Aneinander vorbeigeschrieben
Hier haben wir fast schon exemplarisch gesehen, wie ein Missverständnis entstehen kann - nämlich wenn man aneinander vorbeischreibt.
ofinterest11 hat geschrieben:
Und wofür,vor allem? Ich kann kaum nachvollziehen,was der zukünftige Mann von der Tatsache hat,daß seine Prinzessin noch Jungfrau ist,geschweigedenn was es dem Vater bringt.
Ich habe geantwortet:
Ich auch nicht.
Die Replik von fesselnd war daraufhin:
Dann solltet ihr Latinos befragen, die deutlich unterscheiden zwischen Huren und Frau, die Mann heiratet und die seine Kinder zeugen wird.
... und schon war die Milch verschüttet. Der Fehler war sicher, dass ofinterest11 und ich keinen persönlichen Nutzen in der Jungfräulichkeit einer Partnerin sahen, und fesselnd uns (ungeschickterweise auch noch ohne Zitat) als Gegenargument den Nutzen gebracht hat, den Latinos in diesem Zustand einer Frau sehen. Danach ist hier im Forum das passiert, was auch in der realen Welt leider immer wieder geschieht - jemand mit Außenseitermeinung wird in eine Schublade gesteckt, seine Texte gar nicht mehr richtig gelesen, sondern nur nach Widersprüchen mit früheren Äußerungen gesucht.
Ich hoffe, dass der - notwendige - Eingriff der Mods nun nicht dazu führt, dass die Diskussion ganz zum Erliegen kommt, denn sie war ja fast 15 Seiten lang sehr sachlich geführt.
Andererseits ist ja schon fast alles gesagt worden. Ich glaube, es herrscht weitgehender Konsens darüber, dass die mittels Purity Balls und ähnlich kranken Ritualen vermittelten Einstellungen nicht richtig sein können.
Andererseits sind gerade viele Frauen mit bestimmten neueren Entwicklungen nicht zufrieden, die aktuell in der "Generation Porno" ihren Tiefpunkt finden.
Geht es in der "True Love Waits" Bewegung darum, die Keuschheit als höchstes Gut etablieren, erhebt das andere Extrem hohe sexuelle Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit zur obersten Maxime.
Beide Strömungen sind für junge Menschen nicht ideal, weil sie keinen Individualismus fördern, sondern bloß versuchen, sie Gruppenzwängen unterzuordnen. Es geht somit darum, gerade das Selbstvertrauen und die sexuelle Selbstbestimmtheit zu fördern, d.h. zu allem aus freien Stücken ja zu sagen, was man/frau möchte, aber auch alles abzulehnen, was nicht den Vorstellungen eines schönen sexuellen Erlebnisses entspricht.
Ist einfach geschrieben, aber nicht so einfach umgesetzt. Ich möchte nur zwei Aspekte problematische Aspekte erwähnen:
1) "Was Eltern sagen, ist grundsätzlich uncool; was hingegen die besten Freunde/Freundinnen sagen, ist immer richtig." Dass es sich dabei manchmal um falsche Freunde handeln kann, merken manche erst später.
2) Wissen wir wirklich alle, was wir wollen? Wieviele von uns sind erst durch die Überredungs- oder wahlweise Überzeugungskunst unserer jeweiligen Partner zu Erlebnissen geführt worden, die wir im Nachhinein als höchst angenehm empfinden? Und wenn selbst Erwachsene erst den einen oder anderen sanften Stoß benötigen, um die Grenze zu schönen Erlebnissen zu überschreiten, wie ist das erst bei Jugendlichen. Es ist eine Gratwanderung - einerseits Unangenehmes zu verhindern, andererseits sinnlich-angenehme Dinge, die man sich im Vorhinein nicht vorstellen kann, durch Anstoß eines jeweiligen Partners zu erleben. Das Problem ist, dass man vieles erst im Nachhinein weiß...