@********lack
Ich kann Mutabor auch sehr gut verstehen. Hätte mir vor 2008 jemand gesagt, das ich mich irgendwann mal mit meinem inneren Mädchen auseinandersetzen würde, dem hätt ich nen Vogel gezeigt.
Ich konnte und kann mit so vielem, was es an Konzepten im psycho- sozialem Bereich gibt, wenig anfangen. Obwohl ich selbst beruflich aus diesem Bereich komme, sind mir betuliche Varianten die eher in den esoterischen Bereich gehen suspekt und auch eher ein Greuel.
Aber das Konzept des inneren Kindes hat mich insoweit überzeugt. Obwohl ich davor eher analytisch- verkopft und sehr rational vorgegangen bin, kam ich so aber nie an meine unbewussten Emotionen heran.
Ich bin durch einen Zufall darauf gekommen, das mir das Bild des inneren Kindes hilft an die Emotionen heran zu kommen, die immer wieder ohne Ankündigung in mir hoch kamen.
2007 habe ich mich in Reiki einweihen lassen, obwohl ich nicht daran glaubte, das es mir irgendetwas bringen würde, aber ich habe bei meiner Schwester sehen können, was sich danach bei ihr zeigte. Ich war gerade frisch getrennt und litt wie ein Hund daran. Mir war aber nicht bewusst, das Reiki offenbar auch die Arbeit mit dem inneren Kind auslöst, weil es bei mir die Barrieren zu meinen Emotionen geöffnet hat. Und zu Triggerpunkten, die letztlich in meiner Kindheit ihren Ursprung hatten und an die ich durch eine analytische Herangehensweise nie wirklich erreichen konnte. Was mir irgendwann auch verständlich wurde, weil das wie mit zwei unterschiedlichen Sprachen sprechen war. Die Sprache des Verstandes versuchte an rein emotionales Verhalten heran zu kommen. Das war für mich wie der Versuch mich mit einem Chinesen auf Japanisch zu unterhalten. Ein Verstehen war dadurch nicht wirklich möglich.
Und nein, auch durch diese Variante, wie eben auch bei anderen psychotherapeutischen Verfahren ist eine Löschung nicht möglich. Das ist glaube ich aber auch der Irrglaube vieler Menschen, das unangenehme Gefühle weggehen durch eine Therapie, das Probleme sich auflösen. Nein das tun sie nicht.
Aber um Heilung zu erreichen ist Löschung nicht wichtig. Wichtig ist das Erkennen von Mechanismen und das Annehmen dieser sehr persönlichen Anteile. Auch das Annehmen dessen, was belastend, ist, was an Verletzungen da ist. Das Anerkennen dessen, das es da ist und ein Teil der persönlichen Biographie ist. Erst daraus, das ich als erwachsener Mensch lernen kann einen für mich guten Umgang damit zu erreichen, kann Heilung entstehen lassen.
Das Kind kann sich nicht wirklich wehren gegen das, was ihm passiert, aber der erwachsene Mensch kann erkennen lernen, was er braucht und brauchte, damit es ihm gut geht.
Wie bei allem ist es doch die Bewusstwerdung darüber, was in einem wirkt, erst dadurch kann ein anderern Umgang möglich werden.
Einem Menschen, der einen verletzt kann man doch selten wirklich einen Vorwurf machen, denn die meisten Verletzungen entstehen doch nicht aus dem Wunsch heraus, willentlich zu verletzen. Und verzeihen kann ich doch auch erst dann, wenn ich weiss, warum etwas verletzend war und in welcher Situation das passiert ist.
Mein kleines Mädchen wurde in seinen ersten Lebenswochen verletzt und hatte für das, was es erlebt hat keine Worte, aber es hat Angst, Einsamkeit und Lieblosigkeit gespürt. Emotionen, die mich auf eine irrationale Weise mein Leben lang begleitet haben.
Für diese Verletzungen war niemand verantwortlich, mir wurde kein Leid zugefügt, ganz im Gegenteil, ohne diese Situation hätte ich nicht überlebt. Und trotzdem war das ein so traumatisches Erleben, das es mich sehr geprägt hat.
Das zu Erkennen war sehr befreiend für mich, nicht nur der Fakt, das es so war, sondern auch das Verstehen, wie es sich anfühlt, wenn ein Kind etwas erlebt, was verstörend ist, was es ohnmächtig erleben muss und das Wissen, als erwachsener Mensch kenne ich diese Gefühle, weiss woher sie kommen und das ich mich bewusst diesen Emotionen stellen kann.
Das war und ist mein Weg, andere gehen andere Wege, weil diese für sie passen.
Die Frage ist nur, warum es für einige Menschen so schwer erscheint, die Wege anderer anzuerkennen und zu akzeptieren, das man selbst diesen Weg nicht gewählt hat, ohne sie dafür abzuwerten?