Nun lese ich also schon von Anbeginn dieses Threads mit. Mal hat es extremst in den Fingern gejuckt, was zu tippen, dann vergings mir wieder sehr, weil ich dachte, ach, läuft wieder so wie in all den vorherigen Threads zum Thema... es wird weniger an der Ausgangsfrage diskutiert, sondern generell über die oB an sich. Leider schon so oft gelesen und eher gelangweilt denn begeistert aufgenommen.
Mal Grundsätzliches: Ich kenne beides. Die monogame Beziehung und die offene Form. Monogam gute 23 Jahre - offen bisher knapp drei.
Wohlgemerkt mit demselben Partner. Und ja, ich würde diese Entscheidung wieder so treffen. Genau so. Auch wenn mir der Wind bisweilen streng ins Gesicht bläst (da muss ich nur einige der Seiten hier durchlesen) und auch, wenn es nicht immer perfekt und supertoll läuft. Aber das tat es in der monogamen Form auch nicht. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum hier die Diskussion immer wieder in diese Richtung treibt. Es geht nicht um die Frage, welche Beziehungsform die bessere ist. Das kann man pauschal eh nicht beantworten. Für das eine Paar so, fürs andere Paar so. Sehr individuelle Gestaltung, sehr individuelle Konstruktion. Was bei einem Paar grandios gut funktioniert, ist bei einem anderen der Killer...
Im direkten Vergleich kann ich jedenfalls für MICH konstatieren, dass ich den Eindruck und das Empfinden habe, dass die oB eine Win-Win-Geschichte ist. Geht schon los mit der Kommunikation. Schon im Vorfeld, bevor wir geöffnet haben, haben wir gemerkt, wie weit wir uns durch Nicht-Kommunikation eigentlich voneinander entfernt hatten. Und das Reden-Können, zu wissen, dass ich immer mit jedem noch so blöden Scheiß kommen kann, das ist etwas, was ich als sehr, sehr positiv empfinde. Gut, das kann es auch in monogamen Beziehungen geben. Schließe ich nicht aus. Bei uns wars halt so, dass das mit der verbesserten Kommunikation halt zeitlich mit der Öffnung der Beziehung zusammenfiel und so betrachte ich das halt auch als einen Vorteil der offenen Beziehung. Und ich kann Wünsche, Träume und Hoffnungen offener, besser äußern. Eben, weil ich auch weiß, dass sie womöglich potentiell erfüllt werden können. Auch wenn ich weiß, dass mein Partner diesen Wünschen oder Träumen, die ich habe, so gar nichts abgewinnen kann. Die offene Beziehung bietet mir die Möglichkeit, das sozusagen beziehungsextern zu erfüllen. Wie ein Hobby (ja, ich weiß, blöder Vergleich für manche, aber das trifft es am ehesten). Wenn einer der beiden Partner ein Hobby hat, dass der andere Partner so überhaupt nicht teilt, fragt man ja auch nicht nach, warum Frau nicht mit zum Fußball geht oder Mann nicht mit zum Singen im Chor. Oder zum Klöppeln oder Zumba. Diese Hobbies sind selbstredend alleine ausübbar. Sobald es etwas ist, was "schlüpfrig" wird, mit Sex zu tun hat, gehts anscheinend nicht mehr...
Wie auch immer, ich geh mal auf die Eingangsfragen von Lustgewinner ein
Ist das überhaupt zeitlich möglich, neben einer intakten Partnerschaft - evtl. noch mit Kindern - Nebenbeziehungen zu pflegen? Oder reibt man sich auf? Wird dem Partner/der Familie/den Freunden Zeit und Aufmerksamkeit entzogen?
Ja, es geht. Was die Dates bzw. das Timing angeht. Allerdings, so hab ich das festgestellt, braucht man schon einiges an Organisationsgeschick. Und: Die Geduld des jeweiligen anderen Partners leidet da schon etwas und das schlechte Gewissen steigt auch proportional an, wenn - grade im Anfangsstadium - einer Nebenbeziehung die Datefrequenz noch höher liegt oder zumindestens der Wunsch nach derselben als vielleicht später, wenn der erste Hormonschwung mal vorbei ist...
Ich für meinen Teil versuche, möglichst familienfreundlich die Termine für Dates zu legen, so dass allen in der Familie möglichst wenig Zeit dadurch flöten geht, dass ich nicht da bin. Wie gesagt, Organisation ist alles... ich gebe aber auch zu, das klappt nicht immer. Aber zumindestens versuche ich es.
Reibt man sich auf? Kann passieren. Dass einen die Nebensache gedanklich und gefühlsmäßig dann schon ein bisschen mehr als gewollt beutelt. Zusammenfassend betrachtet wäre das aber für mich ein Grund, dann einen Cut zu machen. Klar, singulär kanns mal ein paar Tage geben, wo man eben wegen der Nebenbeziehung mal durchhängt, aber in der Gesamtsumme sollte das Konto deutlich auf die positive Seite hängen. So zumindestens meine Vorstellung. Und das tut es auch.
Trifft man sich regelmäßig mit den Gespielen oder kommen die zu Besuch? Fährt man übers Wochenende weg oder kommt man eher abends mal "ein wenig später" heim?
