Mir ist es schon öfters passiert, das ich mit jemanden Sex hatte, ich wusste jedoch dass da nie mehr sein wird (ob von meiner Seite oder seiner) und trotzdem entwickelt man für denjenigen Gefühle.
Ja, das kenne ich, ich dachte, ich bin die Einzige, der so ein blöder Kleinmädchen-Fehler passiert.
Aber wenn wir ehrlich sind, haben die Gefühle gar nichts mit dem Menschen selbst zu tun, er ist sozusagen eine Projektionsfläche, man kennt ihn ja im eigentlich nicht. Es ist also eine Illusion…
Oft ist die Situation so: man hat einige Baustellen, fühlt sich nicht so wohl und vielleicht ein wenig einsam. Da kommt jemand, der Interesse zeigt, das Selbstbewusstsein aufpoliert, ein gewisses Gefühl von Geborgenheit und Zärtlichkeit gibt. Man bekommt also fatalerweise nicht nur das, was man will (Sex), sondern auch das, was man dringend braucht. Dann ist alles vorbei und der Absturz heftig, man fällt in ein Loch, man fühlt sich wie der letzte Dreck, vor allem wenn man sowieso nur eine Zwischenlösung war (ganz übel). Es war alles abgesprochen, ehrlich und durchdacht, aber es kann trotzdem böse enden. Entzugserscheinungen werden als Liebeskummer fehlgedeutet. Es sind auch biochemische Prozesse im Spiel.
Gefühle entstehen immer im eigenen Kopf, die kann keiner von außen machen, auch wenn die Flucht in die Opferrolle sehr praktisch sein kann. Das Schöne daran ist, dass man es selbst in der Hand hat, aus der Sache wieder rauszukommen und sich in Zukunft zu schützen. Ich habe es einige Wochen später wieder versucht und siehe da: das Gefühl der Geborgenheit und Entspannung und das Kribbeln waren mit einem anderen Mann fast das Gleiche, eine Woche später mit einem Paar, bei den nächsten Kontakten wird es vermutlich genauso sein. Wenn man sich diesen Mechanismus bewusst macht, fällt es leichter, sich ein Stück weit emotional abzugrenzen, aber auch, sich fallen zu lassen und den Moment zu genießen.
Es steht und fällt alles mit der emotionalen Abgrenzung: will man unverbindlichen Sex, muss man sich allzu persönliche Themen, das Wälzen von Problemen und häufige Telefonate und Treffen eben verkneifen. Braucht man den intensiven, persönlichen Kontakt, muss der platonisch bleiben, das nennt sich dann Freundschaft, oder man lässt sich auf eine Beziehung ein, ohne Netz und doppelten Boden. Poppen à la carte funktioniert nicht, leider ist das weit verbreitet. Da verhungert einer von beiden zwangsläufig emotional während der andere sich überfressen hat, sich unwohl fühlt und verschwindet.