Sex ist sicher nicht das einzig verbindende Element in einer Beziehung. Aber je nachdem, wie wichtig es einen ist (es gibt Menschen, für die ist Sex nicht sooo wichtig und sie leben sehr gut und glücklich damit), werden nicht kompatible sexuelle Wuensche und Neigungen irgendwann zu einem Problem.
Deshalb Trennung? Bei mir und meiner Ex-Frau war es nach 10 Jahren Beziehung, 8 davon verheiratet, so, als ich ihr meine damals noch wenig ausgeprägten Fantasien gestand (wie bei euch, Julia, damals eigentlich nur Bondage). Fuer sie, in vielen Dingen eine sehr konsequente Frau, war klar, dass es früher oder später zu großen Komplikationen gekommen waere. Dass ich diese Neigung woanders auslebe, hätte ihr groessere Schmerzen bereitet (vielleicht auch, dabei "zuzusehen" und sich zu sagen, "ich kann ihm das nicht bieten"), als der Schmerz der Trennung. Und das nach sehr glücklichen Jahren und tatsaechlich auch einem intensiven, ausgefüllten Sexleben.
Heute bin ich letztlich froh darüber, denn wir haben und beide eine neue Freiheit eröffnet. Wobei das vor allem für mich gilt, denn ich lebe heute meine Fantasien und habe noch vieles entdeckt und zugelassen, das ich damals nicht für mich für möglich gehalten hätte. Und sie braucht auch keine Rücksicht auf einen Partner zu nehmen und dabei selbst zurückzustecken, dessen Lust sich vielleicht immer mehr von ihrer eigenen entfernt. Und wir haben es geschafft, in Luebe und Respekt auseinander zu gehen, auch wenn sie von dem Thema bis heute nix wissen will.
Doch ist Trennung nur ein Weg. Wie schon gesagt wurde: auch bei einem stark ausgeprägten Sexualtrieb gibt es andere Wege, als das Gemeinsame aufgeben. Doch sind diese unter Umstaenden noch schwerer zu gehen, da es dabei ebensolche inneren Grenzen zu überwinden gilt:
Was, wenn er wirklich seine Neigungen außerhalb eurer Beziehung auslebt? Und du dir auch einen anderen Sexpartner suchst? Unvorstellbar, dennoch eine Liebesbeziehung und Partnerschaft weiterzuführen? Und dann die Frage, selbst wenn - bleibt es beim Sex mit dem/der anderen, oder entwickeln sich da dann auch tiefere Gefühle? Selbst wenn Polygamie noch ein gangbarer Weg sein mag - wäre Polyamorie das auch?
Was, wenn seine Fantasien aber beim Ausleben wieder aufhören? Unvorstellbar? Ja, würden sicher viele Bdsm'ler rufen. Ja - wenn er denn wirklich BDSM in sich trägt. Vielleicht ist es einfach nur eine Laune, der Reiz des anderen, der vielleicht vergeht, an der Realitaet dess Erlebens seinen Zauber verliert?
Und was, wenn du dich darauf einlassen würdest, mit ihm diesen Weg zu gehen? ist deine Ablehnung in Stein gemeißelter Teil deines Wesens? St es Angst vor Kontrollverlust (wenn auch nur im Bett)? Die unüberwindlich erscheinende Grenze sozial geprägter, emanzipatorischer Vor-Einstellungen? Oder die große Herausforderung, nach Jahren der Partnerschaft auf Augenhoehe diesen Partner ploetzlich in bestimmten Situationen zu unterwerfen?
Viele Menschen, die heute BDSM in seinen vielfältigsten Facetten leben, haben dies irgendwann früher mal kaum geglaubt oder sogar abgelehnt. Nicht allen hatten gewisse Fantasien, und doch war da etwas in ihnen vorhanden, und es müsste erst jemand kommen, der es freilegt.
Ich habe keine Antwort, nur viele weitere Fragen. Du, liebe Julia, besser ihr beide, werdet sie selbst beantworten...
Dazu wünsche ich euch unbekannterweise alles Güte.
MorningSun