Das kann auch schief laufen
Hallöchen.
Ich (m) möchte zu diesem Thema mal meinen Senf dazu geben, weil ich bzw. meine Parterin im negativen Sinn davon betroffen ist.
Meine Sie hatte 2005 das ganze Jahr hindurch massive Unterleibsblutungen. Hormonbehandlung und Ausschabung brachten keine dauerhafte Abhilfe, weshalb die Frauenärztin zur Hysterektomie riet. Sie empfahl einen laparoskopischen Eingriff, d.h. mit Endoskop. Dieser wurde Ende 2005 durchgeführt, wobei der Gebährmutterhals und die Eierstöcke erhalten geblieben sind.
Nach ca. 6 Wochen meinte der Operateur, es wäre alles so weit abgeheilt, dass wir wieder Sex haben könnten, worauf wir über 1 Jahr hatten verzichten müssen (wegen der Blutungen). Also ging es Anfang Februar 2006 mal zur Sache. Eine Woche später dann nochmal. Danach bemerkte sie, dass ihr unkontrolliert Urin abging und dachte zunächst an Inkontinenz. Leider stellte sich aber bald heraus, dass sich eine Fistel zwischen Blase und Gebährmutterhals gebildet hatte, durch die der Urin über die Scheide ablief. Damals wußten wir noch nicht, was das - besonders für sie - bedeutet, aber das wurde im Lauf der Zeit immer klarer.
Zunächst schlugen mehrere "Reparaturversuche" des Operateurs fehl und meine Partnerin bekam schnell massivste Harnwegsinfekte - insbesondere mit Darmkeimen, die schnell resistent gegen Antibiotika wurden. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass nur eine weitere OP helfen würde. Also machte sie sich auf die Suche nach einem, der das konnte. Als der 3. oder 4. Spezialist meinte, so was hätte er noch nie gemacht, fragte sie was denn aus ihr würde, wenn das keiner machen könnte. Er sagte ihr auf den Kopf zu, dann würde sie sterben !!!
Durch Zufall kam sie dann zu einem Arzt, der Geschlechtsumwandlungen macht. Der meinte, einen ähnlichen Fall hätte er vor kurzem bereits erfolgreich operiert. Sie ließ die OP an Ostern 2007 machen. Zum Glück gelang diese auch. Es wurde dabei festgestellt, dass sie auch eine Fistel zwischen Blase und Darm hatte, wodurch die Infektion mit Darmkeimen zustande kam.
Seither ist sie in urologischer Behandlung bei einem sehr guten Arzt. Ihre Blase wurde durch die montelangen massiven Infektionen nachhaltig geschädigt. Deshalb rät der Arzt von Sex gänzlich ab, da durch die 2. OP, bei der der zunächst verbliebene Gebährmutterhals entfernt wurde, die Scheide verkürzt und verengt wurde. Dadurch dürfte Sex eh nur schwierig oder schmerzhaft sein. Außerdem würde das Gewebe in diesem Bereich zu stark beansprucht, was wiederum zu einer Fistelbildung führen könnte (BLOSS NICHT). Und nicht zuletzt besteht durch die dauerhafte Schädigung der Blase die ständige Gefahr eines Harnwegsinfektes (ANTIBIOTIKA-RESISTENZ). Im Moment hat sie in diesem Bereich irgend was, hat aber zum Glück keine Schmerzen. Mal sehen, was daraus wird.
So, wer mitgerechnet hat, weiß, dass wir seit fast 7 Jahren keinen Sex mehr hatten. Dass uns beiden das sehr schwer fällt, dürfte wohl klar sein. Wenn ich daran denke, dass ich mit meiner Süßen nie mehr schlafen kann, ja sie nicht einmal berühren darf (wegen Infektionsrisiko), könnte ich einfach losheulen. Wie mag das erst für sie sein ???
Das einzige, was wir noch dürfen, ist umarmen, küssen, streicheln (natürlich nicht ihre Intimgegend). Aber es hat sehr lange gedauert, bis sie dazu wieder bereit war. Denn die ganze Situation macht sie verständlicher weise ganz schön fertig.
FAZIT:
• keine übereilten Operationen
• gut informieren, ob der angepeilte Arzt das auch wirklich kann (schwierig)
• eine riesige Portion Glück ist auch nötig
Ich will hier niemandem unnötig Angst einjagen. Fisteln bei Unterleibsoperationen sind äußerst selten, kommen aber immer wieder mal vor (besonders bei unvorsichtigen Operateuren). Aber was nützt einem die geringe statistische Wahrscheinlichkeit, wenn man davon betroffen ist. Man hat die 100%.