retten oder heilen?
Danke fürs Stichwort, Jens!
Ich glaube, es ist unausweichlich, dass in Beziehungen, zumindest wenn sie ein wenig tiefer gehen, Altes aus der Vergangenheit reaktiviert wird.
Dann wird der Mensch, mit dem Alles endlich gut werden sollte, tragischerweise zur Projektionsfläche für Angst und Wut, deren Ursprung ganz woanders liegt.
Die Einsicht, dass jeder bei sich selbst Liebesfähigkeit entwickeln muss und niemand gerettet werden kann außer durch sich selbst, kann man auch als Erwachsen werden, Verantwortung für seine Gefühle und Beziehungen übernehmen und den Verzicht darauf ansehen, vom Partner zu bekommen, was man sich de facto selbst geben muss.
Eine Beziehung um jeden Preis retten wollen nach meiner Beobachtung vor allem jene, die nicht aufgeben können, etwas Bestimmtes vom Partner zu bekommen. Das ist dann zwar nicht Liebe, aber eine bombensichere Bindung - im Negativen zwar, aber vielleicht gerade deswegen ganz schön pattex.
Um jeden Preis kann nur falsch sein.
Engagiert für eine gute Beziehung leben und sie, wenn sie kränkelt, ernst nehmen und auch schon mal zum Doktor bringen - unbedingt ja!
Denn gemeinsam Altes zu überwinden, sich gegenseitig zu ermutigen, gemeinsam zu gewinnen und sich immer wieder füreinander zu entscheiden, lässt Liebe in die Tiefe wachsen und schenkt Erfüllung.
Es ist nie Zufall, in wen wir uns verlieben. Da steckt eine Entwicklungs- und Heilungschance drin, für uns ganz persönlich maßgeschneidert.
Mancher merkt es nach der driten gescheiterten Ehe, so wie ich, ein anderer vielleicht früher.
Aber wenn schon scheitern, dann bitte mit der Gewissheit, sich nicht vorschnell und leichtfertig verpisst zu haben.
Fühlt sich später im Rückblick einfach besser an.