u.a. @Funny80
Um mal kurz fachlich zu definieren, Moral, Vorstellungen, Charakter, Wünsche definiert jeder selbst (nicht die Gesellschaft), es entspricht einem persönlichen Empfinden, sprich, jeder muss sein Leben so gestalten, dass er selbst glücklich werden kann und seine Erfüllung findet.
Da kann ich dir nur zum Teil Recht geben. Zu einem späteren Zeitpunkt im Leben (sprich mit einer gewissen Reife und Erfahrung) können (könnten
) wir uns selbst zum Teil gestalten, definieren; aber in jedem Fall WÄREN wir - als Erwachsene - zunächst einmal in der Lage, unser Leben so zu gestalten, wie wir es selbst und für uns selbst - unabhängig von unserer Erziehung, Prägung, Konditionierung - für richtig halten, nach entsprechender Reflektion. Ob der Einzelne intellektuell oder psychisch dazu in der Lage ist - halt von Einzelfall abhängig.
Als Soziologin bestimmt ganz interessant für dich, auch Erich Fromms Kommentar zu diesem Buch. Bin zufällig darüber gestolpert.
Review „Margaret Mead: Sex and Temperament in Three Primitive Societies“, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Paris (Librairie Félix Alcan), Band V (1936), S. 128f. Reprint: München (Kösel-Verlag) 1970 and München (DeutscherTaschenbuch Verlag, dtv 5975) 1980.
1
Erich Fromm
Review „Margaret Mead: Sex and Temperament in Three Primitive Societies“
in: Zeitschrift für Sozialforschung, Paris (Librairie Félix Alcan)
Band V (1936), S. 128f.
Dieses Buch ist eine der auch für die Sozialforschung wichtigsten Neuerscheinungen.
Es ist das Resultat einer Forschungsreise zu drei australischen
Stämmen und behandelt ihre Beobachtungen unter dem Gesichtspunkt
der Verschiedenheit derjenigen Charakterzüge, die wir als spezifisch
männlich und weiblich anzusehen gewohnt sind, und der Bedingungen,
aus denen die Entwicklung dieser Charakterzüge zu verstehen ist. Bei
dem ersten der behandelten Stämme, den Arapesh, findet M. eine Persönlichkeitsstruktur
bei Männern und Frauen, die wir unserer kulturellen
Tradition entsprechend als mütterlich bzw. weiblich bezeichnen würden.
Männer wie Frauen sind unaggressiv, und höchstes Ideal für beide ist eine
fürsorgende, fördernde Haltung dem Kind wie auch allem Wachsenden
und sich Entwickelnden gegenüber. Sexualität wird weder für Männer
noch für Frauen als eine mächtige Triebkraft angesehen.
Im Gegensatz zur hier vorherrschenden mütterlich weiblichen Haltung
findet sich bei den Mundugumor zwar auch eine für Männer und Frauen
gleiche Charakterstruktur, aber in der entgegengesetzten Richtung. Sie
sind rücksichtslos aggressiv, mütterlich wohlwollende Züge sind minimal,
beide Geschlechter haben eine betonte Sexualität. Unter dem Aspekt der
uns gewohnten Temperamente würde man den Charakter beider Geschlechter
als einen undisziplinierten und heftigen männlichen Charaktertyp
ansehen.
Beim dritten Stamm, den Tschambuli, findet die Verf. im Gegensatz zu
den beiden ersten keine Gemeinsamkeit im Temperament beider Geschlechter,
sondern eine Gegensätzlichkeit, die aber ihrem Inhalt nach gerade
umgekehrt von der ist, die wir als die von „männlich“ und „weiblich“
erwarten würden. Die Frau ist sachlich, unpersönlich und herrschend,
während der Mann der weniger verantwortliche und gefühlsmäßig mehr
abhängige Teil ist.
