Für mich kein Thema mehr...
Hallo,
ich selbst habe vor über 10 Jahren mit verschiedenen Pillen "herumexperimentiert". Ich muß allerdings dazusagen, daß ich sie damals nicht aus Verhütungsgründen eingenommen habe, sondern wegen starker Akne.
Zuerst nahm ich ca. 9 Monate eine Pille namens "Diane 35". Ich stellte bei mir fest, daß sie sowohl positive als auch negative Wirkungen hatte. Positiv war natürlich die Abschwächung und Verkürzung der Regel sowie die Beseitigung sämtlicher Regelbeschwerden (Bauchschmerzen etc.). Besonders positiv wirkte sie sich auf meine Akne aus, d. h. die Haut wurde trockener, die Pickel heilten ab und ich fühlte mich attraktiver. Negativ war die Tatsache, daß ich einen gesteigerten Appetit hatte und deshalb mehr aß und auch etwas zunahm, was sich jedoch im Rahmen hielt (ca. 2-3 kg). Was sich für mich damals besonders negativ auswirkte, war die Tatsache, daß ich meine Kontaktlinse nicht mehr vertragen habe. Ich hatte damals einen großen Unterschied zwischen beiden Augen (linkes Auge -5 Dioptrien, rechtes Auge normalsichtig), deshalb mußte ich im kurzsichtigen Auge eine Kontaktlinse tragen. Mein Augenarzt verschrieb mir damals keine Brille, weil er meinte, daß man einen solchen Unterschied zwischen beiden Augen mit Brille nicht mehr ausgleichen kann. Ich war damals also auf die Kontaktlinse angewiesen. Die Produktion der Tränenflüssigkeit im Auge (auf der die harte Kontaktlinse ja schwimmt) wird durch Hormone gesteuert. Durch die Einnahme der Pille verringerte sich die Produktion von Tränenflüssigkeit im Auge und ich konnte deshalb meine Kontaktlinse nicht mehr tragen und mußte deshalb auf eine andere Pille ausweichen. Einige Monate nachdem ich "Diane 35" abgesetzt hatte, kam diese Pille in die Schlagzeilen, weil eine Frau, die sehr lange diese Pille genommen hatte, an Leberkrebs erkrankt war und die Pille im Verdacht stand, leberkrebsauslösende bzw. -begünstigende Inhaltsstoffe zu haben. Die Pille wurde daraufhin vorübergehend vom Markt genommen, nach Untersuchungen jedoch wieder zugelassen, weil man nicht eindeutig nachweisen konnte, daß die Patientin durch diese Pille Leberkrebs bekommen hatte. Soweit mir damals zu Ohren kam, wurde die "Diane 35" danach aber nur noch an Frauen verschrieben, die sowohl ein Verhütungsmittel als auch ein Mittel gegen schwerste(!) Akne (damit war Akne gemeint, die nicht durch hautärztliche Mittel zu bessern war) benötigten, die über das eventuell Risiko, durch die Einnahme dieser Pille an Leberkrebs zu erkranken von ihrem Frauenarzt informiert und aufgeklärt worden waren und auch hierfür unterschrieben, daß sie dieses Risiko bewußt in Kauf nehmen wollten (d. h. falls der Leberkrebs später dann doch auftreten sollte, nicht gegen den Arzt klagen konnten, der ihnen die Pille verschrieben hatte).
Ich ging also zum Frauenarzt, der mir daraufhin eine Pille namens "Oviol" verordnete, weil diese für Kontaktlinsenträgerinnen besonders verträglich sei. Dies stimmte zwar auch, aber ich hatte daraufhin eine Fülle anderer, noch wesentlich unangenehmerer Nebenwirkungen.
Ich bekam schon einige Tage vor der Regel Krämpfe in der Gebärmutter, die ganz unvermittelt und plötzlich einsetzten, so daß ich mich fast zusammenkrümmen mußte, einige Sekunden anhielten und dann wieder verschwanden. Die Regel war wesentlich stärker als vorher, sogar stärker als eine normale Regelblutung ohne Pilleneinnahme. Ich bekam wieder Pickel und fettige Haut, stärker als ohne Pilleneinnahme. Hinzu kamen Übelkeit und Kreislaufbeschwerden.
Ich ging also wieder zum Frauenarzt, der mir daraufhin eine Pille namens "Neo-Eunomin" verschrieb. Mit dieser wurde zwar die Akne wieder besser, auch die Regelbeschwerden nahmen ab, aber die Übelkeit usw. hörte nicht auf. Mir ging es so schlecht, daß ich zeitweise nicht zur Schule gehen konnte.
