wissenschaft
ich habe eigtl. etwas völlig anderes gesucht, bin dabei auf einen artikel gestoßen, der recht gut zu meinen gedanken über geschlechtsidentität & transgender paßt - zumindest die teile, die mir beim diagonal überfliegen ins auge stachen.
ich habe der hypothese mit der hormonbeeinflussung während der schwangerschaft schon immer mißtraut & dann erfahre ich so ganz nebenbei, daß das mal wieder etwas ist, das sich auf versuche mit ratten stützt (wie auch die geschichte mit "männer denken dauernd an sex, frauen nur einmal pro woche" - auch so ein rotes tuch für mich).
Die Zwischenhirn-Prägungs-Hypothese
Hier muss ich nun einen Namen nennen: den Endokrinologen (= Hormonspezialisten) Günter Dörner in Ostberlin. Dass er ausgerechnet in Ostberlin lebt und arbeitet, ist kein Zufall, denn er hat dort von Staats wegen die Aufgabe, missliebige sexuelle Abweichungen als hormonbedingt zu erklären, um dagegen eine medikamentöse Therapie entwickeln zu können, die in möglichst frühen Lebensstadien eingesetzt werden kann.
So erklärt er Homosexualität und Transsexualität in gleicher Weise als eine embryonale hormonelle Fehlprägung des Hypothalamus (einem Zwischenhirnanteil, der für die Regulation des Wärme- und Wasserhaushalts, des Hungergefühls sowie für die Steuerung der Hormonproduktion der Hypophyse (= Hirnanhangsdrüse) zuständig ist). Ein zu hoher Spiegel an Östrogenen im embryonalen Blut beispielsweise soll also bei männlichen Embryonen zu einer weiblichen Fehlprägung des Hypothalamus führen. Nun ist es aber eine simple schulmedizinische Tatsache, dass sowohl der Östrogen- als auch der Gestagenspiegel im mütterlichen Blut während einer Schwangerschaft sehr hoch sind. Die Plazenta (= der Mutterkuchen) produziert gewaltige Mengen davon, die zu guten Teilen über die Plazentarschranke – die mütterlichen und kindlichen Blutkreislauf voneinander trennt – auch ins kindliche Blut gelangt, und zwar unabhängig vom Geschlecht des Kindes. Trotzdem wird nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der Menschheit transsexuell, so dass dies als Ursache hierfür kaum verantwortlich gemacht werden kann.
Herr Dörner stützt sich bei seinen Forschungen auf Versuche mit Ratten, die ein je nach Sexualhormonspiegel verschiedenes Sexualverhalten zeigen. Das menschliche Sexualverhalten ist hingegen weitgehend vom Großhirn bestimmt und in der menschlichen Großhirnrinde lassen sich keine Rezeptoren für Sexualhormone nachweisen. Und schließlich können wir doch nicht einfach so tun – auch Herr Dörner nicht –, als wären wir Ratten! Wir haben ein Großhirn und nicht alleine dazu, um es spazierenzutragen! Außerdem, ich sehe hier auch eine ideologische Querverbindung zum harten Behaviorismus, der den Menschen nur als »Black Box« auffasst, als ein Wesen ohne Seele und Willensfreiheit, das einem Computer gleich zwangsläufig auf Input und Output reagiert, seien es nun Reize oder Hormone. Ich finde, es muss einmal deutlich gesagt werden: Solche Vorstellungen treten die Menschenwürde mit Füßen!
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Ein weiteres erkenntnistheoretisches Problem – und hiermit komme ich zum Ende meines Vortrages – ist die Frage, ob es überhaupt eine naturwissenschaftliche oder psychologische Erklärung für die Ätiologie, das Warum der Transsexualität geben kann. Dies, so glaube ich, ist prinzipiell unmöglich, da ich das Phänomen Transsexualität – wie Sigusch und andere es für die Homosexualität postulieren – für eine anthropologische Kategorie halte, für eine in den menschlichen Anlagen bereitliegende Möglichkeit menschlichen Daseins. Das heißt freilich nicht, dass jeder Mensch ein bisschen transsexuell ist, der eine mehr, der andere weniger! Aber es heißt, dass Transsexualität so tief mit den Wurzeln der menschlichen Existenz, der Conditio humana verbunden ist, dass es prinzipiell unmöglich ist, sie empirisch – naturwissenschaftlich zu enträtseln. »Sich zu wundern ist der Anfang aller Philosophie« sagte Aristoteles und Sokrates fügte hinzu: »Nichts wissend weiß ich« (d.h., indem ich die Grenzen meines Wissens erkenne, werde ich zum wahrhaft Wissenden, zum Weisen).
Sich noch kindlich wundern können, nicht alles be-herr-schen und manipulieren zu wollen und dieses konstruktive Nichtwissen bewusst zu erleben, dies alles lässt Platz für Leben und Wachstum.
diese untersuchung scheint schon recht alt zu sein (noch zu ddr-zeiten) - sollte es mittlerweile neue untersuchungen geben, die sich mit echten, richtigen, realen menschen beschäftigen, würden mich die sehr interessieren.
in der zwischenzeit habe ich so das gefühl, daß der mittelalteraspekt dahingehend greift, daß vermeintliche (oft auch verdrehte) erkenntnisse eine bestimmte richtung vorgeben sollen.
warum muß transidentität als krankhaft oder hormonell "fehlgeleitet" verstanden werden?
schwierig für betroffene, ja. (weil sie vielleicht lange brauchen, um festzustellen, wer sie sind)
schwierig in einer gesellschaft, die glaubt, es gäbe nur zwei typen von menschen, ja. (das ist irgendwie noch schlimmer als vulgär-astrologie mit einer einteilung in 12 menschentypen)
am schwierigsten für die, die sich ihrer identität sicher sind, aber mit dem entgegengesetzten körper geboren sind. (da ist aber nicht die identität die schwierigkeit - also die software - sondern der körper - also die hardware)
gruß, lil (die sich jetzt mal wieder ihrer ursprünglichen suche zuwendet ...)