gerichtsbarkeit erklärst. Und wie du es schon schreibst, es hört nicht auf mit den Mauscheleien in den Vorstandsetagen.

Aber glaubst du wirklich, dass die Staatsanwaltschaft sich soweit aus dem Fenster lehnt, wenn sie nicht doch genug Beweise gegen den Inhaftierten vorweisen kann? Es gibt doch auch bestimmt einen Haftprüfungstermin, warten wir den erst einmal ab und ob da bestätigt wird mit dem was die Staatsanwaltschaft als Haftgründe angibt.

Wer Korruption auch noch für gut befindet an dessem Unrechtsbewusstsein kann man doch verzweifeln. Aber die Dummen sterben da wohl nicht aus.
Leider NUR U-Haft und noch kein beendeter Prozess !!!

Ich könnte jetzt schon mit Euch eine Wette abschließen, dass auch dieser werte Herr recht glimpflich davon kommen wird.

Denn bedenket bitte:
Staatsanwaltschaft wie auch Richter haben als oberstes Ziel, jegliche Prozesse schnell über die Bühne zu kriegen und als zweites Ziel ein Geständniss zu entlocken und NICHT, den Beweis über die Befragung von dutzenden von Leuten zu bekommen, da dies ja eben den Prozess wieder in die Länge ziehen würde.

Da die Verteidiger dies wissen, kommt es meistens dazu, dass sich Verteidiger, Angeklagter, Richter und Staatsanwälte ins Hinterkämmerlein verziehen und einen netten Deal aushandeln, in dem besprochen wird, bei welchem Strafmaß sich der Angeklagte dazu bereit erklären würde ein volles Geständniss abzulegen und damit den Prozess voranzutreiben und schnell zu beenden.

Daher zweifleich derzeit noch sehr stark daran, dass dieser werte Herr, soooo die schlimme Strafe bekommt.

So, dann bis zur nächsten Nachricht.
Evian
ich teile Deine Freude und hoffe vorab, dass Du eine schöne Zeit in der Perle Catalaniens verbringen konntest.

Ich gebe zu, ein leicht gestörtes Verhältnis zur Staatsanwaltschaft zu haben (wohingegen der Glaube in Anwälte *lol* und Richter noch stets gegeben ist), dies mag meinen Blick trüben. Sicher wird ein Haftbefehl auch nicht "aus dem hohlen Bauch heraus" erlassen, aber ich habe nach Haftbefehlen einfach schon zu viele (nicht unerwartete) Freisprüche erlebt. Und bedauerlicherweise werden sich Staatsanwaltschaften einem gewissen politischen und sozialen Druck ausgesetzt sehen.

Wenn wir die Ausgangsfrage nach Absprachen einmal verallgemeinern - um das Thema zu erweitern - dann kann man glaube ich festhalten, dass in dieser Republik tagtäglich Absprachen/Deals getroffen werden, wie sonst ist bspw. die politische Zurückhaltung zum Nichtraucherschutz erklärlich (wobei mich im übrigen dieses Thema extrem aufregt, by the way)? Trotzdem oder gerade deshalb (?) funktioniert unser Land noch ganz gut. Worauf ich hinaus möchte: Eine absolute Gleichheit oder Gerechtigkeit gibt es nicht, gab es nie und wird es auch nie geben. Wir leben von den paar da oben und die umgekehrt won uns, eine Symbiose wie Krokodil und Putzervogel. Ich will da nicht entscheiden, wer besser ist, sind beides Tiere.
Cerberus
erwartungsgemäß muss ich Dir da widersprechen, dafür liebe ich unser Rechtssystem einfach zu sehr.

