Auch wir sind ein Fernbeziehungs-Paar, leben ca. 180km voneinander entfernt und sehen uns alle zwei Wochen am WE, zusätzlich mindestens eine Woche in allen Ferien... Wir beide haben Kinder aus vergangenen Beziehungen, meine (Herr Glasgarten) sind schon älter (17 und 18), die von Frau G. 14 und 12, deren Vater ist äußerst kooperativ und zuverlässig, so dass wir meistens "kinderfrei" haben, wenn wir zusammen sind... Was diesen Punkt betrifft, sind wir sicher in einer extrem glücklichen Lage, anders als andere Fernbeziehungspaare...
Unser Wunsch nach Zusammenwohnen ist schon sehr da, ist auch in ca. 3 1/2 Jahre geplant, doch auch als Fernbeziehungs-Paar sind wir sehr sehr glücklich...
Auch wenn es eine Fernbeziehung ist, es ist die schönste und glücklichste Beziehung meines Lebens, und nach fast drei Jahren bin ich auf
Hier im Joy lernten wir uns kennen.
Was mir auffällt, wenn von Fernbeziehungen die Rede ist (hier oder im "normalen" Leben)...
dass, wenn von den Stärken der Fernbeziehung die Rede ist, meist von den Vorteilen für den Einzelnen erzählt wird (Zeit für Hobbies etc.), was dann indirekt auch der Beziehung nutzt...
Doch... es gibt auch direkte Stärken der Fernbeziehung, die eine "Nahbeziehung" nicht hat...
als Beispiel die Kommunikation:
Als Fernbeziehungspaar ist man darauf angewiesen, miteinander zu reden, ob per Telefon oder Mail, Skype... So entwickelt man viel intensiver eine Kommunikations-Kultur, lernt, durch Reden eine Nähe aufzubauen und zu halten, sich sehr in den anderen einzufühlen, mit dem was er sagt... Nähe ist nicht selbstverständlich durch das Beisammensein da, sondern man muss etwas dafür tun... das schult dann auch die Streitkultur, das voneinander wissen Wollen ist viel stärker ausgeprägt als ich es bei meinen früheren Beziehungen kenne... Und auch wenn es Probleme miteinander gibt, kann dies nicht einfach damit beendet werden, dass man sich in den Arm nimmt, kuschlend den Streit vergisst, sondern man ist gezwungen, es auszudiskutieren. Das ist einerseits sicher manchmal ein Nachteil, doch andererseits auch ein großer Vorteil, denn Probleme miteinander kann man nicht verdrängen und unter den Tisch kehren, so dass es später oder an anderer Stelle viel stärker ausbricht, wie es oft in Nahbeziehungen passiert...
oder der Anfang der Beziehung:
Gerade wenn man längere Zeit vorher Single war oder eine unglückliche Beziehung hinter sich hat, kann man sich langsam an die neue Beziehung "herantasten", ist gezwungenermaßen immer wieder für sich und kann innerlich sehr frei prüfen, was stimmt, wie man es braucht und möchte...
So ist uns beiden klar, dass eine Fernbeziehung für uns beide gerade am Anfang sehr wichtig und genau das richtige war, vielleicht wären wir heute nicht mehr zusammen, hätten wir sofort eine nahe Beziehung geführt und unser Single-Leben von einem Tag auf den anderen beendet... So war es (vor allem für mich) ein sanfterer Übergang von 6-jährigem Single-Dasein zu einer neuen, ernsthaften Beziehung...
Nähe-Distanz:
viele "normale" Beziehungen haben das berüchtigte Nähe-Distanz Problem, dass die Nähe oft ZU groß ist, der einzelne nicht mehr wahrnimmt, dass er auch mal Zeit für sich braucht, man sich zu sehr auf die Pelle rückt... Das Problem gibt es in einer Fernbeziehung so gut wie nicht...
Um den Beitrag nicht allzu lang werden zu lassen, beende ich ihn an dieser Stelle, doch nicht ohne eines zu erwähnen:
Das im Artikel dargstellte Scheitern einer Fernbeziehung hat meiner Meinung gar nichts damit zu tun, dass es eine Fernbeziehung war, sondern es lag daran, dass die grundlegenden Erwartungen an eine Beziehung (Polyamorie z.B.) nicht miteinander gingen, dass es von den Psrsönlichkeiten her einfach nicht passte.... DIESE Beziehung wäre sicher auch als Nahbeziehung gescheitert, davon bin ich, nach dem was ich lese, sehr überzeugt....
Liebe Grüße
Mr Glasgarten