Regelmäßig? Nö. Nicht jeden zweiten Mittwoch, wenn Stern TV läuft. Regelmäßig unregelmäßig. Wie es halt zeitplantechnisch vereinbar ist. Da hängen ja bei zwei Leuten noch ein Rattenschwanz an Sachen dran (Jobs, Familie, Verpflichtungen, Hobbies), da gehts halt nicht immer so wie man will. Aber generell denke ich schon, dass vieles machbar ist, wenn man nur will.
Wochenende zusammen? War anfangs hier das absolute No-Go. Aber mittlerweile ist das auch möglich. Allerdings eher selten. Und bisher auch erst einmal... und da wars auch kein ganzes Wochenende, sondern halt ein ganzer Tag mit Übernachtung.
Eher Abend-Dates. Das ist hier auch die familienfreundlichste Variante. Da hab ich auch am wenigsten das Gefühl, dass jemand besonders drunter leiden würde. Da ich eh ein ziemlich geselliger und kommunikativer Mensch bin und sowieso dann und wann auch mal mit Freundinnen in Kneipen zu finden bin oder im Fitness-Studio oder in der Sauna bin am Abend, ist das eh ziemlich unauffällig, wenn ich abends mal weg bin. Und wann ich dann heim komme, kriegt ja die schlafende Kinderschar nicht mit
wobei die das kennen, dass Mama auch mal erst morgens um 6 vom Tanzen heim kommt
At-home-Dates??? Äh, räusper, also...
war für mich lange nicht vorstellbar. Frei nach dem Motto "my home is my castle". Allein die Adresse rausrücken an einen Herrn für einen MMF-Besuch hat mich unglaublich Überwindung gekostet... und dann kam von meinem Partner der Vorschlag, als ich mal laut überlegt hatte, dass so an Alternativ-Unterschlupf-Möglichkeiten so gar nichts hinhaut, und wenn doch, das mit eineinhalb Stunden Fahrtzeit (einfach) verbunden gewesen wäre, dass das doch Schwachsinn sei, drei Stunden in der Gegend rumzugurken, wenn hier die Bude komplett leer wäre. Im ersten Moment dachte ich, ich hör nicht recht. Und hab wohl ziemlich blöd geguckt. Das war auch ein absolutes No-Go. Viel drüber geredet. Für und Wider abgewogen... ja, ich gebe zu, für viele mags schräg klingen, das mit den Dates bei mir. Aber es geht. Das erste Mal wars sehr, sehr komisch. Aber schnell vergessen. Kopfsache. Und ja, ich ernte da sehr ungläubige Blicke... hab das neulich mal einem sehr guten Bekannten erzählt, der fands befremdlich. Ok, zur Kenntnis genommen. Aber solange mein Partner und ich damit umgehen können und es für uns beide ok ist, interessiert mich nicht, wie andere Menschen das finden...
Wie geht man damit um, wenn sich der Partner in Vergnügungen stürzt, wie geht es einem, wenn er strahlend oder vielleicht auch gestresst nach Hause kommt?
Wie gehen "Nebenpartner" damit um, dass sie nicht Lebenspartner sein können?
Ich kann nur von mir berichten, wie es mir geht, wenn mein Partner auf einem Date ist und dann heim kommt. Kommt drauf an. Auf viele Faktoren. Es gibt Tage, da ist das das Normalste der Welt. Dann gibts auch Tage, wo es mir nicht gut geht. Allerdings hab ich auch die Feststellung gemacht, es liegt nicht nur am Date des Partners, sondern auch daran, welche anderen "Baustellen" (Job, Kids) noch sonst so in meinem Kopf rumspuken. Generell: wenn ich gestresst bin - und da ist der Stressfaktor völlig egal, woher der rührt - kann ich mit Dates meines Partners generell schlechter umgehen als wenn ich rundum zufrieden und ausgeglichen bin.
Und es gibt auch Nächte, da bekomme ich gar nicht mit, wann und wie mein Partner heim kommt, weil ich da einfach schon schlafe. Da seh ich halt am nächsten Morgen ein zufriedenes Grinsen. Was völlig in Ordnung ist. Und mich auch freut.
Keine Ahnung auf die letzte Frage... weiß ich nicht. Da müsste man die Nebenpartner fragen, die nicht Lebenspartner werden können...
Noch was... die Frage ist hier schon mehrfach aufgetaucht, dass die offene Beziehung in Sachen Verlieben gefährdeter sei wie eine monogame Beziehung. Das denke ich nicht. Das mit den Schmetterlingen im Bauch kann immer und überall passieren, egal in welcher Beziehungsform man steckt. Da spielen ganz viel andere Faktoren mit rein. Die mit der Beziehungsform vielleicht auch, aber wenn nur minimal zu tun haben.
Ich persönlich glaube, dass ich mit meinen Wünschen und Gefühlen deutlich reflektierter umgehe, seit wir die Beziehung geöffnet haben. Und auch mit denen meines Partners. Ich "hirne" mehr. Mache mir mehr Gedanken. Bin achtsamer und bedächtiger. Ich will nicht sagen, dass das typisch für "die" offene Beziehung ist. Das kann ich nicht beurteilen. Aber bei mir ist es halt so. Und ich empfinde das als positiv.