Ja, Deals gibt es, sie sind erlaubt und werden realitiv offen kommuniziert (also keine Geheimtreffen im Hinterkämmerlein). Ich hatte bereits an anderer Stelle gesagt, dass ich derartige Verfahren durchaus für begrüßenswert halte. Ein Geständnis ist nunmal seit Beginn unserer Republik der größte Strafmilderungsgrund. Gesteht der Täter bereits zu Beginn der Verhandlung, dann kann das Gericht bereits über den Schuldspurch einschließlich des Strafmaßes urteilen. Wieso noch Zeugen vernehmen, wenn auch nach deren, den Angeklagten belastenden Aussagen das Strafmaß identisch bleibt? Immerhin kostet jeder Zeuge, jeder Verhandlungstag Geld und unsere so weitsichtigen Politiker fordern zwar tagtäglich eine effektive Justiz, kürzen aber laufend deren Haushalt.

Darüber hinaus: Kaum ein "Ersttäter" wird zu einer Freiheitsstrafe ohen Bewährung verurteilt. Würde jeder Täter auch nur ansatzweise mit dem zulässigen Strafrahmen verurteilt, den das Gesetz vorschreibt, dann läße wohl minimum ein Viertel der Bevölkerung ein. Richtig, oben werden Millionen verschoben und in den Sand gesetzt. Und unten? Da bedienen sich die Mitarbeiter tagtäglich und richten insgesamt einen Milliardenschaden an. Und den Ausfall zahlen wir letztlich ale, weil das in die Preise eingespeist/umgelegt wird.

Frunedliche Grüße *wink*
@ Versus2

Dieses Verfahren ist leider Tatsache - ich kenne zwei Richter die mir das selbst bestätigten. Davon ab, haben mehrere Richter, welche in solchen Prozessen "gerichtet" haben, dies bereits in Interviews ausgesagt.

Allerdings wird solch ein Verfahren wirklich nur in sehr grossen Prozessen durchgeführt wo es um viel geht und nicht in jedem Miniprozess. Und davon ab handelt es sich nicht um "Geheimtreffen".
Cerberus
auch und gerade in "kleinen Miniprozessen" vor dem Amtsgericht/Strafrichter wird auf dem Flur gesprochen ("hm, bei einem Geständnis könnte ich mir vorstellen, nur 30 Tagessätze zu verhängen" "ja, das klingt angemessen").
Ok - also bei so Miniprozessen hab ich das noch nicht sooo beobachtet.
Habs zwar durch eigene Prozesse auch oft mitbekommen, wenn sich Richter, Anwälte und Angeklagte auf dem Flur unterhalten haben, aber leider nie so richtig zu Ohren bekommen um was es ging.

Ich kann mich aber noch erinnern - da war ich Praktikantin am Gericht - dass es bei einem mehrfachen Vergewaltigungsfall der sich schon ein Weilche zog und in dem glaub ich noch 10 Zeugen angehört werden sollten, dazu kam, dass der Verteidiger um ein "kurzes Gespräch" mit Staatsanwalt und Richter gebeten hat. Das Ende vom Lied war, dass der Vergewaltiger die meisten Taten zugestand und damit relativ niedrig bestraft wurde.

Nun, wie gesagt - das mit den grossen Prozessen, das wurde bereits von mehreren Richtern klar gesagt. Die Gerichte sind teilweise einfach auch total überlastet, sodass gar keine Zeit da ist, da jeden Fall hundert Tage zu betreuen.

Allerdings finde ich diese Art und Weise - besonders bei absichtlichen Taten (also ned sowas wie eine ungeklärte Notwehr oder sowas) wie Hinterziehung, Betrug, etc - reichlich scheisse ums mal ganz deutlich zu sagen. Denn diese Leute haben es absichtlich gemacht, und es glaubt ja wohl keiner von uns, dass die ernsthaft Reue oder gar Einsicht zeigen, blos weil sie ein durch einen Deal zustandegekommenes Geständniss ablegen. Ich finde hier sollte knallhart geurteilt werden.
Cerberus
ich geb´Dir recht, bei "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" sind die Urteile oftmals nicht nachzuvollziehen.
***an Frau
10.900 Beiträge
Themenersteller 
Ein Jahr ist vergangen und..........
nun hat sich alles auf den Fall Siemens konzetriert. Nicht nur, VW hat immer noch seine Prozesse.

