DRI, HDR: Erläuterung
Moin nochmal,
um hier ein wenig weiteres Licht ins Halbdunkel zu bringen...
Ausgangssituation
Ein Motiv hat einen sehr hohen Kontrastumfang (s. mein Beispiel oben mit dem Blick aus dem Fenster). Stellen wir uns vor, dass diese Szene einen Kontrastwertumfang (Unterschied in der Helligkeit vom dunkelsten zum hellsten Punkt) von 1:100.000 hat, so wird klar, dass eine moderne Digitalkamera damit hoffnungslos überfordert ist, da ihr Chip bestenfalls einen Kontrastwertumfang von 1:1.000 abbilden kann.
In der Konsequenz heisst das, dass im Bild entwerder die dunklen Bereiche "absaufen" oder bei korrekter Belichtung dieser aber die hellen Bereiche "ausfressen". Eine korrekte Wiedergabe beider Bereiche ist so ohne weiteres nicht möglich.
Abhilfe
Abhilfe schafft eine Aufnahme des Motives mit verschiedenen Belichtungsvarianten: (korrekte) Belichtung auf die dunklen, mittleren und hellen Bereiche. Je nach Aufwand stehen anschließend 3-n verschieden belichtete Bilder zur Verarbeitung zur Verfügung. Die nun anschließende Verarbeitung lässt sich in zwei verschiedene Verfahren unterteilen, die aber jeweils ähnliche Resultate liefern:
a) DRI (Dynamic Range increase, dt. Erhöhung des Kontrastwert-Umfanges)
... bezeichnet eine Arbeitsweise, bei der überwiegend händisch aus mehreren unterschiedlich belichteten Aufnahmen desselben Motives ein Bild komponiert wird. Hier ist Augenmaß, Erfahrung und Geschick des Bildbearbeiters gefragt. Ein Beispielbild für einen solchen Prozess ist weiter oben zu sehen (das zweite).
b) HDR (High Dynamic Range, dt. hoher Kontrastwert-Umfang)
... macht im Prinzip aus dem Ausgangsmaterial der verschieden belichteten Bilder nichts Anderes - mit dem Unterschied, dass hier überwiegend eine Software zur Anwendung kommt, die mittels mathematischer Algorithmen die günstigste Darstellung des neuen zu erzeugenden Gesamtbildes ermittlet. Diese Algorithmen können in der Software vom Benutzer meistens durch bestimmte Parameter noch beeinflusst werden.
Darstellung solcher Bilder
Monitore (und in gewisser Weise auch Drucker) sind auf die Flut an Helligkeitsinformationen in einem solchen Bild nicht vorbereitet. Sie können den Kontrastwertumfang nicht brauchbar darstellen - von daher passen sie das Bild automatisch auf ihre jeweiligen Fähigkeiten an. Das ist schade, da so viele im Bild verborgene Informationen wieder verlorengehen.
Von daher kommt im Zusammenhang mit HDR-Bildern häufig ein weiterer Fachbegriff ins Spiel, der einen zweiten Arbeitsschritt nach sich zieht:
Tonemapping (dt. Dynamikkompression)
Hier wird vom Benutzer anhand konfigurierbarer Parameter wieder der Dynamik-Umfang reduziert, damit das Bild auf dem entsprechenden Ausgabemedium gut darstellbar ist. Der Benutzer selbst legt fest, welche Dynamikbereiche ihm im Bild wichtig sind. Ein in diesem Zusammenhang oft verwendeter Begriff ist der des
LDR-Bildes. Ein solches "low dynamic range"-Bild ist eigentlich nichts anderes, als ein HDR- (oder DRI-) Bild, welches für das jeweilige Ausgabemedium angepasst worden ist.
kurzgefasst:
- Den mangelnden Fähigkeiten moderner Chips in Digitalkameras wird mit mehreren unterschiedlich belichteten Versionen eines Bildes auf die Sprünge geholfen.
- Diese Bilder werden nach unterschiedlichen Verfahren zu einem Bild verrechnet. Es entstehen DRI- oder HDR-Bilder.
- Sinnvollerweise werden sie für das jeweilige Ausgabemedium einer entsprechenden Umwandelung unterzogen, damit die (limitierten) Möglichkeiten des Ausgabemediums weitestgehend ausgeschöpft werden können.
- Auch wenn solche Bilder zur Zeit schrecklich en vogue sind, so ist diese Technik schon seit mehreren Jahren bekannt und wird von vielen Fotografen/Bildbearbeitern erfolgreich eingesetzt. Die besten Bilder sind dabei solche, die nicht "künstlich" (aber dennoch richtig gut) aussehen.
Gruss
Flloyd
... der damit seinen ersten Beitrag für den JC-Ratgeber verfasst hat - wenn auch im Non-Erotic-Bereich
______________________________________
Ich wiederhole mich nicht - ich neige zu Redundanzen