Alles was wir tun können, ist es zu versuchen
Alex alias griMorK schrieb:
..., man kann dieses (wie jedes Thema) überstrapazieren.
Ja klar, aber hier in JC habe ich noch nicht gesehen, dass dieses Thema irgendwo überstrapazieren wurde. Im Gegenteil, bisher habe ich mich mit meinen Anliegen und Gefühlen hier ziemlich unverstanden und alleine gefühlt. Dumm ist nur, dass es ein Mann ist, der offensichtlich genauso denkt und fühlt wie ich. Mir wäre eine Frau natürlich lieber. Axel, du behandelst das Thema mit Worten, die eine Ruhe und ein „nicht in emotionale Verstrickung befindlich“ zum Ausdruck bringt, dass ich dir einfach mal spontan mein Respekt aussprechen muss. Auf mich machst du den Eindruck, als könntest du einer Frau sehr viel Halt und Charakterstärke geben. Was man durch dein Bild sieht (starken Oberarme, männliches Aussehen) passt gut zu deinen ruhigen und sachlichen Ton den du hier zeigst – ich weiß, das sollte dir lieber eine Frau sagen.
miss_divine schrieb:
Das sehe ich genau so, leider ist es so, dass manche Menschen nicht über ein solches Mass an gesundem Menschenverstand verfügen oder sich vorher vieleicht etwas "emotional überschätzt" haben. Außerdem habe ich mittlerweile den Eindruck, dass manche Menschen sich auf etwas Unvebindliches einlassen, im Grunde aber wissen, dass sie eigentlich mehr suchen/wollen... das halte ich für problematisch.
Ja es ist problematisch, aber die unproblematischen Dinge sind nun mal ohne Reiz. Was miss_divine anspricht ist mir so wichtig (vielen Dank miss_divine), dass ich meine Gedanken dazu beitragen will, auch nachdem Alex bereits vieles mir vorweggenommen hat.
Zu erst möchte ich begründen, warum ich es als natürlich empfinde, das jemand sich auf Unverbindliches einlässt, obwohl er/sie sich in Grunde seines Herzen eine Partnerschaft fürs Leben wünscht. Ich bekenne, dass ich zu diesen Menschen gehöre.
Nach meinen Selbstverständnis ist es völlig normal, dass man sich in seinen Leben irgendwann vom Suchenden zum „Jemand gefunden haben“ entwickeln möchte. Um so zufriedener man mit sein Single-Dasein ist und um so höhere Ansprüche man an eine feste Partnerschaft hat, um so weiter schiebt sich die Erreichbarkeit hinaus. Wenn man noch die vielen Irrwege und Kreisgänge im Labyrinth des Lebens mitrechnet, dann ist es verständlich, dass man einige Zeit braucht um am Ziel anzukommen. Mit den erreichen des Ziels tritt man in eine neue Phase seines Lebens ein, die man mit einen Menschen gemeinsam gehen will. Wenn alles gut geht monogam bis ans Lebensende. Wenn irgendwann dieses Ideal zu zerbrechen droht, dann muss man dafür kämpfen oder man muss die Partnerschaft gemeinsam neu definiert oder man löst sie auf. So ganz ohne involvierten Gefühlen ist das leicht geschrieben, wir wissen alle das es das in der Praxis nicht sein kann und nicht sein darf. Denn wäre es so einfach, würde dies doch nur zeigen, das zwei zu keinem Gefühl fähige Menschen zusammengekommen sind.
Wenn ich auf der weiten Strecke bis zu diesem Ziel nur Sex als „Proviant“ bräuchte, hätte ich es als Mann sehr leicht. Selbst wenn ich den Umweg zum Geldautomaten und das es beim Erstversuch länger dauert berücksichtige, bräuchte ich keine Stunde um Befriedigung zu finden. Leider ist das Männerbild in unserer Gesellschaft von der Masse der Männer geprägt, die ins Bordell gehen. Wenn Männer wie ich sagen: „Ich will das nicht!“, dann wird ihn nicht geglaubt. Darf ein Mann nicht empfindsam sein? Sexualität ist für mich etwas, das ich nicht aus meiner Persönlichkeit herauslösen möchte. Mein Sex ist so wie ich bin. Eine Frau die mich ablehnt, lehnt auch meinen Sex ab. Eine Frau die mir nicht glaubhaft machen kann, dass sie mich will, wie soll ich ihr dann glauben, dass sie die Augen beim Sex schließt, um ihrer sexuellen Lust zu lauscht? Muss ich dann nicht denken, dass sie mich nicht sehen will? Wie soll ich mich als guter Liebhaber fühlen wenn Sie nur Sex von mir will? Ist das andere so schlecht?