Was heute durch die Presse gegangen ist, verschlägt einem wirklich die Sprache und ist im Vergleich zum Fall Ackermann wirklich peanuts, obwohl die Fälle nur peripher etwas miteinander zu tun haben.

Siemens steht derzeit wegen seiner Korruptionszahlungen in der Öffentlichkeit und hat nun Ausmaße erreicht, wo offensichtlich jegliche Dimension von Ethik und Moral verloren gegangen zu sein scheint.

Trotz der immensen Steuernachzahlungen, scheint der Konzern Siemens nach Angaben des Vorstandes immer noch gute Gewinn zu erwirtschaften. Allerdings sind Steuernachzahlungen bisher nur für Deutschland erfolgt. Steuerprozesse in der Schweiz und den USA stehen noch aus, und in einem Bericht heute in Deutschlandradio wurde darüber berichtet, dass die noch zu erwartenden Steuerzahlungen für das Ausland wirklich an die Substanz von Siemens gehen könnten und große Teile der Produktion dann verkauft werden müssten.

Wenn also, wie es so schön heißt, das operative Geschäft von Siemens derzeit gut dasteht und Gewinne erwirtschaftet wurden, die offensichtlich eben auch durch Schmiergeldzahlungen begünstigt worden sind, so kann doch auf lange Sicht die ganze Chose auch im Chaos enden.

Und wer wird dann davon betroffen sein? Ich bin sicher aus der Vorstandsriege von Siemens wohl niemand, aber der „brave deutsche Arbeiter“ wird seinen Arbeitsplatz verlieren und über kurz oder lang bei ALG II landen.

Die Folgen lesen wir jeden Tag in der Presse und jede politische Sendung im Fernsehen hat mindestens eine Reportage darüber, was es heißt mit ALG II leben zu müssen.

Eine Frage an unsere Politiker:

Schaut ihr euch das eigentlich an? Das sind doch keine schön gefärbten Reportagen, sondern die nackte Wahrheit von Abstieg in die Armut. Und es betrifft nicht nur das sogenannte Prekariat , sondern hat die Mittelschicht erreicht.

Das ist kein Neidbeitrag


NACH SCHMIERGELD-AFFÄRE

Siemens straft 470 Mitarbeiter ab

Neue Rendite-Vorgaben, konsequente Anti-Korruptions-Politik - der neue Siemens-Chef Peter Löscher zieht die Zügel an. Mitarbeiter, die gegen die neuen Ethik-Richtlinien verstoßen, werden bestraft und müssen damit rechnen, öffentlich an den Pranger gestellt zu werden.

München - Beim Thema Korruption kennt Peter Löscher kein Pardon. "Unsere Haltung bei dem Thema Compliance (interne Richtlinien) erlaubt keine Grauzone und keine Kompromisse", erklärte der Siemens-Chef auf der Jahrespressekonferenz heute in München. Künftig werde der Konzern die Namen der Personen nennen, die gegen die internen Richtlinien verstießen.

Den laufenden Schmiergeldskandal hält Löscher inzwischen für weitgehend aufgeklärt. Er gehe davon aus, "dass mit der heute veröffentlichten Summe von weiteren 857 Millionen Euro an dubiosen Zahlungen in den vergangenen Jahren das Volumen nun nahezu feststeht".
Die interne Fahndung zeigt bereits erste Erfolge. Insgesamt 470 Mitarbeiter wurden im vergangenen Geschäftsjahr wegen Verstößen gegen die Compliance-Regeln belangt. In 14 Prozent der Fälle seien Korruption oder Verstöße gegen das Kartellrecht nachgewiesen worden, sagte Löscher. In rund einem Viertel der Fälle ging es um Untreue oder Betrug. Bei den restlichen 62 Prozent handelte es sich um andere Verstöße wie zum Beispiel Diskriminierungen.

