wirzwei1927 / blackangel
Auf eure Frage: Ja, in einem gewissen Sinne schon.
Aber bitte nicht falsch verstehen!!! Wie Anne schon sehr richtig und zutreffend bemerkt hat, durchläuft man nach einer solchen Tat als Opfer verschiedene Phasen. Das ist auch gut so. (Warum die geschilderte Frau, die wir gut kennen, ein paar übersprungen hat, ist eine andere Sache ...).
Wenn nach einer Phase des Zorns und der Rachegedanken (die ja unter anderem auch durch eine Anzeige - völlig berechtigt - Ausdruck finden können und sollten) nicht irgendwann der Punkt kommt, den Anne beschrieben hat, nämlich dass man loslässt und verzeiht, dann wird man selbst innerlich zerfressen. Und das ist der Kerl, der einem schon genug Schlimmes angetan hat, nun wirklich nicht wert. Oder?
Dieses Verzeihen bedeutet aber nicht, die Tat in Ordnung zu finden oder zu verstehen. Es kann nur dafür hilfreich sein zu wissen, warum der Kerl das getan hat (muss aber nicht). Und dieses Verzeihen hat natürlich nichts mit Gutheißen oder dergleichen zu tun oder damit, dass man nun den Verbrecher plötzlich mögen sollte. Blödsinn! Es ist auch weit davon entfernt, mit einem "armen Täter" Mitleid zu haben (so was können wir von unseren Psychologen schon nicht mehr hören, da fallen uns glatt die Ohren ab und da könnten wir die Wände hochgehen).
Es geht nur darum, das Geschehen an sich wieder abschütteln zu können (nicht verdrängen), es als nun mal nicht zu ändern hinzunehmen und innerlich - nur für sich selbst - zu verzeihen.
Im Verzeihen liegt in jeglicher Hinsicht eine ungeheure Kraft, die jeder schon mal erfahren durfte, der das erlebt, also verziehen hat. Ihr kennt das alle sicher auch, wenn Ihr mal mit einem Partner oder früher mit den Eltern, einem Freund oder Kollegen usw. riesigen Streit hattet und der Grund entsetzlich und lange an einem nagt, einen fast zerfrisst.
Hat man eines Tages endlich verziehen, fühlt man sich viel leichter und besser. Das heißt aber nicht, daß man gut findet, was der andere angestellt hat und daß man das wieder möchte. Es heißt nur: Schwamm drüber. Es ist vorbei. Ich schaue jetzt nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorn. Der Täter ist und bleibt ein Mistkerl (wir könnten hier weit schlimmere Ausdrücke verwenden, wollen aber ein gewisses Niveau beibehalten), aber auch einem Mistkerl kann man mal etwas bis zu einem gewissen Grad verzeihen.
Hoffentlich haben wir jetzt gut genug erklärt, was wir meinen. Wenn nicht, fallt ruhig über uns her - wir vertragen das und sind gerne bereit, mehr dazu zu erklären.