Warum also unverbindlicher Sex? Dadurch, dass ich so hohe Anforderungen an eine dauerhafte Partnerschaft stelle, baue ich quasi eine hohe Mauer um mich auf. Es wäre völlig aussichtslos nur die Frauen an mich ran zu lassen, die mit Sicherheit diese Kriterien erfüllt. Als Frau kann man vielleicht hoffen, das sich ein Mann durch das Dornengestrüpp durchkämpft und sie wach zu küssen. Für wie unwahrscheinlich ich selbst das halte, kann man schon daran erkennen, dass ich dafür ein aus ein Märchen entlehntes Bild bemühe. Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Schlimmer als die Anforderung an sie, sind die an mich. Denn ich muss dieser Frau etwas zu bieten haben, damit sie sich für eine feste Partnerschaft mit mir entscheidet. Wie soll ich das tun? Indem ich ihr die Gehaltsscheine der letzten drei Jahre und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlege? Das bin nicht ich! Man kann sich nur gegenseitig kennen lernen, indem man ein Stück des Lebens einem gemeinsamen Weg geht. Jeder Gang beginnt mit den ersten Schritt und nach jeden getanen Schritt kann man überprüfen ob es es ein dahin bringt, wohin man will. Irgendwann muss man verbindlicher werden, zum Beispiel wenn man die Haushalte zusammenlegt und Kindern gute Eltern sein will. Ab da kann auch der Sex nicht mehr unverbindlich sein. Man ist aneinander gebunden.
Die ersten Schritte sind also immer unverbindlich. Wenn die Frau bereits anderweitig gebunden ist, dann ist von vornherein ersichtlich, dass es unverbindlich bleiben wird, denn die Gemeinsamkeiten sollen für beide eine Bereicherung des Lebens sein. Das zerstören einer bestehenden Beziehung ist definitiv keine Bereicherung des Lebens. Für mich weitaus wertvoller sind die Beziehungen zu ungebundenen Frauen, da bei ihnen das Ende und die Begrenzung nicht vorausgedacht werden muss. Das finden einer ungebundenen Frau wäre für mich Grund genug den Sex mit einer gebundenen Frau zu beenden. Freundschaft ist davon unbenommen. Bei den wenigen Beziehungen die ich bisher hatte und die ich brauche, um ein für mich erfülltes Leben zu führen, ist das kein Problem. Ein schöner Nebeneffekt der daraus entsteht, dass ich nicht an puren Sex interessiert bin. Ich suche ihn nicht. Wenn es passieren würde, wäre es schön. So wie ich mein Leben eingerichtet habe und dadurch das ich bin was ich bin, kann es aber kaum passieren.
Ich bin mir selbst verpflichtet den Kontakt zu Frauen zu suchen, gerade weil es nicht nur eine Bereicherung meines Lebens sein soll, sondern weil ich das Ziel einer festen Partnerschaft nur so näher kommen kann. Ganz allgemein gilt: Der Passive braucht zum Erfolg sehr viel Glück. Der Aktive braucht nur ein wenig Glück zum Erfolg. Wenn mich eine Frau fragen würde: Wird es Funktionieren? Werden wir glücklich sein? Dann würde ich antworten: Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Nun, wo das mit den unverbindlichen Sex geklärt ist, könnte ich zu jeder Frau die es mag sagen: He Baby kill mich mit deiner Leidenschaft, aber pass auf das dich meine nicht vorher auffrisst! Doch weil sie sich sicher ist, dass sie ungebunden bleiben will, noch bevor sie den 1. Schritt mit mir gewagt hat, muss ich ihr Versprechen sie nach den 1. Schritt bedingungslos gehen zu lassen. Ich würde lieber nach den 1. Schritt mit ihr gemeinsam entscheiden wie es weitergeht. Das sie diese Sicherheit einbaut, zeigt mir, dass sie kein Vertrauen in sich selbst hat. Eine starke Frau kann ein Nein immer durchsetzen, sie muss es nicht vorweg nehmen. Es könnte auch sein, dass sie meine Gefühle nicht verletzen will und deshalb lieber gleich sagt, sie sei nur an den einen Treffen interessiert. Danke dafür, aber ich halt ein Nein gut aus, wenn nicht du die für immer bist, dann eben die Nächste. Doch dann sagt sie, sie wolle nur den Sex ich soll gefälligst das andere alles weglassen. Da bricht eine Welt für mich zusammen:
