Um noch einmal einen neuen Aspekt in die Diskussion zu tragen:
In einem Episodenfilm fand bei einem alten Ehepaar sie heraus, dass er (Sean Connery) vor zwanzig Jahren mal fremdgegangen ist, eine Affäre für ein paar Monate mit einer anderen hatte.
Sie, tief verletzt, warf ihm dann vor,
a) warum er es gemacht hat und
b) warum er es ihr nie gesagt hat?
Die Hütte brannte, sie ist drauf und dran ihn rauszuwerfen, hört ihm nicht zu, er schwer verstört, weil er ihr zuerst nicht wusste wie er es ihr erklären soll.
Schlussendlich, gegen Ende des Films, gelingt es ihm.
Er sagte ihr: Weißt du, warum ich mit ihr wieder Schluss gemacht habe? Weil ich durch sie feststellte, was ich an dir habe. Sie ist der Schlüssel dazu dass wir heute noch zusammen sind, denn durch sie erkannte ich erst den wahren Wert deiner selbst. Seitdem wusste ich dass ich dich wirklich liebe, und dass ich dich auch immer lieben werde."
(So in der Art, die genauen Worte habe ich nicht mehr im Kopf, ist eine Weile her als ich den Film sah)
Warum er es ihr nicht gebeichtet hatte, klärte er dann auch: Er tat es nicht, weil dann, als er Schluss machte, er mehr zerstört als erschaffen hätte. Und so zog er aus sich selbst heraus die Erkenntnis des Wertes ihrer Beziehung und handelte im Anschluss daran auch so.
Es mag ein Film sein, ich halte ihn aber für sehr lebensnah: Manchmal kann eine Affäre, so widersinnig es auf den ersten Blick auch klingt, tatsächlich dafür sorgen, dass die Beziehung dadurch gefestigt wird.
Denn, und das vergisst man gerne dabei, ein Seitensprung entsteht so gut wie nie "einfach nur so". Er ist Produkt einer Unzufriedenheit eines Menschen, einer Orientierungslosigkeit in der bestehenden Beziehung. Diese steht bereits vor dem Seitensprung auf tönernen Füßen und hat mindestens die Schieflage eines Turms von Pisa erreicht.
Darum kann ich nur raten: Genau hinhören bei der "Beichte", wenn es dann ans Licht kommt. Je aufrichtiger sie gerät, je selbstreflektierter sie ist, desto größer die Chance, dass sie kein zweites Mal geschieht.
Jemand der leichthin sagt "ach, sie hat mir nichts bedeutet" lügt schon, bevor er es ausgesprochen hat.
Natürlich hat sie ihm etwas bedeutet. Genau in jenem Augenblick, in dem er sie küsste / mit ihr schlief / mit ihr Zeit verbrachte.
Jemand der das nicht verleugnet, aber auch plausibel machen kann warum es vorbei ist und warum er die bestehende Beziehung mehr schätzt,
der hat eine Chance verdient.
Meine Meinung.