WARUM Tattoos ?

dass der Thread immer wieder noch mal ein paar schreibwillige Besucher findet.
Und da ich Threadersteller sogar gerade eben noch mal zitiert worden bin, schalte ich mich auch gerne noch mal ein:
Natürlich bringe ich mit meinen Beiträgen in diese Ecke eher die "andere Meinung" ins Spiel und muss damit rechnen, die Mehrheit zu provozieren.

Ehrlich gesagt, reizt mich das Thema unter dem Aspekt, dass ich eine 15-jährige Tochter habe, die bei Tattoos und Piercings leuchtende Augen bekommt. Und ich selbst bin Gegner sowohl vom Einen wie vom Anderen. Nach momentanem Stand meiner selbst würde ich selbst mich NIEMALS piercen oder tätowieren lassen.
Ich finde es albern und auch aufdringlich! Wenn man sich ausdrücken möchte oder ein Tagebuch verfassen möchte, dann sollte man eine andere Form finden als dies auf seine Haut zu brennen.
Ich könnte auch noch etwas provozierender sagen: wer etwas auf seine Haut brennt, dem fehlt die Vorstellung davon, dass kein Gedanke etwas Absolutes ist, sondern mit der Zeit relativiert wird.
Jeder Gedanke sollte in sich schon so flexibel sein, dass er auf neue Erkenntnisse in der Zukunft auch reagieren kann. Einen Gedanken für absolut und immer richtig verkaufen zu wollen, ist in meinen Augen ein Zeugnis von Unsicherheit und Sturheit und mangelnder Offenheit und geistiger Beweglichkeit.
Sich ein Tattoo auf die eigene Haut eingravieren zu lassen hat für mich denselben Charakter: man möchte einen Gedanken, eine Stimmung verewigen - gegen das bessere Wissen, dass jeder Gedanke und jede Stimmung gegenüber zukünftigen Veränderungen, mögen sie noch so gering sein, offen zu sein hat.
Male ich ein Bild auf eine Leinwand, kann ich es wieder verbergen oder in einem zweiten Versuch besser malen ("auf eine höhere Ebene transformieren"). Das Bild auf der Haut, das springt immer unverändert jeden an. Eine Transformation ist nur bedingt möglich, jedes Tattoo verbraucht die nicht regenerative Ressource "Haut".
Menschliche Entwicklung und individueller Reifeprozess setzen für mich voraus, dass man sich nicht durch Entscheidungen für den Rest seines Lebens einschränkt. Mit einem Tattoo ("Speicherplatz Haut" wird verringert) macht man meiner Meinung nach genau dies auf einer symbolischen Ebene.

Manchmal will der ANDERE auch gar keine Botschaften sehen. Also noch mal eine weitere provozierende Bemerkung: "Du trägst mit Deinen Tattoos Dein Lebenstagebuch herum? - Will ich nicht sehen! - Genauso wenig wie die Werbezettel vom Kaufland am Wochenende!"

Gerne lasse ich mich jedoch auch immer noch belehren:

"WARUM TATTOOS?"