Vor etlichen Jahren war ich mal auf einer Fortbildung. Eigentlich ging es da um Erziehung von Kindern, aber die Familientherapeutin, die die Fortbildung seinerzeit gehalten hat, hat etwas gesagt, was mir sehr in Erinnerung geblieben ist. Und was mir vor ein paar Jahren, als ich mal in einer "Sinnkrise" steckte, wieder einfiel...
Sie sagte, jeder Mensch mache im Laufe seines Lebens drei Pubertäten durch.
Die erste Pubertät sei die Trotzphase, so Kindergartenalter/Einschulung. Wo die Kids bocken und ihren eigenen Kopf entdecken. Manche früher, manche ein bisschen später. Wo man sich als Eltern schon bisweilen an den Kopf klatscht und sich fragt, ob das mit dem Kinderkriegen so ne grandiose Idee war
Zweite Pubertät sei die "normale" Pubertät, die jeder landläufig kennt. Die bei Mädels früher einsetzen würde als bei Jungs und die alle sicherlich mehr oder weniger gut in Erinnerung haben. Hormone wallen, erste Liebe und so...
Die dritte Pubertät heiße bei den Männern "Midlife crisis" und bei den Frauen "Wechseljahre" (großes Gelächter damals). Wo man - wie hier schon beschrieben wurde - inne hält, nach hinten guckt, nach vorne guckt und so eine Art Zwischenbilanz zieht. Pläne macht, teilweise verwegene, die die Umwelt zum Kopfschütteln veranlasst, Motorrad-Führerschein, sofern noch nicht vorhanden, macht, oder Tauchschein oder irgendein "neues" ungewöhnliches Hobby beginnt. Oder sich von der bisherigen Partnerschaft verabschiedet. Wie auch immer. Umbruchphase. So ähnlich wie bei Pubertät Nr. 1 vom Baby/Kleinkind zum Kind und Pubertät Nr. 2 vom Kind zum Erwachsenen...
Und ich ergänze diese Theorie: Ich sage, die Summe aller drei Pubertäten ist eins. Wenn die eine etwas "seichter" ausfällt und die andere auch, dann haut spätestens die dritte richtig rein. Alle drei sind jedenfalls nie gleich "schlimm".
In meinem Fall kann ich das bestätigen. Nr. 1 war (laut Aussagen meiner Eltern) heftig (was ich nicht bestätigen kann, weil ich mich daran nicht so wirklich gut erinnern kann). Dafür war die eigentliche Pubertät bei mir sozusagen kaum vorhanden. Das alterstypische Revoltieren, der Stress mit den Eltern, der Umwelt, Ärger in der Schule, was auch immer, hat bei mir nicht stattgefunden. Rückblickend betrachtet war ich in der Altersphase eine richtig langweilige Nudel. Zuverlässig, ehrlich, fleißig, angepasst. Fad. Tja.
Richtig, Nr. 3 schlägt wieder kräftig zu Buche. Seit knapp drei Jahren. Hätte mir das jemand vor einigen Jahren erzählt, ich hätte demjenigen einen richtig großen Vogel gezeigt!!! Und meine Mum meinte vor einiger Zeit "Du warst immer so ein vernünftiges und braves Mädchen. Und nun, mit 40, drehst Du ja voll ab." Ich sage nur: wenn die wüsste!!!
Bei Bekannten hab ichs aber nach Gesprächen über dieses Thema auch schon umgedreht festgestellt. Eine Freundin von mir, die in der Pubertät das krasse Gegenteil von mir war, ist jetzt so wie ich vor 25 Jahren. Und auch meine Variante hab ich schon von Bekannten bestätigt bekommen...
Ich finds nicht wirklich "schlimm", seh das mehr als Herausforderung, als Chance denn als Frust. Denke positiv. Und bin deutlich mehr in meiner Mitte als mit 30 oder eben noch vor vier, fünf Jahren.
Ok, einen "Makel" gibts doch. Diese elende Hirnerei. Weil ich bisweilen zu viel, zu tief nachdenke. Spannend, weil man echt coole Erkenntnisse dabei gewinnt, aber auch furchtbar anstrengend... (zum Teil auch für meine Umwelt, die die Ergüsse dieser Hirnerei dann ertragen müssen
).