Von 30 Prozent der betroffenen Beschäftigten hat sich Siemens laut Löscher getrennt. In 8 Prozent der Fälle wurden Bestandteile des Gehalts gestrichen. Die restlichen 62 Prozent beschuldigter Mitarbeiter wurden verwarnt oder abgemahnt. Den laufenden Schmiergeldskandal hält Löscher inzwischen für weitgehend aufgeklärt. Er gehe davon aus, "dass mit der heute veröffentlichten Summe von weiteren 857 Millionen Euro an dubiosen Zahlungen in den vergangenen Jahren das Volumen nun nahezu feststeht".

Heute Morgen hatte Siemens die genannte Summe im Quartalsbericht bekannt gegeben. Diese steuerlich nicht abzugsfähigen Zahlungen seien in Bereichen außerhalb der ehemaligen Com-Sparte gefunden worden, sagte ein Siemens-Sprecher SPIEGEL ONLINE. Im vierten Geschäftsquartal habe Siemens die Untersuchungen der Steuerabzugsfähigkeit zweifelhafter Zahlungen bei den übrigen Bereichen und den Regionalgesellschaften "auch für die Geschäftsjahre 2000 bis 2006 weitestgehend abgeschlossen".

Der Sprecher wies darauf hin, dass damit im strafrechtlichen Sinne noch nicht festgestellt sei, dass es sich um Schmiergeldzahlungen handle. "Doch der Gedanke liegt nahe", räumte er ein. Wie groß der Anteil sei, für die man später noch Erklärungen finde, könne er aber derzeit nicht sagen.
In Folge der nun zusätzlich identifizierten Zahlungen müsse Siemens zusätzliche Ertragsteuerverpflichtungen von 339 Millionen Euro buchen und die entsprechenden Beträge früherer Berichtsperioden im Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2006/07 anpassen. 178 Millionen Euro an Steuern hat Siemens bereits nachgezahlt. Im Com-Bereich hatte Siemens bereits fragwürdige Zahlungen von 449 Millionen Euro entdeckt.

SEC-Bußgeld noch nicht eingerechnet

Als Konsequenz akzeptierte der Konzern außerdem ein Bußgeld in Höhe von 201 Millionen Euro. Nun ist auch die Untersuchung der anderen Bereiche weitgehend abgeschlossen, dabei hat sich die verdächtige Summe fast verdreifacht.

Neben der Geldbuße muss sich Siemens möglicherweise auch auf eine harte Bestrafung durch die US- Börsenaufsicht SEC einstellen. Zudem kostet die Affäre immense Summen an Honoraren für Berater und Anwälte. Allein im Geschäftsjahr 2006/07 (30. September) fielen laut Siemens Beraterkosten von 347 Millionen Euro an, auf das vierte Quartal entfielen dabei 159 Millionen Euro.

Mit der Aufarbeitung der Schmiergeld-Affäre allein will Löscher sich allerdings nicht begnügen. Mit einer kompletten Neuordnung will er den Konzern fit für den internationalen Wettbewerb machen.
Die einzelnen Bereiche werden künftig stärker unter Druck stehen. In der Medizintechnik werde ab sofort eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 14 bis 17 Prozent erwartet, erklärte Löscher. Zuletzt lag der Zielkorridor bei 13 bis 15 Prozent. Die neuen Rendite-Vorgaben für das Industrie- und das Energie-Geschäft sollen im Januar verkündet werden.
Löscher kündigte zudem an, dass das Verhältnis der Verwaltungskosten zum Umsatz deutlich gesenkt werden soll. Bei den Verwaltungskosten liege Siemens "deutlich über dem Niveau der besten Wettbewerber". Um die Verwaltungsabläufe in der Zentrale effektiver zu machen, soll die Zuständigkeiten neu abgesteckt werden. Der Zentralvorstand wird aufgelöst, jeder Vorstand bekommt klare Verantwortlichkeiten.

