Erich Fromm - Die Kunst des Liebens
Hi an alle! (Ein Versuch, anders an das Problem ranzugehen..)
Eigentlich bedarf es nur ein kleines sich dem Partner hinwenden, sich öffnen und zuhören - in Liebe. Eigentlich....
Mein Mann und ich haben auch lange Zeit im
Sumpf des Nicht-Einander-Zugewandt-seins verbracht (habe darüber hier auch berichtet), hatten vergessen, dass wir Mann und Frau sind. Hatten vergessen, dass wir uns fortlaufend mit einander beschäftigen müssen, um die Nähe aufrecht zu erhalten, um noch inniger werden zu können.
Dieser neue, oder besser neu erwachte Zustand hält nun seit Monaten an, also kein bloßes Aufflackern. Aber wir gehen jeden Tag behutsam und mit ungeheurer Wertschätzung mit dem um, was wir haben, wieder gefunden haben: unserer LIEBE. Die sich daraus entwickelte neue Art der (vertrauten) Sexualität ist erfüllend und läßt keine Wünsche offen. Auch wenn es manche nicht hören und glauben wollen: das hat nix mit Swingen, Stellungen, PT, neuen Kicks oder der so oft angepriesenen fremden Haut zu tun. Lediglich damit, WIE die Berührungen - die körperlichen und seelischen - gegeben und empfunden werden. Dass dabei das eine oder andere neu entdeckt wird....
Die sexuelle Abwendung vom Partner ist doch nicht eine Frage der sexuellen Unlust! Sicherlich wird es auch so etwas geben. Ich denke, es ist meist wirklich so banal, und in seiner Auswirkung so FATAL, dass Paare, wenn sie Eltern werden, ihre eigentliche Beziehungsebene vergessen, gar verlassen. Häufig sind es tatsächlich die Frauen, die die Mutter- und Frauen-Rolle vermischen oder meinen, nun andere Prioritäten setzen zu müssen (und das kann man nicht mit einer Massage oder Kerzenschein zurechtrücken!). Es ist ein (nicht bewußter?) Konflikt, der EIGENTLICH völlig unnötig ist. Männer können das viel leichter, denn die Kinder sind nicht so abhängig von ihnen, wie von ihren Müttern. Ich denke, dieses Erkennen der völligen Abhängigkeit, der völligen Hilflosigkeit der Kinder verleitet manche Frauen dazu, sich als Antwort darauf wiederum VÖLLIG den Kindern zuzuwenden, empfinden es gar als ihre PFLICHT und AUFGABE, hinter der der Mann zurückstehen muss. Und ich denke, die Verdrängung, gar Aufgabe der eigenen Bedürfnisse aus seinem eigentlichen Wesen heraus, führt eben auch zu dieser für alle Beteiligten schmerzhaften und unverständlichen Unlust (die hier ja so viel diskutiert wird).
Je mehr der Mann mit seinen (früher doch sehr willkommenen!) Bedürfnissen erscheint, wird der Konflikt immer grösser. Das Gefühl des Bedrängtwerdens: gerade hat frau es irgendwie geschaftt, "zum Wohle der Brut" ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren und verdrängen, da kommt ihr Gatte an und schon droht die Wippe zu kippen... Natürlich stimmen die Empfindungen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, usw. Aber ich glaube wirklich, es ist eine Frage der falsch verstandenen, bzw. definierten Rollen und damit ein verrückt-sein der Beziehungsebene,und das kostet Kraft und hindert am "Tanken" und Kraft schöpfen.
Das schwierigste ist, dies demjenigen, der in dieser Kiste hockt, klar zu machen. Und mit Kerzen, etc. funktioniert es ja nicht, wie einige am eigenen Leibe erfahren mussten. Verstehen kann ich die Männer (meistens sind sie es ja), die denken, dass sich ihre Frauen auch noch in dieser Konstellation wohl zu fühlen scheinen, weil sie sich den Männern und ihren Gefühlen und Bedürfnissen teilweise so völlig verschliessen und dabei den Eindruck machen, sich fühlten sich pudelwohl! Und wer würde sich da nicht ungeliebt fühlen!? (Glaubt mir bitte, die meisten fühlen sich überhaupt nicht wohl! Sonst würden sie nicht so kaputt und fertig sein und auch so aussehen, oder!?)
Nur, wie kommt man aus dem Schlamasel raus?
Ich hatte das Glück (??)