Sie will nicht, das wir miteinander Reden wie es Verliebte tun. Sie will nicht, dass ich ein Liebesbrief an sie verfasse. Sie will nicht, dass ich sage „Dieses Lied ist unseres“. Sie will mir kein Kuss zum Abschied geben. Sie will nicht das ich sie necke und mit ihr flirte. Sie will nicht, das ich meine Nase an der ihrigen reibe. Sie will nicht, dass ich ein Zelt für uns aus meinen Mantel baue, wenn wir vom Regen überrascht werden. Sie will nicht, das ich sie zum Lachen bringe. Sie will mich nicht weinen sehen vor Glück. Sie will nicht, dass ich sehnsüchtig auf ein Anruf von ihr warte. Sie will nicht, dass ich mein Gesicht in das Kissen tauche, das ihren Duft noch trägt, nachdem sie längst gegangen ist. Sie will nicht in einer lauen Sommernacht mit mir die Sternschnuppen zählen. Sie will nicht, dass wir den Klang schöner Musik lauschen. Sie will nicht, das ich sage was ich schön finde. Sie will nicht, dass ich ihr Blumen zu Füßen lege. Sie will nicht das wir gemeinsam das Bett vollkrümeln. Sie will nicht, das ich sie füttere. Sie will nicht, dass ich unsere Namen in den Strand schreibe. Sie will nicht, nach einer durchliebten Nacht den Sonnenaufgang sehen. Sie will nicht mit mir die Schwäne in Park füttern gehen. Sie will nicht voller Übermut über eine Wiese rennen. Sie will nicht in einen Baum mit mir sitzen und die Beine baumeln lassen. Sie will nicht mit mir um die Wette schwimmen, mich voller Übermut unter Wasser tauchen. Sie will nicht auf der staubigen Straße ins Nirgendwo mit mir trampen. Sie will nicht, dass ich mich frage wer sie ist und sie fragt sich nicht wer ich bin. Sie will all die 1000 Dinge nicht, die dazu führen, dass die Welt sich für ein Augenblick um uns dreht. Sie will nicht, dass ich ihr zeige wie es ist, auf dem Buggeländer der Titanic die Arme bei geschlossenen Augen auszubreiten, nur von mir gehalten. Hat sie Angst mit mir in den eisigen Fluten unterzugehen?
Nur Sex? Weißt du nicht, dass man sich das gut selbst machen kann? Du hast Angst, dich in den Falschen zu verlieben? Was ist so schlimmes daran? Weißt du nicht, dass es besser ist einen starken Schmerz nach einer starke Liebe zu haben, als überhaupt kein starkes Gefühl gehabt zu haben? Was wir uns jetzt an Gefühlen geben, kann uns niemand mehr nehmen. Du meinst, die Liebe ist etwas für die Ewigkeit? Liebes Kind, es war sicher traurig für dich, als du erfuhrst, das es weder den Weihnachtsmann, den Osterhasen noch die Zahnfee gibt und nun muss ich dich beiseite nehmen und dir wieder etwas trauriges sagen: Die Liebe gibt es nicht. Es ist nur etwas das in den Köpfen der Menschen existiert. Ein Überschuss an Glückshormonen, eine Leidenschaft, eine Sehnsucht, ein romantischer Traum, eine Idee von menschlicher Größe und Einzigartigkeit, ein Versuch das Glück festzuhalten. Ein so starkes Gefühl das es uns verbrennen, wenn es zu lange anhält. Es muss als Glut weiter getragen werden, damit das Feuer immer wieder neu entfacht werden kann. Die Glut der Liebe ist unser Verstand. Verstehst du es? Sei nicht traurig, es ist gut so wie es ist.
Aber wenn es nicht funktioniert?
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Dann werden wir es wissen.
Was, wenn es vorbei ist?
Dann beginnt etwas Neues.
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Und wenn nicht?
Das wirkliche Ende kennen wir, bis dahin:
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Aber wer sagt mir...
Niemand.
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Es gibt kein zurück?
Nein.
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Ich habe Angst...
Ich auch. Trotzdem:
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Aber...
Kein Aber.
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Das oder etwas anderes.
Bedenke, die Zeit ist unbarmherzig.
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Getrennt oder gemeinsam.
Als Ich und Du - oder als Wir
Alles was wir tun können ist, es zu versuchen.
Alles was ich sagen kann ist: Bitte versuch es mit mir.