Deutlicher Gewinnanstieg

Was die Zahlen betrifft, profitiert Löscher allerdings noch von seinem Vorgänger Klaus Kleinfeld. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/07 übertraf Siemens die Erwartungen der Analysten teilweise. Dem Quartalsbericht zufolge legte das Ergebnis im operativen Geschäft von 3,9 Milliarden Euro im Vorjahr auf 6,6 Milliarden Euro zu. Der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 72,5 Milliarden Euro.
Die Kennziffern sind um die Zahlen der Automobilzuliefersparte VDO bereinigt. Diese wird nach dem angekündigten Verkauf an Continental als nicht fortgeführtes Geschäft geführt.

Der Gewinn im fortgeführten Geschäft verbesserte sich den Angaben zufolge um 48 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Der Gewinn aus fortgeführten und nicht fortgeführten Aktivitäten stieg beeinflusst von zahlreichen teilweise gegenläufigen Sonderfaktoren um 21 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro. Sondererträge und -belastungen in Milliardenhöhe entstanden beispielsweise aus der Ausgliederung der Com-Sparte in Nokia Siemens Networks oder Steuereffekten aus dem VDO-Verkauf. Dazu zählt auch die Geldbuße wegen der Schmiergeldzahlungen im Bereich Com.
Für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2006/07 will Siemens eine höhere Dividende als im Vorjahr zahlen. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Hauptversammlung 1,60 Euro je Aktie vorschlagen, heißt es in der Mitteilung. Für das vorherige Geschäftsjahr hatte Siemens 1,45 Euro gezahlt.

Am Mittwochabend hatte Siemens ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Bis 2010 will das Unternehmen Aktien für bis zu zehn Milliarden Euro zurückkaufen. Zudem setzte sich Siemens eine Zielgröße zur Optimierung der Kapitalstruktur. Mit diesem Schritt kommt Siemens Forderungen nach, sich stärker an den Interessen der Aktionäre zu orientieren.
mik/dpa/ddp/Reuters/Dow Jones

Evian
tja, das ist leider so eine Idiotie des Systems:

• Schmiergeldzahlungen sind steuerlich absetzbare Kosten.

• Vereinnahmte Schmiergelder berechtigen den Arbeitgeber, den Mitarbeiter fristlos ohne Abmahnung zu kündigen.



Aber: Die Schmiergeldzahlungen stehen selbst nach der Kündigung dem Arbeitgeber zu.

Ehrlich gesagt geht es mir bei Siemens wie dem Rest der Republik: Ich beginne zu resignieren.

Was ich aktuell viel skandalöser finde, vielleicht auch, weil es örtlich vor meiner Haustüre spielt: Seit 1997 zahlt der Staat die Entschädigungsrenten der Contagan-Geschädigten und der Hersteller Chemie Grünenthal hat sich bis heute noch nicht einmal bei den Opfern entschuldigt, statt dessen zählt die hinter Grünenthal stehende Unternehmensfamilie zu den 30 reichsten Familien der Republik. Das tut richtig weh.........
***an Frau
10.900 Beiträge
Themenersteller 
@Versus
Diese von dir angesprochene Problematik müsste einen eigenen Thread haben, weil es ein Problem aufzeichnet welches symptomatisch für unseren Staat ist.

Ich will dazu auch kurz Stellung nehmen, hoffe aber, dass dadurch der Thread nicht abdriftet und in einer Contergandiskussion endet.

Ich habe auch 1960 mein erstes Kind bekommen, also mitten in der Zeit als werdenden Müttern das angeblich harmlose Mittel Contergan verabreicht wurde. Ich kann mir gut vorstellen, wie das bei den Ärzten abgelaufen ist. Frage: Na, wie geht es uns denn heute? Frau sagt, na ja, es zwackt und hier und da, und ja, schlafen kann ich auch nicht mehr so gut, und sie verließ die Praxis mit dem Gefühl, der Arzt wird es schon richtig gemacht haben mit dem mitgegebenen Medikament.