, eines Tages unbemerkt dazu zu kommen, als mein Mann sich vor dem Fernseher befriedigte. Was ansich ja nicht schlimm ist, mir aber im wahrsten Sinne BILDLICH vor Augen führte, dass ihm etwas fehlte, weil dies praktisch zu einer Ersatzhandlung geworden war. Es war ja nicht das Sich-Einen-Runterholen, sondern dass er das tat, obwohl er viel lieber mit mir zusammen wäre, aber das Gefühl hatte, damit nicht zu mir kommen zu können, weil ich ihm vermittelt habe, mich würden seine Bedürfnisse nerven. Ist das für eine Liebe nicht furchtbar? Das war schrecklich! Aber es öffnete uns die Augen für das, was im Grunde dahinter steckte, denn das Wixxen ist ja nun wirklich keine Problem! Aber das sich dem Partner verschliessen ist es, aufzuhören, dem Partner etwas geben zu wollen, und ich meine hier nicht nur die Hand.... Und die mangelnde Erotik und Zärtlichkeit ist so schmerzlich empfunden, weil sie so wesentlich für die Ehe/Partnerschaft ist. Weil sie sich dadurch von allen anderen Beziehungen unterscheidet.
Sich dem anderen öffnen, auch wenn er sich versucht zu verschliessen
(@****is - KLASSE, ich freu mich für euch!!).
Und wenns gar nicht hilft, wie Elkmedicine schrieb, auf professionelle Hilfe bestehen. Nicht, damit DEM ANDEREN gezeigt wird, wie doof er ist, sondern, dass man zusammen etwas für die Liebe und die Beziehung tun will. Bittet eure Partner darum, Euch zu helfen
Ich möchte hier nicht das propagieren, was mein Mann gemacht hat!
Obwohl ich sehr offen bin, löste es damals dennoch ein Haufen Ängste und Unsicherheiten aus - (bitte hierzu keine Kommentare, alles Schnee von gestern) Mein Mann meinte: "Auch wenns sicherlich nicht schön für dich war, mich so zu sehen, bin ich trotzdem froh, weil wir daraus etwas Gutes gemacht haben."
Androhungen von Fremdgehen ist auch ziemlich dämlich, auch, wenn es nur verdeutlichen soll, wie schlimm es um einen steht. Erreicht meist das Gegenteil. Sich in Trotz abwenden ist auch nur kindisch, wenn auch verständlich.
Aber was ist denn das Schlimme?? Nicht das fehlende Rein-Raus, sondern doch das Fehlen der wunderbaren, erfüllenden EXKLUSIVEN Intimität und Zärtlichkeit, das die einzigartige Liebe zwischen dem Paar zum Ausdruck bringt! (bevor mich einer falsch versteht und denkt, ich meine hier nur Blümchen-Sex: auch harter AnalVerkehr kann sehr zärtlich sein, ok?)
Bei mir hat´s auch länger gedauert, bis ich das begriffen habe, dass ich mich ganz meinem Mann zuwenden muss (und er sich mir!). Erstaunlich ist, dass aufgrund unseres Zusammenrückens viel mehr Kraft und Freude auch für unsere Kinder da sind! Und der Prozeß des sich "aus den Augen verlierens" ist so schleichend, dass man ihn erst bemerkt, wenn´s zwickt! Man glaubt zu Beginn doch gar nicht, dass die Liebe gepflegt werden muss, sie ist so selbstverständlich DA...
Vor ein paar Wochen haben wir ein wirklich wunderschönes Buch wiederentdeckt (vielleicht ein schönes Geschenk zu Weihnachten - sicherlich kennen viele dieses weltweit anerkannte und viel gelesene Buch von Erich Fromm)
Der erste Absatz des ersten Kapitels:
Ist Lieben eine Kunst? Wenn es das ist, dann wird von dem, der diese Kunst beherrschen will, verlangt, dass er etwas weiß und dass er keine Mühe scheut. Oder ist die Liebe nur eine angenehme Empfindung, die man rein zufällig erfährt, etwas, was einem sozusagen "in den Schoß fällt", weil man Glück hat? Dieses kleine Buch geht davon aus, dass Lieben eine Kunst ist, obwohl die meisten Menschen zweifellos das letztere annehmen.
Erich Fromm, Die Kunst des Liebens
Weihnachten ist das Fest der Liebe, sagt man doch... Sagt denen, die ihr liebt, dass ihr dankbar seid, dass ihr sie liebt, und bittet sie darum, sich von euch lieben zu lassen, und wünscht euch Liebe.
Florestine