Sicherlich gibt es einige Menschen, welche weniger reelles als virtuelles Leben führen. Aber ich (Frau Anantara) sehe das nicht so ganz dramatisch wie es manchmal dargestellt wird. Ich glaube eher, dass wir heute dank der Kommunikationsmöglichkeiten, eher darum wissen, wieviele Menschen sehr vereinsamt leben.
Aber gab es das nicht früher auch schon? Denken wir an die Schulzeit, wieviele Mitschüler hatten wir alle, die keine Freunde hatten, keine Kontakte zu Gleichaltrigen und Klassenkameraden. Dies nur ein Beispiel. Heute hätten diese Menschen die Möglichkeit virtuelle Kontakte zu knüpfen aus denen durchaus reale Kontakte werden können mit Menschen, welche nicht vorbelastet sind durch dummes Gerede und Beeinflussung von Kameraden.
Oder denken wir an alte Menschen, welche völlig vereinsamen könnten zuhause, da leider naturgemäss viele Sozialkontakte nach und nach wegsterben. Die Kinder womöglich weit weg oder gar keine vorhanden, gibt das Netz die Möglichkeit sich auszutauschen. Beispiel Seniorbook. Oder für chronisch Kranke, bei denen die Umgebung nur noch aufstöhnt, wenn das Gespräch mal wieder auf die Krankheit kommt. Sie haben die Möglichkeit sich in den entsprechenden Foren mit Betroffenen auszutauschen ohne zu hören zu bekommen: "nicht schon wieder" usw. usw.
Dann natürlich auch, dass bei vielen Menschen durch die mannigfaltigen Möglichkeiten sich über das Weltgeschehen zu informieren plötzlich ein ganz anderes Bewusstsein sich entfalten kann zum Beispiel über Politik und die Dinge welche schief laufen auf der Welt. Die Möglichkeit sich zu vernetzen um gegen Missstände anzugehen, auszutauschen, rechtliche Möglichkeiten zu erforschen und zu nutzen. Nicht umsonst gibt es immer neue Wortkreationen, wobei Wutbürger noch eines der Harmloseren ist.
Natürlich gibt es auf der anderen Seite auch diejenigen, welche im Schutz der Anonymität das Netz für ihre eigenen, unlauteren Zwecke missbrauchen. Ob es Pöbeleien unter Synonyme sind oder die Verteilung von Kinderpornographie der übelsten Art, das sind die Auswüchse unserer Gesellschaft. Aber dies ist - zum Glück - eine kleine Minderheit.
Ich empfinde es als ein Segen wenn ich mit wenigen Klicks auf dem Smartphone mich über das oder jenes informieren kann.
Und in Bezug auf meine drei Söhne kann ich nur sagen, dass ich es bedauere als Kind nicht auch die Möglichkeiten des Informations- und Kommunikationsflusses gehabt zu haben. Meine Kinder haben trotzdem auf der Strasse noch gespielt wie wir früher auch, sie haben Sport getrieben, sind mit ihren Freunden unterwegs gewesen, wir haben alle zusammen viele Abende mit spielen verbracht.
Das Eine schliesst das Andere nicht aus und so manche Verteufelung des Netzes geht mir zu weit. Vor allem, da es in der eigenen Hand liegt wie damit umgegangen wird. Es liegt in der Hand der Eltern, wie Kinder damit umgehen. Sprich wir können es sehr wohl beeinflussen und sind nicht zwangsweise davon beeinflusst!