Was ist Kunst eigentlich?
Wo fängt Kunst an und wo hört Kunst auf? All diese und ähnliche Fragen versuche ich hier zu beantworten. Schauen wir doch zuerst mal in ein Lexikon um zusehen was dort als Kunst beschrieben wird:
Kunst, ist eine ausgebildete Aktivität, die die Geschicklichkeit bzw. Fertigkeit begrenzt oder ausdehnt, einschließlich des kennzeichnenden Weges von der Weltanschauung. Das Wort Kunst ist vom lateinischen Wort "ars" hergeleitet worden und bedeutet soviel wie "Geschicklichkeit oder Fertigkeit". Kunst ist die Geschicklichkeit beim verrichten spezialisierter Handlungen, wie zum Beispiel, die Kunst der Gartenarbeit oder des Schachspielens.
Kunst in seiner breiten Bedeutung bringt, wie auch immer, sowohl Geschicklichkeit als auch kreative Vorstellungskraft in einem musikalischen, literarischen oder visuellen Zusammenhang mit sich. Kunst versorgt die Personen oder die Menschen die es produzieren und die Gemeinschaft beobachtet es mit einer Erfahrung die ästhetisch, emotional, intellektuell oder eine Kombination aus diesen Qualitäten seien kann.
[Encarta Encyclopädia]
So und nun sollen uns ein paar Aussagen bzw. Zitate von Künstlern helfen Kunst zu verstehen bzw. zu definieren.
P. Picasso 1926:
"Sie erwarten von mir, daß ich ihnen sage, daß ich ihnen definiere, was Kunst ist? Wenn ich es wüßte würde ich es für mich behalten."
El Lissitzky 1911:
"Wenn du mich fragst, was die Kunst sei, so weiß ich es nicht. Wenn du mich nicht fragst, so weiß ich es."
Joseph Bouys 1985:
"Das Kunstwerk ist das allergrößte Rätsel, aber der Mensch ist die Lösung."
Vincent van Gogh 1879:
"Ich kenne noch keine bessere Definition für das Wort Kunst als diese: Kunst, das ist der Mensch!"
"Diese unglückselige Meinung, daß die Kunst sich erfülle in der Nachbildung, sei es nun der idealisierten oder möglichst getreuen Wiederholung, der Außenwelt, wird immer wieder wach." [Rilke]
Was Kunst eigentlich ist kann also selbst ein berühmter Künstler nicht beantworten und wo Kunst anfängt bzw. aufhört scheinbar auch nicht, also kann ich an dieser Stelle nur einen Satz sagen von dem ich hoffe, das er all diese und ähnliche Fragen beantworten wird:
Kunst ist etwas Subjektives, keiner kann sagen das ein anderer was anderes sieht oder das gleiche sieht, wie der Künstler selbst.
Wahrheit oder Unwahrheit kommt immer nur Aussagen zu. Eine Aussage über einen ganz bestimmten Sachverhalt ist war oder unwahr; wenn sie absichtlich, wider besseres Wissen unwahr ist, dann handelt es sich um eine Lüge. Das gilt in gewisser Weise auch für künstlerische Aussagen. Will man feststellen, ob ein Kunstwerk wahr ist, darf man nicht nach der sachrichtigen Darstellung von Bildgegenständen fragen, sonder muß ermitteln, ob das Werk als Ganzes die Befindlichkeiten des Künstlers und seiner Zeitgenossen zum Ausdruck bringt und erfahrbar macht.
Zu prüfen ist dabei, ob der Künstler an der Oberfläche bleibt und "schönfärbt", also idealisiert, oder ob er in die Tiefe der menschlichen Psyche vorgedrungen ist.
Die Verbindung von Kunst und Wahrheit wird meist nicht als Erkenntnisproblem erörtert, sondern mehr als Frage nach der Wahrhaftigkeit, nach dem Sich-Bekennen zur einmal gefundenen Wahrheit - also nach dem Verhältnis von Kunst und Moral. Auf diesen Aspekt des Problems beziehen sich auch der irische Schriftsteller James Joyce und der Kunstwissenschaftler Wieland Schmied: [Gedanken aus dem Buch: Regel, Günther; Schulz, Frank; Kirschenmann,Johannes u. Kunde, Harald: Moderne Kunst. Zugänge zu ihrem Verständnis. Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig: Klett 1994 (bzw. neue erweiterte Auflage von 2001)]
Wir alle wissen, daß Kunst nicht die Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können. [Pablo Picasso 1923]
Für einen Schriftsteller ist es doch die natürlichste Sache der Welt, jedes Ding beim rechten Namen zu nennen. Der Fehler vieler Moralisten liegt selbst heute noch darin, daß ihnen peinliche Phänomene weniger zuwider sind als die Leute, die darüber schreiben. Es ist immer wieder dasselbe. Die Menschen bezeichnen einen Autor immer noch als unmoralisch, wenn er es ablehnt, Dinge zu verschweigen, die nun einmal existieren. Unmoralisch! Nun, es ist geradezu ein Zeichen von Moralität, nicht nur das zu sagen, was man für wahr hält - sondern unter äußerster Opferbereitschaft ein Kunstwerk zu schaffen. [James Joyce 1903]
In allen Jahrhunderten haben sich Künstler mit den Herrschenden eingelassen. Sie waren stark genug das auszuhalten, oder ihre Kunst ist daran zugrundegegangen - wir kennen Beispiele für beides.
