Antaghar, prinzipiell finde ich deine Argumentation nicht verkehrt, nicht immer muss man pausenlos seine Liebe verbalisieren. Schon gar nicht, wenn der Partner ein angekratztes Selbstbewusstsein hat und das dadurch gerne ausgeglichen hätte.
Aber so ganz scheint das hier ja nicht der Fall zu schein, hier geht es ja auch darum, dass es dem Freund der TS schwer fällt, überhaupt über Gefühle zu reden. Mag sein, dass viele Männer so erzogen wurden, dass sie schwer über Gefühle reden können. Aber sich dann rausreden wollen mit dem "Frauen müssen zwischen den Zeilen lesen" find ich schwach. Kommunikation gehört einfach zu einer Beziehung dazu,man muss Dinge aus- und besprechen und das kann man lernen. Wenn man das nicht tut, werden Konflikte nie ausgesprochen, schwelen ewig herum und dann sind die Gefühle weg, obwohl man etwas hätte tun können.
Ganz allgemein finde ich diese "Männer sind so und Frauen sind so"-Geschichten einfach nur platt und realitätsfern. Das lässt sich nunmal nicht so pauschalisieren. Sicher gibt es Tendenzen, auch unserer Kultur entsprechend. Aber dass immer alles nur schwarz-weiß ist? Funktioniert nicht und hab ich selber schon anders erlebt.
Es kommt einfach maßgeblich darauf an, ob zwei Typen zusammen passen. Ob ein ähnliches Verständnis von Nähe-Distanz da ist. Bis zu einem gewissen Grad kann man Kompromisse schließen, aber grundverschiedene Menschen kann man da wohl kaum zusammenbringen. Und da hilft dann auch nur reden, vor allem, wenn es mal Missverhältnisse gibt. Schließlich ist auch nicht jeder immer gleich, wie Versuchender das mal angesprochen hat. Es gibt sicher Zeiten, wo es auf der Arbeit mal stressig ist oder ein Verwandter stirbt und ein Partner ganz einfach mal mehr Nähe oder mehr Distanz braucht als der andere. Und dann wechselt das wieder, das finde ich ziemlich normal. Ich denke auch, dass sich das von Beziehung zu Beziehung ändern kann, je nachdem, was der Mensch gerade braucht.
Ansonsten sollte man mMn darauf achten, dass man nicht anfängt, eigene Ängste auf den Partner zu übertragen. Wer selber sehr unsicher ist, der sollte sein ganzes Selbstbewusstsein nicht vom Partner beziehen, sondern sich bemühen, das anderweitig aufzubauen. Wenn einen der vorherige Partner betrogen hat, kann man das nunmal nicht damit ausgleichen, dass man an dem neuen Partner unheimlich klammert und ganz viel Bestätigung verlangt. Das mag vielleicht verständlich sein, aber ich denke, über solche Dinge muss man erstmal für sich hinwegkommen, entweder zusätzlich zu der neuen Partnerschaft oder bevor man wieder eine eingeht.
Ganz allgemein denke ich aber, dass es einfach zur Beziehungspflege gehört, dem Partner seine Gefühle auch mal mitzuteilen und auch mal zu zeigen, dass man an ihn denkt. Nicht permanent, aber ab und an. Wenn die Gefühle tatsächlich da sind, wie einige hier argumentieren, dann sollte man sie auch mal verbalisieren. Ich denke, damit zeigt man dem Partner auch die eigene Wertschätzung, man zeigt, dass er einem wichtig ist und man deshalb auch mal über den Schatten springt und Worte findet.
Ich gehöre selber zu den Menschen, denen es schwer fällt, solche eindeutigen Zuneigungsbekundungen zu formulieren. Aber irgendwann fragt man sich ja auch, ist mir jetzt mein eigener Egoismus wichtiger oder finde ich es wichtiger, dem Partner ein Stück Sicherheit zu geben, wenn er diese braucht?