Toxische Liebesbeziehungen
Wer liebt..hat recht...sagen wir und lieben manchmal weiter, bis es wehtut. Uns obwohl alle anderen es sehen, schaffen wir den Absprung nicht.
Ich habe auch schon einmal ..ist schon länger her...jemanden so sehr geliebt, daß es mich richtig fertig gemacht hat. Und ich kenne das Thema auch bei meinen Mädels.
Die Liebe hat ihnen dann irgendwann soeins auf den Deckel gegeben, dass sie sich noch viel kleiner fühlten als noch vor zwei Jahren. Aber das Merkwürdigste an so
einer Liebe ist jedoch, dass diejenige von all diesen Nebenwirkungen kaum etwas mitbekommt..denn so wie ihn habe ich noch keinen geliebt! Sie würde die Stirn runzeln, wenn man sie daran erinnert, wie sich sich noch vor kurzem stundenlang am Telefon bei ihren Freundinnen ausgeheult hat über Ihn...das ist längst verdrängt. Weil sich dieser Mann dann wiederum von seiner besten Seite zeigt: als der charmanteste Mensch auf Erden. Den notorischen Schwerenöter, der Frauen emotional an der ausgestreckten Hand verhungern lässt, hatte er nämlich zur Abwechslung mal vor der Haustüre gelassen.
Daß Verliebtsein einem zum Junkie machen kann, süchtig nach dem Cocktail aus Glückshormonen, die dann durch unseren Körper rauschen, haben die meisten von uns schon erlebt. Die Welt von Verliebten wird gefährlich klein wenn sie nur noch um den neuen Partner kreist und darum, wie man ihn wiedersehen,-riechen, -spüren,
-streicheln kann. Was andere erzählen, ist uns sowieso egal. Denn wer uns so ein
Gefühls-Feuerwerk beschert, kann nur ein toller Mensch sein. Kurz: unser objektives
Urteilsvermögen macht Zwangsurlaub - und wir sind quasi unzurechnungsfähig! Für eine gewisse Zeit ist das auch völlig okay. Denn sobald der Endorphin-Cocktail nicht mehr richtig knallt ( so ist das eben mit den Drogen) werden wir auch wieder Herr unserer Sinne und können beurteilen, ob man wirklich zueinander passt.
Es sein denn, es passiert folgendes: unserer Gefühle werden in die Achterbahn gesetzt, weil in der Beziehung ein gefährliches Ungleichgewicht herrscht. Wenn wir an einen Mann geraten sind, der uns gibt, aber oft auch nur nimmt. Weil er ein Weiberheld ist oder - öfter als man ahnt...verheiratet ist. Jemand, der in der einen Sekunde der leidenschaftlichste Mensch und in der nächsten Sekunde Mr. Antarktis sein kann, der die ihn Anbetende nie zu nah, aber auch nie zu weit weg läßt. Werden die Glückshormone ständig so auf kalten Entzug gesetzt und dann wieder in die Stratosphäre geschossen, bleibt unser Verstand in Geiselhaft.
Amour fou nennen die Franzosen solche eine Wahnsinnsliebe. Wer darin verstrickt ist, ignoriert die Funksignale des eigenen Unterbewusstseins, das ständig meldet: Eigentlich bist du schlau genug um zu wissen, dass das Ganze hier nicht gut gehen kann!
Vor einer solchen Amour fou kann eigentlich nichts schützen. Weder das Alter noch die Erfahrung, das ist das Gefährliche an ihr. Denn gerade die Unerreichbarkeit des anderen hält und bei der Stange. Frauen fühlen sich fatalerweise besonders von Männern angezogen, deren Zuneigung sie sich nicht sicher sein können...haben Psychologen festgestellt. Dies Bad Boys...haben was... Die Unsicherheit führt dazu, dass wir ständig an den anderen denken. Wir grübeln, ob der andere uns mag und interpretieren diesen wiederkehrenden Gedanken als Interesse.
Die Frage ist, warum verlieren Frauen gerade bei Männern, die ihnen nicht gut tun, den Kopf? Für viele ist vielleicht der Glaube, sie könnten einen Mann durch die Kraft der Liebe verändern ein starkes Aphrodisiakum. Sie denken, ihre Liebe könnte ihn heilen, egal ob sein Problem Geld, Drogen, Alkohol oder seine vorherige verkorkste Beziehung ist. Diese Frauen haben plötzlich die Illusion der Stärke vor sich. Die Betroffenen lassen sich auch nicht beirren, wenn ihre Liebe mit Füßen getreten wird. Mir fällt dazu aus der Psychologie der Begriff " Dr. Jekyll & Mr.Hyde-Typus" ein. Falls sie ihr Frau schlecht behandeln, merken sie schnell was Sache ist. Aber zwischen seinen Ausbrüchen ist der Mann verlässlich und charmant. Das ermutigt die Frau dann zu hoffen, dass doch noch alles gut wird.
Kein Wunder, dass die Amour fou seit jeher Stoff für Bücher und Filme uns Songs abgibt. Die britische Sängerin Adele wurde erst richtig berühmt, als ihr so richtig mies das Herz gebrochen wurde und sie sich ihre ambivalenten Gefühl in ihrem Album "19"
von der Seele sang. Genial. Das Dramapotenzial von Liebe, in der ein gefährliches Ungleichgewicht herrscht, ist zwar anstrengend, aber eben auch reizvoll. Das liegt unter anderem an dem Tempo, mit dem sich solche Liebesgeschichten entwickeln.
Beim Pferdereiten ist der Trab ganz nett, aber der Reiz kommt erst mit dem Galopp. Weil man weiß, daß etwas Unangenehmes passieren kann. Man kann abgeworfen oder verletzt werden. Klingt masochistisch? Ja..aber das in einem anderen Thema. Geht aber genau in die Richtung. Meistens sind auch...devote Frauen betroffen. Wobei Psychologen vermuten, dass Menschen, die sich emotional nie erreichbare Partner suchen, unterbewusst gar keine Nähe zulassen können und die Distanz durch Drama braucht. Beide Theorien sind äußert interessant.
Wenn man eine gute Freundin beobachtet, wie sie sich in solch eine Liebe verrennt, ist man meist ziemlich machtlos. Dabei denke ich sind Freunde oft sehr viel besser darin, die Qualität einer Liebesbeziehung zu beurteilen als der Betroffenen manchmal selbst. Ging mir zumindest in früheren Jahren so. Nur dass die, in ihrem Hormonrausch, es eben gar nicht leiden kann, wenn man ihr die rosarote Brille von der Nase stibitzen will. Es gibt den Satz
Wer nicht gerettet werden will, dem ist nicht zu helfen
. Es gehört immer die Selbsterkenntnis dazu: Diese Beziehung tut mir nicht gut.Ich verbiege mich zu sehr. Aber das ist im emotionalen Nebel schwer zu erkennen, aber nicht unmöglich. Es ist schwer...aber entweder man macht den Schnitt auf einmal...oder gar nicht. Denn das ist der Preis der Amour fou: ganz....oder gar nicht. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man wirklich kuriert ist. Und man erkennt, daß man nicht das Mäuschen, sondern die Wurst war.