ein schwieriges thema
Erst einmal danke, dass du auf meinen Beitrag eingehst.
Mit dem Phänomen des Retters aus der Not bin ich nun nicht im klassischen Sinne vertraut. Von daher kann ich dazu nichts qualifiziertes sagen. Aber in gewisser Weise traf es auch auf uns zu, weil sie mich als vollkommen anders als ihre bisherigen Freunde angesehen hatte. Logisch, dass sie sich dadruch einen gewissen Wandel erhofft hat. An dieser Stelle tritt dann wieder die idealistische Haltung zum Vorschein, dass der neue alles verändern wird. Das ist natürlich naiv gedacht.
Das mit den Angstproblemen sehe ich genauso. Die kontrollierte Konfrontation mit der Angst, um am besten mit professioneller Hilfe diese langsam zu lösen und letztendlich zu verarbeiten sehe ich auch als wahrscheinlich beste Methode, neben der häufig auftretenden Verdrängung. Bei mir persönlich sind es z.b. lapidar gesagt Spinnen. Ich dreh bei den Viechern durch, aber mit der Zeit hab ich mit ihnen beschäftigt und langsam aber sicher konnte ich dann auch n Weberknecht mit der Hand verscheuchen. ^^
Allerdings müssen wir hier die Ursachen unbedingt differenziert betrachten. Handelt es sich um natürliche Ängste, wie z.b. die Angst vor dem Alleinsein, die ja sozusagen jeden plagt. Den Einen stärker, den Anderen weniger. Oder Bindungsangst aufgrund früherer Enttäuschungen. Das sind meiner Meinung nach gängige Angstproblematiken, die ich auch oft gesehen habe, die aber letztendlich an einem reifen Charakter auch ihre Grenzen in den negativen Auswirkungen hat.
Anders ist es bei z.b. - und hier kann ich nur aus meinen Erlebnissen berichten - wenn es wirklich um eine Vergangenheit geht, die von schärfster physischer Gewalt (die exakte Definition traue ich mich ehrlich gesagt gar nicht hier reinzuschreiben, weil ich dazu gar kein Recht habe) und Unterdrückung geprägt war. Sprich so etwas wie die eigene Freundin einsperren. Was die Palette halt so hergibt.
Und wenn man dann auf die vernarbten Arme seiner Freundin schaut und sich fragt, was man tun kann, um ihr die Angst zu nehmen, die ich selbst nur ansatzweise versuchen kann zu verstehen, weil ich mit so etwas vorher nie konfrontiert war, dann stehe ich ehrlich gesagt ebenso hilflos und der Angst ausgeliefert da, wie sie selbst.
Und an dieser Stelle tritt dann die Frage auf, inwieweit die Person bereit ist sich extern helfen zu lassen. Leider sind wir Menschen ja sehr stolz und vorurteilsbehaftet, wenn es darum geht sich professioneller Hilfe zu bedienen, weil wir uns dann schwach vorkommen.
Meines Erachtens ist in solch schwierien Fällen die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe unabdingbar, weil der Durchschnittsmensch einfach keine Ahnung davon hat und das geschilderte erst selbst verarbeiten muss und oft auch selbst große Probleme damit hat. Ich selbst bin nachdem ich von einigen Dingen erfahren habe stundenlang durch die Stadt gefahren, um irgendetwas zu finden, irgendeine Idee, eine Art von Verständnis. Aber auch meine Lebensweisheit ist begrenzt.
Und hier greife ich deinen letzten Satz auf, in dem du sagtest, dass "In diesem Zustand allerdings sollte man es tunlichst UNTERLASSEN, einem anderen auch noch Hilfe geben zu wollen - da gehen dann eher beide unter."
Exakt genau das ist passiert. Wieso? Weil wir alle nicht davon befreit sind uns immer neuen Herausforderungen zu stellen, die uns ersteinmal hilflos und unwissend dastehen lassen. Allerdings sehe ich hier auch wieder die Schwierigkeit in einer Beziehung, wenn der Wunsch des Partners vorhanden ist, dass du dich selbst des Problems annimmst. Tust du es nicht, dann tust du das Falsche. Tust du es doch, dan tust du häufig das Falsche.
Eine universelle Antwort scheint es wohl nicht zu geben, aber solange der Dialog am Leben gehalten wird, besteht auch die Hoffnung eine Lösung auf ein womöglich schon längst abgeschriebenes Problem zu finden.
In diesem Sinne: wir können alle nur an Weisheit gewinnen, wenn wir aufhören nur aus unserer Sichtweise zu denken.
Peter Scholl Latour hat mal gesagt, dass man einen Feind erst richtig bekämpfen kann, wenn man sich in die Mentalität des Feindes selbst hineinversetzen kann. So sehe ich das auch bei den Ängsten.
Ich hoffe ich konnte die Disskussion ein wenig voran treiben. Wie gesagt, dass sind alles meine persönlichen Eindrücke. Also nichts allgemeingültiges. (Für alle Hater^^)