Beichten ist eigentlich gar kein so schlechtes Wort dafür.
Bei einer echten Beichte ist der Beichtende seine Sünden ja auch nicht sofort los - der Beichtempfänger muss ihm dann ja auch Absolution erteilen, d.h., ihm die begangenen Sünden auch vergeben. Tut er dies nicht, bleibt der Beichtende auf diesen sitzen, das wiederum bedeutet, dass derjenige dann nicht den Himmel, sondern die Hölle vor sich hat.
Ähnlich sehe ich es hier: Wenn der Seitensprung "gebeichtet" wird, dann liegt es am Partner -und zwar
nur an ihm- ob die Beziehung weitergeht, und wenn, dann in welcher Form.
Dass die monogame Beziehung eh tot ist, sollte beiden klar sein. Diese ist auf jeden Fall beendet; es stellt sich lediglich die Frage, ob sie in offener Form weitergehen kann - oder eben überhaupt nicht mehr.
Hmm, was würde ich in dieser Situation tun? Vermutlich die Beziehung komplett beenden.
Nicht wegen des Seitensprungs, sondern wegen der Lügen, die dem Seitensprung vorangegangen sein müssen.
Denn ich bin ein Mensch der gleich zu Anfang der Beziehung abspricht, wie exklusiv sie sein soll.
Ich selbst neige zur Monogamie, bin aber definitiv auch offen für andere Partnerkonstrukte. Wenn ich also mit einem polygamen Menschen zusammenkomme, dann werden wir den Teufel tun und Monogamie vereinbaren! Nein - sie darf dann woanders auch, dasselbe gilt für mich dann aber ebenfalls. (Ob mir dann danach gelüsten würde, stünde auf einem anderen Blatt. Fest steht aber, dass ich es dann jederzeit könnte.)
Wird aber
Monogamie vereinbart, dann ist ein Seitensprung nur mit Lügen möglich. Und Lügen geht für mich gar nicht, ich würde nie wieder vertrauen können.
Würde sich trotzdem eine Versuchung für sie ergeben, dann bestehe ich darauf dass sie es mir erzählt bevor etwas geschieht. Etwa "duu ... ich erzähle es ja nur ungern, aber ich finde den einen Mann da echt attraktiv, und er flirtet mich heftig an ... also reizen würde es mich ja irgendwie doch, mit ihm mal ins Bett zu steigen ...", so etwas in der Art.
In dem Fall kann man dann gemeinsam sehen, ob man die Beziehung nicht doch öffnet. Muss ja nicht gleich volle Kanne Polyamorie werden, aber zumindest soweit, dass ONS nebenher dann eben möglich sind.
Das gilt dann wiederum für beide Seiten.
So denke ich darüber.
Ist momentan aber in meinem Leben pure Theorie, da ich derzeit eher in polygamem Umfeld unterwegs bin, da stellt sich die Frage der Exklusivität nicht so sehr. Da gelten lediglich Absprachen, dass wenn die "Gefahr" der Liebe woandershin entsteht (es also Richtung Polyamorie driftet), man dann neu würfelt und ansonsten sich gegenseitig sagt, wo gerade woanders etwas läuft oder laufen könnte, wenn es sich grade ergibt zu erzählen.
Huh, ist jetzt n bisschen viel Text geworden ... naja, kurz zusammengefasst kann ich nur sagen, dass die beste Vereinbarung jene ist dass beide von einer dritten Person erfahren
bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wahlweise direkt nach einem ONS, das ist dann aber auch schon so brisant, dass ich da nicht die Hand ins Feuer für legen würde, ob ich diejenige dann nicht auch verlassen würde. Denn ein monogames Versprechen ist auch eines, dass man sich nicht zu einem hinreißen lässt.