Ein höchst komplexes und interessantes Thema, wie ich finde.
Vorausschickend: Ich lebe in einer Partnerschaft, in der – zum Glück – über alles geredet werden kann, was einen in sexueller Hinsicht interessiert. Man kann auch durchaus sagen, dass wir sexuell gesehen doch schon offen sind. Verglichen allerdings mit anderen Personen, die sich hier im Forum beteiligen, können wir allerdings mit unseren Vorstellungen nicht mithalten (wollen wir das überhaupt?).
Treue ist für mich selbstverständlich. Warum denn auch nicht? Auch heutzutage, in einer Zeit, in welcher sexuell gesehen doch einiges mehr möglich ist, als früher, habe ich für mich festgelegt, dass man schon von mir voraussetzen kann, dass ich innerhalb einer Beziehung treu bin. Diesen Maßstab lege ich natürlich dann auch an meine Partnerin an. Ab wann ich diesen Maßstab anlege? Gute Frage, ich schätze, das war von Anfang an in der jetzigen Beziehung so.
Wieso sollte es mir schwer fallen, meiner Partnerin treu zu sein? Ganz einfach, weil ich sie liebe und als Partnerin schätze. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass wenn sich schon einmal jemand annähernd damit beschäftigt hat, wie demütigend es eigentlich ist, sich in der Situation eines Gehörnten/einer Gehörnten zu befinden, wird dies nicht ohne Weiteres dem Partner zumuten. So sehe ich das jedenfalls – ganz nach dem (veralteten?) Motto: Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem Anderen zu.“ Und nein, ich selbst war bisher noch nie in einer solchen Situation.
Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen jetzt folgendes:
Da wir in unserer Beziehung über sexuelle Phantasien und Wünsche offen sprechen können – und dies ist vielleicht auch der Knackpunkt – haben wir auch schon zusammen 3-er (MMF) ausgelebt, also durchaus Situationen, wo sexuell gesehen doch der Partner geteilt wird. Hier kann dann schon hinsichtlich der „eigen aufgestellten Treue“ eine Ausnahme erfolgen.
Andererseits: einen 3-er in Form von FFM wird es nicht geben. Und damit kann ich mich durchaus abfinden.
@ Sunfra u. a.:
Auch wenn diese Einschränkung – das Warum spielt jetzt eine untergeordnete Rolle – existiert, ich komme jedenfalls nicht auf den Gedanken, dieses Erlebnis auf Biegen und Brechen zu erleben, koste es, was es wolle. Diese – sagen wir mal – ein, zwei Stunden Erfahrung wiegen einfach nicht die Partnerschaft, die womöglich darunter leiden würde, auf. Darüber hinaus kann ich auch durchaus damit leben, es nicht erlebt zu haben. Mit anderen Worten: Auch wenn es viele suggerieren und auch leben: Ganz ehrlich, ich muss nicht alle meine Phantasien ausleben und das ist vielleicht auch gut so. Und leben kann ich damit auch, ganz gut sogar. Jeder kann das tun, womit er glücklich ist. Wenn sich andere ihre Bestätigung, Reizbefriedigung oder Erfüllung ihrer sexuellen Träume mit oder bei anderen holen, das ist völlig ok. Andersherum sollte es aber auch möglich sein, dass Paare auch ein leben Lang glücklich mit Blümchensex und ohne Swingerdasein ihre Erfüllung in einer glücklichen (und vielleicht auch sexuell) Beziehung sind.
Meines Erachtens kann niemand 100%-ige sexuelle Erfüllung leisten. Einfaches Beispiel. In einem anderen Thread hatte ich bereits einmal geschrieben, dass wir uns in sexueller Hinsicht fortentwickelt haben. Als ich meine Frau kennenlernte war ich in sexueller Hinsicht lange nicht so weit wie sie. Dadurch dass ich in früheren Beziehungen es nie kennenlernte, dass man über seine Wünsche und Vorstellungen durchaus offen reden kann, hat das es mir möglich gemacht, mich doch weiter zu entfalten. Anfänglich sah ich FKK allein schon kritisch und war von der meiner Frau geäußerten Phantasie, einen 3-er (MMF) auszuleben, absolut nicht begeistert. Mit der Zeit hat sich genau das gewandelt, wir machen gelegentlich FKK, ich selbst habe ihr irgendwann vorgeschlagen, ihre Phantasie eines 3-ers umzusetzen und wir haben das – wenn auch unter Einschränkungen – ausgelebt. Ich gönne ihr diese Erfahrung sehr, habe selbst meinen Spaß damit, auch wenn ich weiß, dass ich selbst eben keine solch vergleichbare Erfahrung machen werde.
Meine Frau und ich sind jetzt über 10 Jahre zusammen. Ich kann von daher lediglich aus der jetzt-Sicht beurteilen, ob es tatsächlich so ist, dass man mit der Zeit Lust auf Sex mit einer anderen Person bekommt. Das ist vielleicht auch deshalb schwierig, weil wir andere Spielarten für uns entdeckt haben (3-er, BDSM usw.) und immer einem bestimmten Prozess der Weiterentwicklung unterliegen. Ob dieser Prozess der „Fortentwicklung“ dann irgendwann einmal dazu führt, dass wir „wild rumswingen“, kann ich nicht sagen. Aus der jetzigen Sicht nicht.
Im Umkehrschluss: Ist meine Beziehung, gleichwohl ich eben nicht einen FFM ausleben können werde, dadurch nicht intakt?
Aber vielleicht lebe ich mit meinen Ansichten auch hinterm Mond und werde irgendwann ein böses Erwachen haben.
ER von Dragon269