Nachdem ich mir alle Postings durchgelesen habe, sind bei mir viele Gedanken, Emotionen, Bilder aufgekommen...in fast jedem Posting konnte ich Teile von mir oder meinem Handeln wiedererkennen.
Es ist sehr interessant zu lesen, wie manche die Dinge beschreiben, die man selber auch so fühlt.
Es eröffnet mir manchmal eine noch andere Blickweise auf mein Verhalten.
Vielen Dank dafür an alle ehrlichen und offenen User in diesem Thread
Zum EP:
auch mein Weg ist gezeichnet durch die Auf und Abs des Lebens, durch Trennungen, Verluste, Kindheitserlebnisse...und alles habe ich zwar "bewußt" erlebt, doch vieles ist zum Eigenschutz einfach an mir vorbeigezogen.
Vieles ist passiert, durch meine Aktionen oder Reaktionen, und sicher auch in einem Bewußtsein...doch im Nachhinein war es nicht das Bewußtsein, das aktiv war.
Eher inaktiv, ein sich-schützendes-Bewußtsein.
Immer darauf bedacht, Abstand zu halten, obwohl das Herz nach anderem verlangte.
Das Zusammenspiel von Kopf und Herz funktionierte nur sehr beschwerlich.
Und es war ein langer und für mich auch ein harter Weg, bis ins jetzige Bewußtwerden.
Beziehe ich das nun auf meine Sexualität ging es mir wie so vielen hier:
nach Trennungen wieder "auf dem Markt" wollte ich fremde Haut spüren, gucken, was geht, gucken, was ich erspüren kann.
Nach meiner letzten Trennung, die mehr als nur schwierig war, war für mich klar: ich möchte erstmal in keine ernsthafte Bindung gehen.
Möchte vielmehr meinen Fokus auf mich richten, möchte mich selbst wiederfinden, achtsamer im Umgang mit mir selbst werden, bewußter an das Leben im Ganzheitlichen rangehen, mir klar werden, worin Leben für mich besteht und was ich erwarte, vom Leben, von mir, von meinem Umfeld.
5 Jahre war ich Single. Und ich war es gerne. Ich habe mein Leben entschleunigt, ganz bewußt, weil ich es wollte, weil es richtig war zu dem Zeitpunkt.
Habe immer wieder in mich hineingehört. Auf meine inneren Anteile gehört, die sich meldeten, die plötzlich wieder da waren.
Wo waren sie nur vorher?
Ach, ich schweife ab, wollte ich doch vom sexuellen bewußteren Umgang schreiben ....
In den Jahren merkte ich, das sich zwar mein Körper austoben konnte durch Sex, ob nun durch einen ONS oder einer längeren Affaire, doch es blieb hinterher immer ein fader Beigeschmack.
Anfangs verstand ich nicht weshalb.
Irgendwann dann schon: mir fehlte die Verbindung der Seelen.
Der Sex kam mir plötzlich so inhaltslos vor, seelenlos.
Etwas, mit dem ich nichts anfangen konnte.
Und so verschloß sich mein Kopf. Und somit auch mein Körper.
Ich wollte das alles nicht mehr, wollte nicht die 2.Frau für eine Affaire sein, wollte nicht mehr der ONS für jemanden sein, der nicht merkte, was für ein wertvoller Mensch ich bin.
Hört sich eitel an? Nein, gar nicht.
Wenn wir uns nicht in erster Linie selber wertvoll sind, wie können wir es dann bei anderen sein?
Und so entschleunigte ich auch mein Sexleben.
9 Monate ohne Sex? Wie wunderbar, befreiend.
Für mich keine Zeit des Stillstands, sondern eine Zeit der Besinnung und Kraftschöpfung, der Selbstfindung.
Nicht unbedingt deshalb, weil ich in der Zeit keinen Sex hatte, sondern vielmehr war das ein Teil des Ganzen.
Des ganzen Prozesses.
Und natürlich wurde mir mit diesem Bewußtwerden auch klar, wie sehr ich mir einen Mann an meiner Seite wünsche, bei dem sich eben die Seelen berühren.
Nicht nur im Bett, sondern auch sonst. Im Alltag, beim Reden, beim Philosofieren, beim Lachen, beim Umarmen, beim Einkaufen, beim Fernsehschauen, beim Telefonieren...jemanden, der sich sorgt, dem ich wichtig bin, der sich kümmert...jemanden, dem ich wertvoll und wichtig bin, das er sich für mich als Mensch entscheidet.
Und so kann ich diesen Absatz vollkommen nachvollziehen:
Jetzt kenne ich einen Menschen, bei dem ich diese innerliche Nähe unabhängig von Sex erlebe. Ich bin nicht mit ihm zusammen, aber wenn ich in mich spüre, fühle ich grosse Nähe zu ihm, egal, was im Aussen passiert. Und so möchte ich gerade trotz Reizen und Angeboten mit niemandem Sex haben, zu dem ich nicht diese innerliche Nähe spüre. Ich will, dass die körperliche zu der innerlichen Nähe passt.
erwil schrieb in seinem ersten Post etwas von "ausloten".
Und ich denke, das ist es auch bei mir: ich lote ständig von neuem aus. Höre in mich hinein, höre, was meine inneren Anteile zu sagen haben, wie sich sich immer wieder neu zusammensetzen udn gestalten.
Im Grunde eine spannende Sache. Wir sollten mehr innehalten udn hineinspüren.
Momentan bin ich in der Situation, die auch wieder neu ist für mich.
Oder eben von der Sache nicht neu ist. Denn schließlich waren wir ja alle mal in Beziehungen.
Und doch ist es diesmal anders.
Ich gehe ganz anders mit Dingen um, mit Situationen.
Und das liegt nicht an meinem Partner, es liegt an mir.
Es kommt aus mir, weil ich mehr in meiner Mitte bin als jemals zuvor.
Das ist ein sehr schönes, ein warmes Gefühl.
Obgleich ich weiß, das ich weiterlernen möchte: die Verbindung zu mir zu halten, denn einer meiner Lieblingszitate stammt von Grönemeyer:
Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders.