Da das ganze hier in eine Diskussion über den Umgang von Stalkingopfern mit krankhaften Stalkern abgeglitten ist, möchte ich nochmal auf die wohl viel häufigeren Fälle von einseitiger Zuneigung eingehen, die jetzt aber nicht in potenziell lebensgefährliche Situationen ausgeartet sind - in meiner Situation aus der Sicht des an Liebeskummer Leidenden.
Mir hätte das Mädel jedenfalls einen Riesengefallen getan, wenn sie mir frühzeitig ganz deutlich und ohne jeden Zuckerguss klargemacht hätte, dass da nichts ist, war oder sein wird und sie mich im Zweifelsfall auch in meinem Interesse nicht mehr sehen wird, wenn ich mich nicht an andere Frauen halte.
Dummerweise war sie aber wie nicht wenige Frauen, die sich einen netten, irgendwie asexuell wahrgenommenen "besten Freund" halten und nicht auf die Annehmlichkeiten verzichten wollte, die so eine einseitige Beziehung mit sich bringt, auch wenn sie sich das selbst wohl nicht eingestehen wollte. Das Resultat war jedenfalls, dass sie mich nicht vergraulen wollte (im Stil von "du bedeutest mir so viel" etc. pp.) und ihr Verhalten freundlich ausgedrückt sehr interpretationsfähig war; und ich es eine ganze Zeit lang natürlich dementsprechend so auslegte, wie es mir am ehesten behagte.
Hätte ich nicht irgendwann selber die Reißleine gezogen und den Kontakt vollständig abgebrochen, wäre das Spielchen wahrscheinlich ewig so weitergegangen (ihre spätere Reaktion darauf zeigte jedenfalls, dass sie auch gar nicht nachvollziehen konnte, warum ich mich komplett ausgeklinkt hatte).
Einige Jahre später erlebte ich eine ähnliche Situation, dieses Mal als Außenstehender - eine Bekannte von mir hatte auch ihren ganz persönlichen Fan, der irgendwie nicht locker lassen wollte, aber den sie ihrerseits auch nicht abzuschießen bereit war (ich fand den Kerl jedenfalls derbe uncool und fragte mich, wie wenig sexy ich selbst bei meinem Werbungsverhalten rübergekommen war...).
Meine aus persönlicher Erfahrung heraus gewachsene Ansicht, dass sie ihm damit keinen Gefallen tut, stritt sie zwar nicht ab, aber zog auch keine Konsequenzen. Dasselbe galt für den Rat einer Freundin "der Kerl ist von dir besessen, halt dich fern!" Sie begnügte sich ihm gegenüber mit der regelmäßigen Wiederholung des Mantras "mit uns wird das nichts" und meinte, damit wäre es getan, während er sich die Hoffnung bewahrte, dass sie irgendwann vielleicht doch ihre Meinung ändern würde. Bei diesen beiden zog sich das Spielchen dann über mehrere Jahre, bis sie endlich Konsequenzen zog. Dann kam der Telefon- und SMS-Terror, und er versuchte nach seinen Möglichkeiten, ihre Beziehung zu sabotieren, bis sie schließlich polizeilich aktiv wurde und er daraufhin erst Mal Ruhe gab. Meine Meinung dazu "hättest du das früher gemacht, wäre es nicht so ausgeartet" zeitigte zwar ein "jaja, du hast ja Recht", aber das hielt sie nicht davon ab, so blöd (ein anderes Wort passt hier nicht) zu sein, nach Jahr und Tag nochmal Kontakt aufnehmen zu wollen. Die Reaktion darauf war eine Wiederaufnahme des SMS-Terrors. Noch mal ein, zwei Jahre später kontaktierte er mich über Facebook und wollte von mir ihre Kontaktdaten... naja.
Meine Meinung dazu: Wenn man erst Mal so einen Fan an der Backe hat, muss man möglichst schnell möglichst klar werden und im Zweifelsfall bereit sein, eher auf die Freundschaft zu verzichten als ihm (oder ihr...) irgendwie einen Hoffnungsschimmer zu lassen.
Das schlimme an dieser Fixierung ist nicht nur die einseitige Besessenheit, sondern dass sie in ihrer Ausprägung nach oben offen ist. Je länger der Stalker Zeit, Emotionen, Mühen und Ausgaben in diese Beziehung investiert, desto stärker wird die Fixierung. Und die kann man nicht einfach abstellen, auch dann, wenn man endlich erkannt hat, dass es nur eine Illusion war.