Briefe ...
@****an und andere
Nicht jeder tickt gleich, darum erscheint es dir vielleicht nicht plausibel, warum man/frau einen Brief schreibt und diesen dann vernichtet.
Ich möchte dazu eine kleine Geschichte aus meiner Vergangenheit erzählen.....
Schon sehr früh habe ich angefangen Tagebuch zu schreiben; einzig schon allein aus dem Grund, weil mir niemand zuhörte, weil ich keine Bezugsperson hatte. Genau die, die man eigentlich als Bezugsperson haben sollte (Familie, Freunde, etc.) waren meine "Probleme" über die ich schrieb. Nun saß ich da mit meinem ganzen Seelenschmerz und konnte mich niemandem öffnen; niemand interessierte sich für meine Probleme und Gedanken - also mußte ich mir ein Ventil suchen. Das wurden dann meine Tagebücher ....
Oft saß ich stundenlang und habe mir alles von der Seele geschrieben, meine Wut, meine Enttäuschung, den ganzen Schmerz - bis sich während des Schreibens ganz andere Richtungen ergaben... Durch das Schreiben hatten sich viele Gedanken geklärt, Knoten entwirrt und ich konnte wieder ein neues Ziel für mich erkennen. Ich pushte mich selber, machte mir Mut und motivierte mich durchzuhalten und weiterzugehen.....
Du wirst es nicht glauben, aber dieses "alles von der Seele schreiben" half - denn von dem, das du einmal "rausgeschrieben" hast, kannst du dich besser distanzieren. Du betrachtest es aus einer anderen Sichtweise, weil es dein Herz nicht mehr ganz so einschnürt ....
Jahre später hatte ich den Eindruck, auf mir lastet ein unheimliches Gewicht, als trage ich einen mir nicht bekannten Schmerz mit mir herum; dass dieser mit meiner Vergangenheit zusammenhängen mußte, war mir klar. Nur was war es??
Eines Nachts hatte ich eine ganz merkwürdige Anwandlung: Ich ging runter in den Keller und suchte den großen Umzugskarton, in dem meine Vergangenheit lag in Form von Tagebüchern, Briefen, Fotos u.a. Ich hockte die ganze Nacht auf der Treppe, schaute mir die alten Sachen an, blätterte in den Tagebüchern und die ganze alte Wut stieg wieder in mir hoch, aber auch die anderen Gefühle die ich damals hatte, vor allem auch die Energie immer wieder aufzustehen - komme was da wolle. So fing ich dann an sämtliche Tagebücher, Fotos und Briefe zu zerfetzen. Es war meine Art mich von all den Altlasten zu lösen. Gut, dass sich um diese Zeit niemand mehr im Treppenhaus aufhielt, sonst hätte er mich wütend und voller Verzweiflung weinend dort sitzen sehen, nicht ahnend was diese Stunden für mich bedeuteten. Es war ein Abschied - auch von Teilen meiner selbst, die ganzen Erinnerungen und der Schmerz, der wieder hoch kam, zerrissen mich förmlich.
Aus dem großen Umzugskarton ist grade mal ein kleiner Schuhkarton geworden der nicht mal ganz voll ist. Mehr ist nicht mehr übrig geblieben. Als ich das ganze Papier entsorgt hatte, fühlte ich mich wie erschlagen, müde - aber irgendwie befreit .....
Das als "kleine Anmerkung", warum man einen Brief für sich schreibt um einiges mal auf den Punkt gebracht herauszulassen und ihn eben nicht an den Adressaten zu schicken.
Ein anderer Grund es nicht zu tun:
In einer ähnlichen Situation wie ZimtMond schrieb ich Briefe, die vieles erklären sollten, die IHM zeigen sollten, dass ich nicht böse auf ihn sei, nur manches nicht verstehe und ihn bitten würde mir das zu erklären.
Ich bekam nie eine Antwort. Und genau DAS sehe ich als springenden Punkt.
Warum soll ich mir selber nochmal wehtun und dem anderen (der ohnehin nicht mehr mit mir reden und klären will) möglicherweise ein "Hochgefühl" geben und mich selber demütigen? Warum soll ich aus der Sicht des anderen womöglich "zu Kreuze kriechen" - um noch einen Tritt zu bekommen?
Da schreibe ich doch lieber mein Tagebuch, kotze mich dort aus, mache mir klar was ich da eigentlich hinter mir lassen will und tue mir etwas gutes um ihn zu vergessen und ad acta zu legen, anstatt ihm auch noch Briefe hinterher zu schicken, die ihn ohnehin nicht interessieren....
Sorry, wollte euch jetzt nicht "voll labern" - aber der thread hat sich so entwickelt, dass das jetzt raus wollte/mußte ....