Da ich damals ohnehin keine Verhütungsmethode benötigte, entschloß ich mich dann, die Pille komplett abzusetzen. Gegen die Akne habe ich dann hautärztliche Mittel verwendet und der Lauf der Zeit hat sein übriges getan, um dieses Problem zumindest entscheidend zu verbessern.
Verhütungstechnisch lehne ich heute jede Art von Hormonen oder sonstigen künstlichen Eingriffen in meinen Körper (also auch die Spirale, da sie ja ein Fremdkörper ist) ab. Ich finde, mein Körper funktioniert gut, so wie er funktioniert. Ich habe eine regelmäßige, erträgliche Periode. Als ich wegen Eisenmangels letztes Jahr in ärztlicher Behandlung war, kam die Frage wieder auf, ob eine Einnahme der Pille zum Zwecke der Abschwächung der Periode und damit zur Vorbeugung des Eisenverlustes nicht sinnvoll wäre. Ich habe mich dann dagegen entschieden, denn die Nebenwirkungen machen mir Angst. Da nehme ich lieber mal Eisentabletten oder versuche, über die Ernährung genug Eisen zuzuführen.
Ich möchte zwar nicht hysterisch erscheinen bezüglich der Pille, aber für mich käme es heute eben nicht mehr in Frage, in meinen Körper einzugreifen, wenn es nicht zwingend medizinisch notwendig ist. Zum Glück habe ich aus Verhütungsgründen nie an die Einnahme der Pille denken müssen, da entweder Verhütung gar nicht gewollt bzw. notwendig war und wenn sie gewollt bzw. nötig war, waren meine (Sexual-)Partner immer bereit, ihren Teil zur Verhütung beizutragen, sprich Kondome zu verwenden.
Zusammenfassend gesagt erkenne ich an, daß die Pille - vorausgesetzt die Frau macht keine Einnahmefehler - eines der sichersten reversiblen (also umkehrbaren - im Gegensatz zu den meist unumkehrbaren Methoden wie Sterilisation) Verhütungsmittel ist, die zusätzlich noch andere positive Aspekte erfüllt (Verringerung von Akne, Regelbeschwerden, Abschwächung der Blutung - dadurch weniger Eisenverlust, Möglichkeit, die Regel zu verschieben bzw. mal ganz auszulassen und dadurch höhere Lebensqualität usw.). Viele Frauen nehmen sie ja auch Jahre oder Jahrzehnte ohne Beschwerden (meine ältere Schwester nahm z. B. die "Cilest" 7 oder 8 Jahre lang ohne Probleme). Da sich jede Pille bei jeder Frau ganz unterschiedlich auswirken kann bzgl. Nebenwirkungen, ist es meiner Meinung nach einfach ein Glücksspiel und jede Frau kann für sich selbst nur durch Ausprobieren herausfinden, ob bzw. welche Pille die Richtige für sie ist.
Außer an die kurzfristig auftretenden Nebenwirkungen sollte jede Frau allerdings noch an die möglichen langfristigen Folgen denken, z. B. eventuell erhöhte Thrombose- bzw. Emboliegefahr (vor allem bei Raucherinnen), erhöhtes Krebsrisiko usw. Hierüber gibt es ja mittlerweile auch schon sehr viele wissenschaftliche Studien.
Jede Frau sollte für sich selbst, nach Abwägung aller Faktoren, die sonst noch eine Rolle spielen (z. B. erbliche bzw. familiäre Veranlagung für Thrombose und Krebs, alternative Verhütungsmethoden bzw. Methoden zur Bekämpfung von Akne und Regelbeschwerden etc.) entscheiden, ob sie hormonell verhüten möchte. Der Vorteil ist ja auch der, daß eine Frau, wenn sie merkt, daß sie die Pille doch nicht verträgt, diese relativ schnell wieder absetzen kann. Der mögliche Schaden bzw. das Risiko auch für Folgeschäden ist dadurch ja begrenzt. Ich selbst habe jedoch auch die Erfahrung gemacht, daß zwar Nebenwirkungen wie Bauchkrämpfe und verstärkte Regelblutungen (wie bei Einnahme der "Oviol" passiert) nach dem Absetzen der Pille gleich wieder verschwanden, andere Nebenwirkungen wie Übelkeit jedoch noch einige Zeit lang immer wieder mehr oder weniger heftig auftraten. Auch dauerte es nach Absetzen der Pille einige Zeit, bis der normale, regelmäßige Menstruationszyklus sich wieder eingestellt hatte.
Wenn eine Frau allerdings unbedingt gerne die Pille ausprobieren möchte, sei es weil sie verhüten muß oder sie die Pille als Mittel gegen Akne und/oder Regelbeschwerden probieren möchte, sollte sie es tun, denn letztlich kann man ja nur durch Ausprobieren herausfinden, ob eine Sache für einen persönlich geeignet ist oder nicht.
LG
Michaela