weil mir grade langweilig war, bin ich mal durch die Threads geflippt und habe einen der bewegendsten Diskussionen seit langen entdeckt. Danke allen Beteiligten dafür. Aber....
... ich konnte bislang nur zwei Beitragende entdecken, die mir ehrlichen Respekt abverlangen.
@*******hka:
Halte dich nicht damit auf, dich selbst zu martern, in dem überlegst, ob du verzeihen sollst oder nicht. Die Tatsache allein, daß du dich und dein Verhalten in Frage stellst, zeigt großen Charakter. Andere (mich eingeschlossen) wären schon bei einem deutlich milderen Schicksal zusammengebrochen und in einer Welt aus Haß und Selbstmitleid versunken. Sei zufrieden ein großartiger Mensch zu sein (soweit ich das aus deinen threads beurteilen kann), der die Särke hat, sein Leben aktiv zu gestalen und Schicksalsschläge zu meistern.
Alles andere ist eben wie es ist - und der Unfallverursacher könnte doch genausogut mittlerweile auf einem anderen Planeten leben, macht für dich keinen Unterschied, oder?
@*******ers:
Obowhl ich nicht deiner Meinung bin, bist du doch die einzige (sollte ich jemanden gleichen Tenors übersehen haben: sorry), die sofort entdeckt hat, daß sich 99% aller Beiträge nur darum drehen, festzulegen, wieviel Leid denn ausreicht, um nicht mehr verzeihen zu müssen oder doch verzeihen zu können. Auch für dieses Feingespür meinen Respekt.
Ich bin dennoch nicht deiner Meinung, denn es geht hier glaube ich nicht um Verzeihen oder nicht, sondern darum, wie man trotz dieser psychischen und physischen Leides ein Mensch im wahrsten Sinne bleibt - und da spielt doch der Unfallverursacher, die Situation und seine "Schuld" absolut keine Rolle, oder?
Ein Mensch ist für mich der, der seine Menschlichkeit bewahrt und sich nicht von Wut, Haß und Leid besiegen lässt - und das hat andruschka doch wohl unzweifelhaft geschafft
@ den ganzen Rest (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel):
Es stimmt mich traurig, hier so viele Meinungen zu hören, die auf einem Bewusstseins- und Kulturverständnis beruhen, daß mehr als 2000 Jahre hinter der Zeit ist. Denn die meisten von euch scheinen die Moral- und Wertvorstellungen des Alten Testaments nicht verlassen zu haben (Auge um Auge...)
Es ist mir schleierhaft, wie sich moderner und intelligente Menschen (insbesondere vor dem Hintergrund der neueren Geschichte) sich ernsthaft damit beschäftigen können, ab wieviel Leid man nicht mehr verzeihen sollte, oder nach wieviel Zeit man doch wieder verzeihen könnte.
Ich persönlich glaube nicht, daß sich Schmerz, (Selbst-)Bewußtsein, Toleranz und Güte sich in Gleichungen fassen lassen, i.S.v. : "ab der dritten Orhfeige schlage ich zurück" oder "5 Bonuspunkte wenn ich eine Ungerechtigkeit verzeihe".
Ich halte es für gefährliche Zeitverschwendung, Unglück und Leid messen und beurteilen zu wollen. Man sollte seine Energie doch besser darauf verwenden, in einer unperfekten Welt ein gutes Leben zu führen.
Wenn ich davon ausgehe, daß der Anteil derartiger Antworten in diesem Thread symptmatisch für unsere Gesellschaft ist, dann gute Nacht! Dann sind wir nämlich von einem System eines G.W. Bush nicht mehr sonderlich weit entfernt.
Wir müssen nur noch folgendes klären:
• Was reicht aus, meinen Nächsten anzugreifen? vermeintliche Chemiewaffen oder die Farbe seines Gartenzauns passt uns nicht?
• Führen wir den Ku-Klux Clan wieder ein (müssen ja diesmal keine Farbigen oder Semiten als Objekt des Hasses - wir können ja alkoholisierte Unfallverursacher nehmen)?
Ich hoffe ihr versteht, worauf ich hinaus will. Nix für ungut