@****an
Wo bleibt bei all dem "Gejammer" eigendlich die Eigenverantwortung gegenüber seinen Taten?
Die bleibt bestehen - trotz gesellschaftlicher Umstände. Eigenverantwortung und Folgen der Gesellschaft auf einen selbst schließen sich nicht gegenseitig aus.
Ist man nicht selbst der Kapitän der sein Luxuskreuzfahrtschiff "Leben" steuert, dies auch in falsche Gewässer um dort beim kentern sich rauszuwinden und anderen Schuld an der Existens der dort lauernden Riffe und Felsen zu geben?
Zuerst mal hast du es im wahren Leben nicht mit leblosen Gegenständen zu tun, sondern mit realen Menschen, die auf dich einwirken und die ihr Handeln genauso eigenverantwortlich übernehmen wie du auch. Das heißt, dass du es in deinem Leben mit vielen Menschen zu tun hast, die mit ihrem eigenverantwortlichen Handeln auf dich einwirken, ohne dass du es bestimmen kannst. Und exakt deshalb hast du nie 100%ige Kontrolle über dein Leben. Das lässt sich an unzähligen Beispielen im Alltag zeigen.
@******ght
Ändere ich meine Sicht auf die Dinge, dann ändern sich ganz automatisch die Dinge um mich herum.
Das ist so nicht richtig. Ich kann mich noch so freundlich gegenüber einer Person verhalten, und trotzdem mag sie mich nicht. Warum? Weil mein Handeln und ihr Handeln darauf zwei Paar Schuhe sind.
Die einzigen Situationen, die wirklich gänzlich von deinen Handlungen abhängen, sind aus meiner Sicht Dinge, die nur einen selbst betreffen. Also Sachen wie Körpergewicht (sofern nicht genetisch veranlagt), oder die Überlegung, wie ich meine Zeit nutze, ob ich jetzt ein Buch lese oder ob ich mir etwas zu essen mache. Aber selbst hier ist es schwierig.
Man muss sich immer vor Augen halten, dass es zwischen Individuen keinen Automatismus gibt. Nur weil ich freundlich und nett zu jemandem bin, heißt das nicht automatisch, dass dieser es auch zu mir oder anderen sein muss. Er kann mich auch weiterhin ablehnen. Egal aber ob die Person mich ablehnt oder annimmt - diese Ablehnung oder Annahme ist ihre Handlung, und daher ist sie auch dafür verantwortlich, nicht ich. Das Gleiche gilt umgekehrt: Egal wie sich eine Person mir gegenüber verhält - wie ich mich wiederum ihr gegenüber verhalte, liegt in meiner Verantwortung.
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass es vollkommen egal ist, wie ich mich einer anderen Person gegenüber verhalte. Denn meine Handlungen haben einen Einfluss auf andere Personen. Verhalte ich mich freundlich gegenüber einer Person, so kann ich damit auch eine freundliche Reaktion hervorrufen. Sollte diese Person dennoch unfreundlich mir gegenüber reagieren, so kann sie ihre Unfreundlichkeit nicht mit meiner Unfreundlichkeit begründen, da ich ja freundlich gewesen bin.
Probleme im Leben eines Menschen lassen sich also nicht einfach nur als eigenes Problem oder gesellschaftliches Problem bezeichnen. Man ist selbst Teil der Gesellschaft und wirkt auf die Gesellschaft ein, aber genauso besteht auch die Gesellschaft aus Menschen, die auf einen einwirken und ebenso ihren Willen durchsetzen wollen.
Ich lehne also beide Extreme ab, sowohl "Jeder ist seines Glückes Schmied" als auch "Die Gesellschaft ist schuld, und ich bin nur ein willenloses Werkzeug."
Das, was einem die Gesellschaft antut, ist eine Sache; wie ich darauf reagiere, auch unter widrigsten und übelsten Umständen in der Gesellschaft, eine andere. Letztendlich ist immer wichtig, dass man sich als Teil der Gesellschaft betrachtet und nicht als 100%ig unabhängiges Individuum.
Ob man die Probleme dieser Gesellschaft, die auf einen einwirken, mit Humor nehmen sollte oder nicht, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich persönlich halte nichts vom sogenannten 'positiven Denken'. Wenn es einem dreckig geht, sollte man sich auch auskotzen können, sonst kann das Ganze psychosomatisch werden und man bekommt Magengeschwüre, Herzinfarkte und Depressionen.