Lang. Vielleicht aber trotzdem lesenswert.
sami_x
Es ist schwierig, sich als Frau darüber im Klaren zu sein, welche Art "Mann" denn "Mann" sein soll.
Ja, er muß mich respektieren, mich als ebenbürtig in allen L(i)ebenslagen betrachte, mich ernst nehmen, eine Partnerschaft auf Augenhöhe wollen....
....aber gleichzeitig muß er erkennen, WANN ich als Frau wünsche, wie ein Weibchen behandelt zu werden, über die Schulter geschmissen und ins Schlafzimmer getragen zu werden.....und, und, und....
Es ist nicht leicht, als Frau die eigenen Wünsche und Bedürfnisse genau zu erkennen und diese auch auf den Punkt zum Ausdruck bringen zu können - aber wie viel schwerer haben es die Männer, die mittlerweile keinen Plan (mehr) haben, WIE wir denn jetzt behandelt werden wollen.....
Ich weiß es leider auch nicht.
So hätte man den ganzen Artikel auch abkürzen können
Trotzdem gut, dass er geschrieben wurde, darf ruhig häufiger erwähnt werden.
Aber auch ich habe da noch eine Tube Senf, die ich unbedingt loswerden muss...
Frauen - und ja, mir ist hier bewusst, dass ich ein übelst chauvinistisches Klischee anstrenge - scheinen leider nicht wirklich zu wissen, was sie wollen. Bzw. sie kommunizieren nur, was sie nicht wollen. Einfach mal den Test machen - wie oft hört man Sprüche wie "ich stehe auf Männer, die mir sagen wo es lang geht", "ich stehe auf Männer, die eifersüchtig sind", "ich stehe auf Männer, die dauernd Sex wollen", "ich stehe auf Männer, die mich spüren lassen, dass sie am längeren Hebel sitzen"? Und wie oft hört man dagegen "er soll lieb sein", "er soll verständnisvoll sein", "er soll mich respektieren", "er soll sich im Haushalt beteiligen" "er soll mich auf Händen tragen", "er soll mich zu nichts drängen" (auch beliebt sind andere Eigenschaften ohne genauen Bezug dazu wie "er soll aber auch intelligent sein" o.ä.).
Und als außenstehender Mann hört man diese Klagegesänge und nimmt sie im ungünstigsten Fall für bare Münze, und heraus kommt der "neue Mann", den jetzt doch keine haben will.
Dabei wird nur gerne übersehen (und ja, den Schuh darf ich mir auch selber anziehen), dass dieses Idealbild (*hust*) im Grunde 1a Mangeldenken ist: Die Eigenschaften, über die sich hier beschwert wird, sind quasi Grundausstattung des männlichen Geschlechts, die die Typen, die bei Frauen tendenziell besser ankommen, in Mengen vorweisen können. Diejenigen, die vermisst werden, sind halt nur "nice-to-haves", die den Machos aber dafür in der Regel fehlen. Anstatt als Frau aber zu sagen "ich will beides, aber im Zweifelsfall eher den echten Kerl" (womit man aber auch zugeben würde, dass man irgendwie an den eigenen Problemen mit der Männerwelt selber schuld ist), wurde immer nur über die erste Gruppe abgelästert - und dabei wohlweislich ignoriert, dass es meistens gerade diese Kombination ist, mit der sie in erster Linie überhaupt rumgekriegt wurde.
Ich wage zu behaupten: Die meisten Frauen wünschen sich
natürlich eher einen Mann mit was in der Birne als einen Proleten mit geringen intellektuellen Kapazitäten, nur ist letzterer trotzdem leider der, der sie eher in einer schwachen Stunde ins Bett kriegt, wenn er denn entschiedener zugreift als der andere.
Und als wäre das nicht genug, zieht sich das dann auch durch Leserbriefe, Ratgeberartikel und Kommentarspalten. Das beginnt im Grunde schon bei der Bravo und geht bis zur gehobenen Presselandschaft.
Der Normalfall wird negativ eingefärbt und mit dem Exzess in einen Topf geworfen, artikuliert wird immer nur, wenn etwas mies gelaufen ist - und dabei unterschlagen, dass unter teilweise nur geringfügig anderen Umständen ein identisch gelagerter Fall als aufregend, Abenteuer, erfüllend, tatsächlich eben auch positiv empfunden wurde.
