sondern warum es Menschen schaffen, in Gefühlssachen ihren Verstand manchmal so völlig abzuschalten
Eine Sache war ja schon benannt: Man stellt sich im virtuellen möglichst positiv dar (was ich niemandem zum Vorwurf machen möchte, solange er/ sie nur "nachbessert" und sich nicht völlig verfremdet) un dbekommt positives Feedback und Aufmerksamkeit von einer Person, die ebenso positiv erscheint.
Für sehr viele ist das schon mehr, als sie im echten Leben "bekommen". Und dann ist es zur "Verliebheit", also dem Wunsch nach mehr Nähe und Zuwendung, nicht weit.
Und dann schlagen die Hormone zu.
In einer Studie wurden drei Gruppen untersucht: 20 Patienten, die unter Zwangsgedanken litten (also Leute, die sich ständig die Hände waschen mussten oder alle Pflastersteine zählten, auf die sie traten), 20 Studenten, die heftig verliebt waren (rosarote Brille, ständiges am Handy- hängen ABER noch nicht mit dem Objekt ihrer Begierde geschlafen hatten) und eine Vergleichsgruppe von 20 "normalen" Personen.
Die drei Gruppen wurden einem Test für Zwangshaftigkeit unterzogen (Yale Brown Obsessive Scale).
Zwischen den Ergebnissen nach Punkten der "Normalen" und den Zwangspatienten gab es erwartungsgemäß deutliche Unterschiede, aber es konnte nachgewiesen werden, dass die verliebten Studenten sich deutlich auf dem Weg in den Wahn befanden. Gemessen wurde außerdem der der 5-HT-/Serotoninspiegel (ein Nervenübertragungsstoff im Blut, der in gesenkter Form Verhaltensauffälligkeiten bewirkt). Bei den Psychiatriepatienten fand man tatsächlich nur die Hälfte des gesunden Wertes, die Verliebten schafften es, diesen Wert noch um 10% zu unterbieten.
Allerdings schnitten sie in einem Punkt deutlich besser ab als die anderen beiden Gruppen: sie waren am wenigsten niedergeschlagen.
Liebe macht also, wenn man es flapsig ausdrücken will, tatsächlich ein wenig bekloppt
Auch wenn man sich dabei wunderbar fühlt.
Marazziti, Akiskal, Rossi, Cassano “Alteration of the platelet serotonin transporter in romantic love“(1999)