Wenn Ärzte schon damals so beworben worden sind von der Pharmaindustrie wie heute und sie ihr damaliges Handeln zu heute vergleichen, frage ich mich, ob sie etwas aus dem Contergan Skandal gelernt haben. Ich habe da so meine Zweifel. Und der Patient? Aufgeklärt wie nie, schluckt er immer noch alles was ihm der Arzt verschreibt oder mitgibt?

Wer krank ist sucht Hilfe und greift wohl immer noch nach jedem "Strohhalm" den ihn die Pharmaindustrie an die Hand bzw. Gesundheit gibt.

Wie sicher sind unsere Medikamente? Immer wieder werden welche vom Markt genommen, weil sie Schädigungen hervorriefen, die angeblich nicht absehbar waren oder sind, auch wenn wir als Folge des Medizinskandals in Deutschland heute eines der strengsten Arzneimittelgesetze der Welt haben.

Ich habe mir gestern den im Fernsehen ausgestrahlten Film, der sich auf den Contergan Fall bezog, angesehen. Mir hat die Machart des Filmes nicht gefallen, zu schnelle Schnitte, dadurch kamen keine richtigen Dialoge zustande, die Handlungsstränge stolperten von einer Szene in die andere, aber scheinbar ist das szenisch so erwünscht gewesen. Die Darsteller waren glaubhaft und der Gipfel des Films, das Aushandeln einer Entschädigung weil Verjährung drohte, war allerdings der zweite Skandal.

Und, dass der Staat heute diese Hungerrenten zahlt (ohne dass sich die Firma Grünenthal daran beteiligt), nicht alle erhalten ja ca. 500 €, ist der dritte Skandal angesichts des Reichtums der Familie und der guten Bilanz der Firma Grünenthal.

Ich weiß nicht wie weit es hier bekannt ist, dass Contergan /Thaliomid heute in der Krebstherapie erfolgreich eingesetzt wird und sich der einstige Centpreis von Contergan/Thaliomid heute so um 150 € bewegt. Aber diese Ausführungen würden jetzt zu weit führen, sind aber eigentlich gesellschaftspolitisch so brisant, dass ich mich wirklich wundere, dass die Gesundheitspolitik da nicht regulierend eingreift.

Ja, @****us und da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz, oder der Kreis schließt sich. Unsere Politiker sind nur noch Selbstzweck, und wer die parlamentarische Woche verfolgt hat, weiß auch, dass sich unsere Volksvertreter mal en passant die Diäten erhöht haben, ohne dass sie ihre eigentlich damit einhergehende Rentenanpassung noch immer nicht von ihren Diäten bezahlen.

Schmiergeldzahlungen sind nach meiner Info inzwischen aber nicht mehr steuerlich absetzbar?
Hinweis zu
Contergan

Gerade habe ich auf N-TV etwas gefunden. Der Hersteller dieses verfluchten Präparats will nun auf die Erkrankten zugehen. Es würde furchtbar leid tun.

Wenn der Film gestern und vorgestern etwas bewirkt haben sollte, wenn dort ein Umdenken beginnen sollte, dann wäre das ein gewaltiger Fortschritt.

http://www.n-tv.de/877816.html

Grüße, Quasi

P.S. Wenn die Gesetze der BRD die Einstellung gegen Bußgeld vorsehen, dann ist dieses völlig legal. Die Gesetze werden vom Volk bzw. von deren gewählten Vertretern gemacht.... Wenn jemand die Gesetze falsch findet, dann bleibt ihm nur, seine Vertreter neu zu wählen und sich selbst zu engagieren
***an Frau
10.900 Beiträge
Themenersteller 
Managergehälter in der Kritik
@***si,
dein Beitrag passte hier mal wieder gar nicht hierher, aber seis drum. *roll*

Bert Brecht (Lieblingszitat)
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.


Die Diskussion um die Gehälter der Manager reißt nicht ab. Täglich werden neue Stimmen laut, die Spitzen-Gehälter per Gesetz zu beschränken.

