Erst mal Zustimmung an Aladin, der hier trotz Gegenwind seine Position verteidigt und zu der Ansicht steht, dass es sehr wohl eine Spielart von Verliebtheit gibt, die sehr ungesund ist, ob man sie jetzt "Besessenheit", "Oneitis" (in der Tat ein bescheuerter Begriff, der aber den Vorteil hat, dass er genau das - und nur das - meint, worum es hier geht) oder sonstwie nennen mag.
Ich habe auch meine persönliche Erfahrung mit dem Thema gemacht, die mich dann auch entsprechend geprägt hat. Dem Artikel würde ich nicht durchgehend zustimmen, aber er greift doch einiges auf, was bedenkenswert ist. Ich würde übrigens abstreiten, dass es eine "symmetrische" Oneitis gibt, bei der beide gleichermaßen aufeinander fixiert sind - die ganzen negativen Folgen der Oneitis erwachsen ja gerade daraus, dass es im Verhältnis ein massives Machtgefälle gibt, unter dem der untere Part leidet und dass der obere Part ausnutzen kann (wenn er es drauf anlegt).
Um mal auf die Eingangsfrage "wie seid ihr aus dem Strudel rausgekommen" zu kommen:
Diese Fixierung ist auch während einer Beziehung möglich – meist in Verbindung mit der so genannten paradoxen Leidenschaft: Ein Partner liebt und investiert emotional mehr als der andere und ist dadurch schwächer.
Ich würde noch einen weiteren Aspekt hinzufügen: Man wird dadurch, dass man mehr investiert nicht nur schwächer, sondern man steigert sich nur weiter hinein. Man denkt sich "ich muss dem/der anderen nur zeigen, wie sehr ich liebe, damit er/sie es endlich erkennt und die Liebe erwidert", aber unterbewusst läuft eher die Nummer "ich habe schon soviel investiert, jetzt kann ich nicht einfach alles abbrechen und meine Bemühungen als Verlust abschreiben" ab. Derselbe psychologische Mechanismus, der dazu führt, dass in der Wirtschaft schlechtem Geld gutes hinterhergeworfen wird, bringt einseitig Verliebte auch dazu, dass man vor sich selbst irgendwie rechtfertigen muss, warum man sich bisher so sehr in eine Sache mit geringen oder gar keinen Erfolgsaussichten gekniet hat.
Sollte man von einer Oneitis ohne Beziehungsstatus befallen sein, hilft zur Not nur der Kontaktabbruch. Mindestens für einige Wochen muss Funkstille herrschen, um wieder für normale Verhältnisse zu sorgen. Danach möglichst locker und spielerisch wieder annähern und die Sache hat eine Chance auf ein Happy End.
Das hier sehe ich dagegen eher skeptisch. Gerade in besonders ausgeprägten Fällen kann ein Zurückfahren der Beziehung die beste Lösung sein - lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Nur ist diese Aktion wertlos, wenn man sie vorrangig deswegen macht, weil man den oder die andere dadurch unter Druck setzen möchte. Der Kontaktabbruch als Disziplinierungsmaßnahme ist Schwachsinn, weil er entweder mit Hoffnung ("vielleicht sieht er/sie jetzt, was er/sie an mir hatte") oder mit Rachsucht ("du liebst mich nicht zurück, deswegen entziehe ich dir mein Wohlwollen") verbunden ist - in beiden Fällen hat man sich aber letztlich nicht vom Objekt der Begierde gelöst, sonst richtet sein Verhalten immer noch nach ihm aus und nach den Auswirkungen, die man sich bei ihm erhofft. Den Beziehungsabbruch sollte man aber für sich selbst unternehmen, um sich wieder frei zu machen. Das bedeutet dann aber auch, dass man die Hoffnung, dass es doch noch zu einem Happy End kommt, aufgeben muss - denn selbst wenn diese Perspektive existieren sollte, darf sie nicht das eigene Handeln bestimmen.
@****le lady
Durch diesen Beitrag im Magazin wird mir grad vieles bewusst.... und auch die Fehler die bei mir liegen.
Danke sehr.
Nur... muss ich jetzt zum Psychotherapeut ???? ... Ich hoffe, das kann man auch allein lösen. Ohje Ohje
Naaa... deine Erfahrungen würde ich jetzt nicht unbedingt als eine Oneitis bezeichnen, auch wenn es in eine ähnliche Richtung geht. Du hast deine Begeisterung halt nur zu eindeutig kommuniziert und damit wieder abschreckend gewirkt... aber da du das ja jetzt auch selber erkannt hast, kannst du den Besuch beim Seelenklempner erst Mal aufschieben