ich bin noch nicht lange im JC und erst heute auf dieses Thema gestoßen. es is für mich sehr beeindruckend, wie viele Menschen hier etwas ähnliches durchgemacht haben, wie ich, und wie offen hier darüber gesprochen wird. Es ist eine große Hilfe, zu wissen, dass man nicht alleine ist und zu sehen, dass es Menschen gibt, die Gefühle gut beschreiben können, die ich auch kenne, die ich aber weder selber verstehen, noch in Worte fassen kann. Dass soviele hier inzwischen gut mi ihrer Vegangenheit leben und diese akzptieren können, macht mir Mut.
Dieses allgegenwärtige, schreckliche Gefühl, benutzt und wertlos zu sein, diese Machtlosigkeit und Ohnmacht, weil jemand anderes Dinge mit meinem Körper gemacht hat, die ich nicht wollte. Diese schreckliche Angst und Albträume,... Schuldgefühle,... als sei ein großer Teil von mir selbst gestorben...
...anfangs habe ich alles verdrängt, anders wär dass nicht ertragbar gewesen. Ich habe mein eigenes Leben nicht mehr als irgendwie wertvoll sehen können, einzig mein damaliger Freund, konnte mich davon überzeugen, um seiner Willen wenn schon nicht um meiner selbst Willen irgendwie so normal wie möglich weiterzumachen. Ich bin ihm sehr dankbar dafür.
Es hat langegedauert, bis ich wiedernormal leben und anderen Menschen vertrauen konnte. Mittlerweile sehe ich dass Geschehene als einen Teil von mir, der mich immer begleiten wird, der mich aber auch zu dem Menschen gemacht hat, der ich jetzt bin, was ja nicht nur schlecht ist
Allerdings habe ich noch nie mit jemand anderem als meinem Freund darüber gesprochen und war auch nie in einer Therapie. Die ersten 4 Jahre konnte ich es verdrängen, aber in letzter Zeit kommen immer wieder in verschiedenen Situationen (eine unbedeutende Berührung von meinem Freund, ein einzelner Satz,...) die Gefühle von damals wieder in mir hoch. Das kann sogar zu richtigen (eigentlich in der jeweiligen Situation komplett unpassenden) Panikattaken werden, in denen ich mich an irgendetwas erinnere, dass ich bis dahin vergessen hatte. So etwas macht mir Angst, und ich habe dass Gefühl, ich kann dass Geschehene nicht mehr verdrängen, sondern muss mich damit auseinandersetzten. Jetzt will ich auch darüber reden - soweit ich ich erinnere - es hilft irgendwie...
Meine Geschichte:
Mit 15 war ich ein halbes Jahr mit meinem damaligen "Freund" zusammen. Dabei hat er eigenlich nie etwas anderes mi mir unternommen, als Sex. Er hat schnell viele " Bekannte" mitgebracht und mir gesagt, wenn ich ihn liebe, muss ich mit denen allen auch sex haben. Ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum ich mich darauf eingelassen habe, ich weiß nur, ich hatte Angst, Angst vor ihm und Angst ihn zu verlieren, und habe ihm in meiner kindlichen Naivität wohl irgendwie geglaubt, dass dass, was er da macht "normal" ist. Wie viele Männer es waren - ob 20 oder 100 - ich weiß es nicht, ich erinnere mich an kein einziges Gesicht - diese Leute sprechen mich an, kennen meinen Namen und sagen, dass sie mal gegen Geld mit mir Sex hatten - es ist, als hätte ich sie nie gesehen. Erinnern kann ich mich nur an einzelne Bilder von Gangbangs, im Freien, mit Haufenweise Zuschauern, .... Aber gut, ich habe mich nie gewehrt. Wieviel es mir wirklich ausmacht, merke ich erst jetzt daran, dass ich mich eben nicht daran erinnern kann...
Ganz anders war dass, nachdem ich mich von ihm getrennt hatte...
Mein Peiniger konnte das nicht wahr haben und wollte sich nochmal mit mir treffen, um über alles zu reden. Also holte er mich ab, aber anstatt zu reden, fuhren wir nachts mit einem seiner Kumpel in ein abgelegenes Waldstück... Niemand hätte mich dort schreien gehört und ich hätte auch nicht weglaufen können. Sie waren zu zweit - Da habe ich mich nichteinmal gewehrt, denn es hätte keinen Sinn gehabt. Obwohl ich mehrfach gesagt habe, dass ich nicht will, musste ich ihn oral und dann vaginal befriedigen - als nächster war sein Kumpel dran ( aber da habe ich nicht mehr die Kraft gehabt mich zu wehren sondern nur noch leblos dagelegen... ) Es war ein schreckliches und ekeliges Gefühl, bei jedem einzelnen Stoß nur zu denken "ich wild das nicht, das kann doch nicht sein, das geht doch nicht" Unvorstellbar, ich wünsche es keinem.
Am Anfang hat mein damaliger Freund mich beschuldigt, ihn betrogen zu haben, und nicht eingesehen, warum dieser eine Abend so schrecklich war und das halbe Jahr regelmäßiger Sex davor nicht... Aber es macht einfacht einen riesen Unterschied, ob man einverstanden ist, oder nicht!!!!!!
Um meinen damaligen Freund nicht zu verlieren, bin ich sofort zur Polizei gegangen. Irgendwie wollte ich damals aber selbst nicht, dass es zu einem Verfahren kommt und ganz offesichtlich hat mir keiner der Polizisten geglaubt. Es war eine riesige Demütigung. Mein Peiniger hat schließlich ausgesagt, ich "Schlampe" hätte den Sex doch gewollt -> die Anzeige is fallen gelassen worden.
Ich habe ihn nie gehasst oder gewollt, dass er eine schlimme Strafe bekommt, weil ich mir sicher bin, er wusste nicht, was er mir mit seine Tat antut. Das einzige, was ich mir manchmal wünsche, ist, dass er erkennt, wie sehr er mich verletzt hat und dass er sich entschuldigt, damit ich aufhören kann, mir selber Vorwürfe zu machen. Dazu wird es aber nie kommen.
Danke an Alle, die meinen viel zu langen Beitrag bis hierher gelesen haben. Es ist schön, nicht allein zu sein.