Das soll nicht heißen, daß Kunst und Moral sich völlig voneinander trennen lassen. Ihr Zusammenhang ist nur unendlich diffiziler. Er hat jedenfalls nicht mit dem Lebenswandel des Künstlers zu tun. Die Moral der KUnst spricht sich im Kunstwerk aus, nicht in der Person des Künstlers. Moral ist zuallererst eine Frage der Qualität. Es läßt sich kein vollkommenes Werk denken, das nicht von künstlerischer Moral getragen wird. Oder andern gesagt: die Humanität eines Kunstwerks - und damit seine Größe - ist eine Sache der künstlerischen Form, der ästhetischen Gestalt.
[Wieland Schmied 1990]
[aus dem Buch "Kunst - was ist das?"]
Kunst soll entspannen, unterhalten, den Alltag verschönen 65%
Kunst soll schönes, Ästhetisches herstellen, die Freizeit verschönern 52%
Kunst soll die Umwelt menschlicher, farbiger, schöner gestalten 40%
Kunst soll belehren, bilden, zum nachdenken anregen 37%
Kunst soll helfen, die eigene Phantasie anzuregen 36%
Kunst soll die Wirklichkeit, die heutige Zeit widerspiegeln 24%
Kunst soll sich für die Benachteiligten einsetzen 17%
Kunst interessiert mich nicht, sie ist eigentlich überflüssig 11%
Entschuldigt bitte, aber es ist doch richtig erbärmlich, was manche Menschen von Kunst halten. Dies war eine Umfrage des Bundesverbandes Bildender Künstler anläßlich der 1. Bundesausstellung "Künstler" in Stuttgart 1977.
Man sollte doch meinen das Kunst in die Gedankenwelt anderer Menschen führen sollte, das man durch Kunst seine eigene Persönlichkeit finden sollte und was ich besonders wichtig finde, Kunst sollte die eigene Phantasie anregen, ihr neue Wege zeigen und sie sogar beflügeln.
Redet man in den Schulen etwa, ohne daß wir davon wissen, schon von neuer Kunst? Ist das, was die Zeitungen darüber schreiben, schon mehr geworden im Verhältnis zu den ungeheuren Mengen von Papier, die dem Sport, dem Klatsch, den Liebesaffären von Prinzessinnen und Filmstars jederzeit zur Verfügung gestellt werden? Wie viele Minuten räumt denn im Ernst das Fernsehen den Künsten ein?
Gibt es denn überhaupt keinen Künstler, der dieser Bezeichnung würdig ist, keinen einziegen, der sich jemals ersthaft mit den Problemen, den Kämpfen, den Idealen, den Hoffnungen und Gefühlen der Gesellschaft seiner Zeit auseinandergesetzt hätte, oder keinen, der nicht den Drang empfände, auf diese Gesellschaft einzuwirken, um sie im Verein mit allen fortschrittlichen Kräften zu ändern und zu bessern? Ist denn nicht gerade die Kunst einer der wenigen Zufluchtsorte, die dem Menschen noch bleiben, um die Dinge beim Namen zu nennen?
[Antoni Tàpies 1968]
Wenn man die Kunst als schmückendes Beiwerk zum Leben ansieht, dann ist sich ein Standpunkt natürlich ganz angängig, aber er steht in radikalem Widerspruch zu den Gesetzen der Kunst, die die psychologische Forschung entdeckt. Sie zeigt, daß die Kunst der wichtigste Knotenpunkt aller biologischen und sozialen Prozesse der Persönlichkeit in der Gesellschaft, daß sie ein Verfahren ist, den Menschen in den kritischsten und schwierigsten Minuten seines Lebens mit der Welt ins Gleichgewicht zu setzen.
[Lew S. Wygotski 1925]
[aus dem Buch "Kunst - was ist das?"]
"Kunst kann die Menschen nicht ändern, aber Sie kann einen Druck auf Sie ausüben, das Leben mit anderen Augen anzusehen, das eigene moralische Problem zu erkennen." [Arzer Miller 1956]
Bedeutung: Die Kunst gibt einen Anstoß, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Durch diesen Anstoß sein Leben, seine Umwelt zu verändern. (Wohnung/ Kleidung)