Die Hans-Böckler-Stiftung Düsseldorf hat sich die Gehälter der Spitzenverdiener vorgenommen und die Geschäftsberichte deutscher Unternehmen für 2005 und 2006 ausgewertet. Auf dieser Basis hat sie ein Ranking der am besten entlohnten Vorstandsvorsitzenden erstellt.

3,9 Millionen Euro kassierte ein durchschnittlicher Vorstandsvorsitzender eines DAX-Unternehmens 2005 - also 150mal soviel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer. Das hat eine Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung ergeben.

Platz 1: Harry Roels - 16,56 Millionen Euro 2005: 11,84 Millionen Euro)
1. Februar 2003 bis 30. September 2007 Vorsitzender des Vorstands der RWE AG.

Platz 2: Josef Ackermann - 13,21 Millionen Euro (2005: 11,9 Millionen Euro)
Deutsche-Bank-Vorstand

Platz 3: Henning Kagermann - 9,03 Millionen Euro (2005: 6,09 Millionen Euro) Chef bei SAP

Platz 4: Wolfgang Reitzle - 8,20 Millionen Euro (Vorjahr: 4,14 Millionen Euro)
Vorstand der Linde Group

Platz 5: Wulf Bernotat - 6,40 Millionen Euro (2005: 5,72 Millionen Euro)
E.ON AG

Platz 6: Hans-Joachim Körber - 6,38 Millionen Euro (2005: 2,98 Millionen Euro) oberster Boss bei der Metro AG,

Platz 7: Ulrich Lehner - 6,10 Millionen Euro (2005: 2.82 Millionen Euro)
Im Jahr 2000 übernahm er den Vorstandsvorsitz der Henkel KGaA.

Platz 8: Jürgen Hambrecht - 6,06 Millionen Euro (2005: 4, 3 Millionen Euro)
BASF

Platz 9: Michael Diekmann - 5,30 Millionen Euro (2005: 5,04 Millionen Euro)
Vorstand der Allianz AG

Platz 10: Dieter Zetsche - 5,09 Millionen Euro
Vorstandsvorsitzender der Daimler AG.


Bundespräsident rügt Managergehälter

Bundespräsident Horst Köhler hat überzogene Managergehälter angeprangert und dafür gleichermaßen Lob von SPD, CDU und den Gewerkschaften bekommen. Die wachsende Kluft zu den Einkommen der Topmanager gefährde den Zusammenhalt der Gesellschaft, warnte Köhler im "Handelsblatt". "Ich sehe eine Entfremdung zwischen Unternehmen und Gesellschaft." Die Wirtschaft müsse gegensteuern und moralische Führung zeigen, sagte er. "Sozialer Frieden ist allemal ein wichtiger Standortvorteil Deutschlands."
30. November 2007 Welt online

Ich hätte ja nicht gedacht...
...das man hier auch solche Themen diskutieren kann. Eine angenehme Überraschung. Mit dieser Thematik ließen sich ja ganze Seiten füllen. Nur mal ein Gedanke dazu:

Ist es nicht interessant, dass gleichzeitig zu der Debatte um die Managergehälter - quasi am anderen Ende der Einkommensskala - die Einführung eines Mindestlohns für manche Branchen gefordert wird?

Die ersten Erfahrungen mit diesem Konzept sind ja alles andere als erfolgsversprechend. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat die Einführung des Post-Mindestlohns doch dazu geführt, dass der Springer-Verlag diesen privaten Briefzusteller aufgegeben hat.

Wie gesagt, mit dieser Thematik ließen sich zig Seiten füllen. Doch die Parallele, zwei vollkommen unterschiedlichen Berufsgruppen ihre Gehälter/Löhne vorzuschreiben schien mir doch mal erwähnenswert.

Zusammenfassend liegt da die These nahe, dass der Trend wohl dahin deutet, in der 'sozialen Marktwirtschaft' die erste Komponente zu stärken. Ich persönlich stehe dem äußerst skeptisch gegenüber...
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