Man liest von unerwünschten männlichen Grenzüberschreitungen, ignoriert dabei aber, dass eine ganze Menge (wenn nicht die meisten, zumindest hierzulande), ähm, zwischengeschlechtlicher Begegnungen damit angefangen haben, dass der Mann so dreist war, die Komfortzone der Frau zu durchbrechen, ohne erst ein Mal Rücksprache zu halten, ob das erwünscht war.
Sex ist etwas, das Männer sich nehmen und Frauen geben, und letztere haben dabei definitiv weniger Spaß als erstere (wenn Männer sich über Sex beschweren, dann in der Regel nur, dass die Frau nicht öfter will). Experimente jeder Art gehen fast immer von ihm aus, und werden immer als Opfer von ihrer Seite aus dargestellt. Auch hier wird impliziert, dass schmutzige Fantasien ebenso wie Casual Sex etc. eine rein männliche Domäne sind, für die eine Frau sich eventuell opfert, aber natürlich nur aus falsch verstandener (und natürlich skrupellos ausgenutzter) Liebe heraus.
Wenn man das liest und unbesehen so akzeptiert, muss man natürlich den Eindruck gewinnen, dass das alles Teufelswerk ist und keine Frau mit Selbstachtung jemals so etwas akzeptieren würde. Die daraus gezogene Konsequenz: Alle untugendhaften Wünsche begraben und immer auf jede Einwilligung mit dreifacher Ausfertigung warten, dann findet man seine Traumfrau und wird bis ans aller Tage glücklich.
Dazu kommen aber noch soziale Rahmenbedingungen: Die erste ist, dass männliches Rollenverhalten (welches, machen wir uns nichts vor, tendenziell aggressiver war als weibliches) abgeschliffen wurde und die dominant auftretenden Role Models in der Form auch nicht mehr gefragt sind - bzw. ganz aktiv konterkariert wurden. Verhalten, dass in der Vergangenheit (und auch heute noch in anderen Kulturkreisen) akzeptiert und normal war, wird bei uns als nicht nachahmungswürdig vermittelt. Zweitens, und das ist nicht zu unterschätzen: Grenzüberschreitung kann ganz schnell zu einem Delikt werden. Sexuelle Belästigung ist da rasch passiert, und - wenn man sich den Fall Assange ansieht - können auch Grauzonen sehr schnell verdunkelt werden.
Wo hat man diese ganzen Beziehungskisten her? Klar, einmal von den normalen medialen Mechanismen. "Bad news are good news" - dysfunktionale Beziehungen verkaufen sich besser als normale. Was im übrigen auch die Hoffnung ist, die die Damen hier für die Zukunft haben können: Wenn der "neue Mann" weit genug als die dumme Idee anerkannt wird, die er ist, wird die Entwicklung vielleicht mittel- bis langfristig wieder kassiert.
Aber:
Mittlerweile habe ich aber so den Eindruck, dass das ganze so ein Mittelklasse- bzw. teilweise auch Intellektuellenproblem ist, das zu einem ganz erheblichen Teil herbeigeschrieben wurde und nun genau den demografischen Gruppen um die Ohren fliegt, die es ursprünglich verbockt haben.
Einmal aus der progressiven Richtung, aus dem Weltverbesserer- und "Frauen sind immer Opfer"-Milieu (das in den Kreisen, die in Medien und Kultur tonangebend sind, deutlich überrepräsentiert ist). Hier war man nach allen Regeln der Kunst bemüht, den Ist-Zustand in den düstersten Farben zu schildern. Was nicht bedeuten soll, dass früher alles besser war. Selbst relativ harmlose Indikatoren für Gesellschaft und Kultur wie die Werbung einer Zeit malen mir ein Sittenbild von den 50er und 60er, teilweise auch 70er und 80er Jahren, das ich meiner Tochter (so ich eine hätte) beim besten Willen nicht wünschen würde. Nur hat man anscheinend bei der Veränderung der Umstände das ganze als Nullsummenspiel missverstanden, wo man davon ausgegangen ist, dass einer Veränderung im Rollenbild er Frau ein äquivalenter im Rollenbild des Mannes vorausgehen sollte. Na dann, danke für nichts :p
Nur müssen sich dieselben Frauen bzw. ihre Töchter heute damit rumschlagen, dass ihre Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Denn die Männer, die sich an diesen Wunschzettel gehalten haben, kommen vermutlich auch eher aus den Gruppen mit Hochschulzugang (ich habe jedenfalls so meine Probleme mir vorzustellen, dass das Phänomen des "neuen Mannes" in der Unterschicht so dominant ist). Und so schließt sich der Kreis.