Anpassung der Gehirne
Genau darüber hatte ich letztens eine sehr anregende Diskussion mit jemandem, die verdeutlichen sollte, warum bei jungen Menschen Erscheinungsformen im Verhalten auftreten, die von Älteren als deviat bewertet und nur sehr schwer akzeptiert werden können.
Es ist die Meinung von der "Anpassung der menschlichen Gehirne".
Kopfkino: Wir können zaubern und zaubern uns einen durchschnittlichen jungen Mann des Jahres 1905 herbei. Den stellen wir auf die Kreuzung in der Ortsmitte einer mittleren Stadt.
Was passiert?
Ich denke, der fängt nach 5 Sekunden an zu heulen, bricht zusammen, schlägt die Hände vors Gesicht, macht die Augen und Ohren zu oder bekommt gleich den vollständigen Hirnriss.
Warum?
Weil sein Gehirn die vielfältigen Eindrücke nicht verarbeiten kann.
Die Hirnforschung hat festgestellt, dass sich die menschlichen Gehirne so etwa alle 50 Jahre anpassen, sie machen sich selbst zukunftsfähig. Das muss man sich natürlich nicht "plötzlich" vorstellen, a la 1.1.1960 - Schalter rum, Gehirn geändert. Dies ist ein schleichender Prozess, aber eben so alle 50 Jahre.
Dies war in den 60er-Jahren der Fall und auch wieder gegen 2010. Die Änderungen von 2010 werden aber erst 2020 auffallen.
Durch empirische Untersuchungen wurde festgestellt, dass junge Menschen Fähigkeiten haben, die ältere Menschen nicht haben. Oder auch umgekehrt.
Beispiele:
Ich kann üben soviel ich will, ich werde nie eine SMS so schnell absetzen können, wie meine Kinder. Die tippen die im Vorbeigehen ins Handy, ich muss immer bewusst schreiben.
Ich kann mich in einer Diskothek unter Lärm nicht unterhalten, ich muss meinem Gegenüber immer ins Ohr schreien. Der mir auch. Meine Kinder können das, die können den Lärm ausblenden.
Zunehmend verlieren jüngere Menschen die Beisshemmung. Haben wir uns früher auf dem Schulhof geprügelt, wurde aufgehört, wenn der Gegner "besiegt" war. Hat uns keiner beigebracht, war so. Heute prügeln die vielfach stumpf und sinnlos weiter.
Empathie geht verloren, anderen und sich selbst gegenüber. Erscheinungsformen wie Borderline, Essstörungen und Selbstverletzungen zwecks Eigenwahrnehmgung gabs früher - zu meiner Jugend - nicht, jedenfalls nicht häufig.
Die Fähigkeit, feine Töne zu hören, nimmt ab. Das junge Ohr hört das Bumm-Bumm eines Rockkonzertes, ist aber unfähig, feine Töne eines klassischen Orchesters wahrzunehmen.
Das Geschmacksempfinden nimmt ab, geht in Richtung "Fast-Food-Einheitspampe". Der Hauch Oregano, der fehlt, wird nicht wahrgenommen.
Das Sexualempfinden bzw. eine Art Eintrittsschwelle nimmt ab. Reichte früher der Blick auf die Damenunterwäsche-Seiten des Quelle-Kataloges, braucht es heute Hardcore-Porno.
Die Fähigkeit, korrektes Schreiben und auch formulieren zu lernen, nimmt ab. Wozu auch, es gibt SMS, Google und Rechtsschreibprogramme. Beim Rechnen ebenso.
Insgesamt nehmen kognitive Fähigkeiten ab.
Das alles ist nicht schlimm, nicht das Hören, nicht das Essen und auch nicht das Schreiben. Schlimm ist der Verlust der Beisshemmung für eine Gesellschaft in Bezug auf soziale Interaktion und noch schlimmer ist die Erhöhung der sexuellen Reizschwelle für den Fortbestand der Menschheit an sich (gesehen auf einen Zeitpunkt 2200).
Man mag einwenden, dass sein keine Gehirnänderung an sich eine ganz normale Anpassung. Ist es auch, irgendwie. Dennoch schmeisst das "moderne" Gehirn überflüssigen Ballast ab.
Im Jahre 1905 musste einem Auto, dass durch ein Dorf fuhr, einer mit einer Glocke vorausgehen. Und die Kisten fuhren dmals mit 30. Bevor die damaligen Menschen gemerkt und verstanden hätten, wären die überfahren gewesen. Die waren langsame Pferdefuhrwerke gewohnt, die, wenn sie schneller werden, auch noch die Form ändern, jedenfalls beim durchgehenden Gaul durch Strecken und Zusammenziehen des Körpers. Ein "unbewegliches" Auto hatte das Gehirn nicht drauf.
Heute rasen wir mit 150 dicht aneinander vorbei.
So kann dies ein Erklärungsansatz sein, warum die Menschen heutzutage dermaßen verroht sind, warum sie so sind, wie sie sind. Kann. Kann aber auch nicht.