Spannend! Und gefährlich!
Sehr spannend, die Frage mit der Fernbedienung. Weil sie so viele verschiedene Aspekte hat.
Ihr habt z.B. hier mehrfach geschrieben, dass man es auch aushalten muss, wenn Wünsche in Erfüllung gehen. An der Stelle regt das Spiel zu sehr vielen Fragen rund um die eigenen Wünsche an. Was will ich wirklich? Will ich das wirklich? Wie würde mich das verändern? Wie würde das den Partner verändern? Wie unsere Beziehung? Was für weitere Änderungen wären die Folge? Würde dann etwas verschwinden, was ich unbedingt behalten will?
Ist das, was ich mir schon immer anders wünsche, wirklich das, was ich mir anders wünsche? Die letzte Frage wirkt jetzt so theoretisch etwas bescheuert. Aber manchmal jammern wir jahrelang über etwas im Job oder in der Partnerschaft oder sonstwo und haben die ganze Zeit einen Satz im Kopf: „Wenn doch X passieren würde/anders wäre, dann wäre alles gut/ich wäre endlich glücklich/zufrieden etc.“. Aber vielleicht ist es gar nicht das, was uns blockiert und stört und unzufrieden macht, sondern nur ein bequemer Glaubenssatz, um sich keine weiteren Gedanken machen zu müssen.
Meistens ist es nämlich sehr gefährlich und anstrengend, sich weitere Gedanken zu machen über die eigenen Wünsche. Dann geht es auch um Handlungsoptionen und Entscheidungen, um Veränderungen und – Unsicherheit, weil man ja nie weiß, was kommt, wenn man was verändert. Und wir bleiben oft in der vielzitierten „Komfortzone“, weil das, was uns außerhalb erwartet, ja vielleicht gar nicht besser, sondern schlechter – aber in jedem Fall neu und ungewohnt ist.
Das ist ja einer der wichtigsten Schlüssel zum Glück: die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und genau zu gucken, was sind Rahmenbedingungen, die ich nicht ändern kann (nur mit der magischen Fernbedienung im Spiel) und was sind meine Optionen. Bei dem Gedankenexperiment besteht nämlich auch die „Gefahr“, dass man merkt, dass man die Fernbedienung für manche Dinge vielleicht gar nicht braucht.
Klar würde ich spontan gern auf einen Knopf drücken, der mich sofort deutlich schlanker macht. Aber … wenn es mir wirklich sehr wichtig ist, dann bräuchte ich keine magische Fernbedienung. Ich weiß doch eigentlich, wie es geht. Auch ohne Fernbedienung.
Das nächste Thema ist: wie tief wären die Veränderungen, die man mit der Fernbedienung machen würde? Ich lasse mal (vorerst) meine Beziehung aus dem Spiel, obwohl mir da vorhin sehr viele Gedanken zu gekommen sind. Also noch mal das Schlankheitsding als populäres Thema. Will ich per Knopfdruck einfach nur x kg weniger? Dann hab ich das Problem doch irgendwann wieder, wenn ich nicht anders essen/leben will und muss wieder auf die Fernbedienung drücken. Oder will ich per Knopfdruck per Zaubermagie dauerhaft schlank bleiben, ohne mich bewegen zu müssen und ohne über das Essen nachzudenken. Was passiert dann? Wie würde ich mich dann ernähren? Ist das gut für mich? Welches Gewicht genau würde ich mir dann wünschen? Das, wo auch das letzte Pölsterchen weg ist und ich aber dann aussehe wie eine faltige Ziege (Alter…) oder lieber ein bisschen Rundungen hier? Aber nicht da! Weiß ich eigentlich, wie ich ganz genau aussehen will?
Oder will ich per Fernbedienung zu jemandem werden, der seinen Körper spürt, merkt, wann er satt ist, was sein Körper an Energie und Nahrung und Bewegung braucht? Der dann mit sich und seinem Körper zufrieden ist, weil er zwar nicht Supermodelschlank ist, aber zu einer guten Balance aus Genuss und Gesundheit kommt und nicht mehr gegen Moppelgene ankämpft Solche Fragen führen einen immer weiter zu Lösungsansätzen, die man auch ohne Fernbedienung ausprobieren kann.
Das ist auch bei anderen Themen so. Beziehungen – nehmen wir an, ich sei verliebt, aber irgendwie einseitig. Wenn ich mir nun per Knopfdruck bestelle, dass Mr. X mich toll findet und mich trifft und vögelt oder heiratet oder was weiß ich. Hmmm. FB. Erledigt. Er TUT es. Will ich nicht viel lieber, dass er das macht, weil er das will? Gut. FB-Zapp. Jetzt WILL er mich sogar nach FB-Behandlung vögeln/heiraten etc. Will ich nicht lieber, dass er mich toll findet, weil ich so bin, wie ich bin, nicht wegen der Fernbedienung? Zapp. Hat auch geklappt. Nee, natürlich nicht. Da kommen wir ja in eine schräge Gedankenschleife. Geht ja gar nicht. Ich kann nicht mit einer Fernbedienung machen, dass jemand auch ohne Fernbedienung etwas will/tut usw. Manchmal wünscht man sich aber genau das.
Will ich nicht dann lieber eine Fernbedienung, die mich damit klarkommen lässt, wenn Mr. X mich nun nicht haben will?
Wer das Spiel ernst nimmt, muss sehr ehrlich zu sich sein und kommt dann auf viele Erkenntnisse über sich selbst und mit etwas Glück auch auf Lösungsansätze.
Meint Karla, verkatert, aber sich gerade mit diesem Thema wachschreibend