Diese glänzend gesehenen und dargestellten Beobachtungen bilden
die Basis für eine Reihe von theoretischen Schlussfolgerungen. Die Verschiedenheit
des Charakters bzw. Temperaments bei Frauen und Männern
ist nicht „natürlich“ bedingt, sondern hängt im wesentlichen von der
Verschiedenheit der sozialen Bedingungen ab. Die Herausbildung der für
eine Kultur spezifischen Charakterstruktur erfolgt in der frühen Kindheit
durch die Einflüsse, die speziell durch das Medium der Familie auf das
kleine Kind ausgeübt werden. Die Wirksamkeit verschiedener Kulturen
bzw. der verschiedenen Erziehungssysteme und Familienstrukturen auf
das kleine Kind wird theoretisch erst verständlich, wenn die ungeheure
Schmiegsamkeit und Plastizität der menschlichen Triebstruktur in Rechnung
gestellt wird. Erst wenn die volle Bedeutung der seelischen Anpassungsfähigkeit
des menschlichen Organismus voll verstanden ist, kann an
die Lösung weiterer sozial-psychologischer Probleme gegangen werden.
Die Bedingung dafür, dass die männliche bzw. weibliche Rolle einen so
völlig verschiedenen Inhalt haben kann, wird darin gesehen, dass die Individuen
in jeder Kultur die verschiedensten Charakter- und Temperamentsmöglichkeiten
repräsentieren und dass, wenn eine Kultur für Frauen
bzw. Männer eine bestimmte charakterologische Eigenart vorschreibt, sie
einen der vorhandenen Charaktere für dieses Geschlecht zur Norm erhebt
und die abweichenden zwingt, sich dieser Norm anzupassen. Der Preis ist
die Einengung und Verkrüppelung aller derjenigen Individuen, deren Charakter
nicht dem zur Norm erhobenen Typ angehört.
Das Buch stellt über das Gebiet der Ethnologie hinaus einen bedeutsamen
Beitrag zur Psychologie und Sozialforschung dar. Die Verf. zeigt
mit grosser Klarheit, dass selbst auf einem Gebiet, wo die Vorstellungen
von der „natürlichen“ Bedingtheit der Charaktereigenschaften am stärksten
verwurzelt sind und am besten begründet zu sein scheinen, tatsächlich
von einer solchen „Natürlichkeit“ keine Rede sein kann und dass die verschiedenen
sozialen Bedingungen für die Verschiedenartigkeit dessen,
was als weiblich und männlich angesehen wird, in erster Linie verantwortlich
sind.
ACHTUNG
nachfolgend SATIRE
Vielleicht "stopft" das denjenigen mal das Mäulchen, die Promiskuität immer als von der Natur mitgegeben ansehen, die sich Freuds Triebtheorie (die doch mittlerweile von verschiedenen anderen namhaften Psychologen/Soziologen kritisiert und widerlegt wurde) auf ihren allzeit bereiten Hosenstall geheftet haben..
(wer meine sonstigen Postings kennt wird nicht dem Irrglauben verfallen, ich würde respektlos, intollerant, engstirnig sein
Betr. Treue und Monogamie bin ich allerdings mit Funny einer Meinung: Für mich unbedingt wichtig, eine andere Form ist für mich nicht vorstellbar. Ich verzichte auf das beliebte, einschränkende "zur Zeit", diese Aussage ist für mich verbindlich und aus tiefster Überzeugung und mit Entschlußkraft getroffen.
Warum könnte ich in eigenen Worten beschreiben, möchte mich allerdings den Worten Erich Fromms (ja, bin bekennender Anhänger vieler seiner Auffassungen) bedienen, der es in seinem Buch "Die Kunst des Liebens" im Kapitel über "Erotische Liebe" sehr viel klarer und deutlicher .darbringt als ich es je könnte.
(Ihr Lieben, ich kann nicht einscannen, deshalb tippe ich nachher den Textauszug und poste ihn dann nachträglich)