Pygmalion
Um kurz den Titel (des Beitrags) abzuhaken, geht um eine Geschichte aus den
Metamorphosen:
Der Künstler Pygmalion von Zypern ist aufgrund schlechter Erfahrungen mit Propoetiden (sexuell zügellose Frauen) zum Frauenfeind geworden und lebt nur noch für seine Bildhauerei. Ohne bewusst an Frauen zu denken, erschafft er eine Elfenbeinstatue, die wie eine lebendige Frau aussieht. Er behandelt das Abbild immer mehr wie einen echten Menschen und verliebt sich schließlich in seine Kunstfigur. Am Festtag der Venus fleht Pygmalion die Göttin der Liebe an: Zwar traut er sich nicht zu sagen, seine Statue möge zum Menschen werden, doch bittet er darum, seine künftige Frau möge so sein wie die von ihm erschaffene Statue.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pygmalion
Was aber, wenn Venus nicht in der Nähe ist? Dann wird nix lebendig.
Trotzdem, so viele haben hier gesagt, dass z.B. erotischer schriftlicher Austausch für sie schon Cybersex sei - dabei wäre das gleiche ja auch möglich mit Stift und Papier, ist also nur ein Unterschied im Medium, im Grunde aber nicht in der Sache.
Da der Begriff ja aber aus dem Erzählerischen kommt (übrigens ist
Neuromancer noch gar nicht erwähnt, hiermit geschehen), könnte man sich vielleicht an den dort üblichen Attributen orientieren, um zu einer Definition zu gelangen.
Danach würde Cybersex zum Beispiel beinhalten:
- - der Partner ist nicht real
- - zwar ist er real, aber ich hab ihn aus dem Regal gezogen wie Ken oder Barbie in der Plastikschachtel, ein Produkt also, d.h. während ich mich befriedige, gibt es noch immer kein Gegenüber in dem Sinn, dass sich zwei Menschen im selben Zeitabschnitt begegnen
- - in beiden Fällen gibt es ein stimulierendes Ding, eine Pille, einen Anzug, Elektroden, einen ins Hirn gerammten Stecker
Nein... wenn ich mir - ich glaube für ca. 90 US$ einen USB - Vibrator bzw. USB-Gummimuschi gekauft hätte - hätte die Dame - dieses Teil bei Anschluss an meinen PC / Laptop dieses auch fernsteuern können.
Unglaubliche Szenen...
ist, ob das denn alles erstrebenswert ist, diese unmenschliche Welt?
Eben, da würden wir unsere Neurosen gleich ganz in Seelenlosigkeit überführen.
Übrigens,
Surrogates: Den Film kenne ich nicht, in der Vorlage allerdings ist es so, dass sich die Hauptfigur und seine Frau tatsächlich nur noch im Virtuellen begegnen, in der sie beide im Jungen, Schönen und Makellosen festgefroren sind; und immerhin die Frau hat große Schwierigkeiten, ihrem realen Körper noch anders als mit Verzweifelung zu begegnen.
Dann wird aus dieser Wohnung ein Traumpalast, je nach dem Geschmack der Inhabers. Aus einer Ein-Zimmer-Wohnung wird eine Villa mit allem, was man sich so vorstellen kann.
Schöner Beitrag, merci. 'Danke' sagen kann ich leider nicht, wobei mir einfällt: Cybersex hat eine extreme ökonomische Komponente.
Ansonsten ist auch das, was du schriebst, gar keine Utopie, gibt es sogar mindestens ein Buch über die Umsetzung drüber.
Bleibt dann aber immer noch eine Utopie, auch wenn es zehn Bücher gäbe zum gleichen
Stoff, richtig?